Die Maske des Alien
„Wann? Wie lange ist er schon da drin?“
„Wenige Augenblicke erst“, antwortete der Junge. „Gerade bevor ich Euch herankommen sah. Ich sah die Kutsche, sie hielt an und er – der schwarzgekleidete Mann – stieg aus. Ich bin fortgelaufen, aber ich habe gesehen, wie er die Halle betrat.“
Fain blickte zu dem hohen Portal hinüber, das vor ihnen lag.
Während sie miteinander sprachen, schritten unaufhörlich Angehörige der Hohen Kasten hindurch. „Wenn es stimmt, was du sagst, warum sind sie dann nicht herausgekommen? Es müßte doch einen Aufruhr geben.“
„Vielleicht haben sie zuviel Angst für einen Aufruhr“, meinte Skallon.
Fain mußte einen Augenblick nachdenken. War es möglich? Konnte der Änderung einen so schweren Fehler begehen?
Der Änderung würde noch weniger über diese Welt wissen als Fain. Das Vertil konnte ihm helfen. Aber wenn er unvorsichtig geworden war, wenn er einfach die Identität eines Alveaners aus den Hohen Kasten angenommen hatte, dann war es vielleicht möglich. Er hatte schon erlebt, daß Änderlinge solche Fehltritte begingen. Sie waren gerissen, aber sie waren auch dreist und eitel.
„Danon“, sagte er mit scharfer Stimme, „du bleibst hier. Klettere aufeinen Pfahl oder einen Baum, such dir einen Winkel, von wo aus du die Halle im Auge behalten kannst. Wenn der Attentäter herauskommt, während wir drin sind, dann beobachte, wohin er geht.“
„Ich … ich werde ihm folgen“, sagte Danon.
„Nein, das wirst du nicht. Du sollst ihn nur beobachten. Und Skallon …“ – Fain drehte sich um – „… du gehst mit mir hinein. Wenn wir drinnen sind, trennen wir uns und gehen ihn von beiden Seiten an. Wenn du schießt, dann paß auf, daß du ihn sauber triffst. Wir können hier nicht Eingeborene umbringen, ohne daß unsere Tarnung zum Teufel geht. Wenn dies das Ende ist, dann muß es wirklich das Ende sein. Verstanden?“
Aber Skallon schüttelte den Kopf. „Schießen?“
„Ja. Schießen. Töten. Wie ein Attentäter, versiehst du?“
„Aber was ist, wenn wir uns irren? Wenn der Mann nicht der Änderung ist?“
„Ich dachte, du hättest mir gerade erzählt, daß er es sein muß?“
„Aber … na ja, wir können uns doch irren. Ich meine, vielleicht gibt es eine andere Erklärung für die Anwesenheil dieses Altentäters.“
„Zum Beispiel?“
„Ich … ich weiß es nicht.“
„Dann tu, was ich dir sage. Tu, was ich sage, und in ein paar Monaten bist du wieder sicher und behaglich zu Hause in deiner hübschen, warmen Unterkunft.“
„Aber Fain, ich finde wirklich, wir …“
Er packte Skallon beim Arm und stieß ihn auf die Halle zu. „Halt den Mund und beeil dich. Wir müssen diese Chance nützen. Wenn wir es nicht tun, werden wir kaum eine zweite bekommen.“
Sie betraten die Große Halle. Fain hatte kaum einen Fuß in den Versammlungsraum gesetzt, als er den Attentäter entdeckte. Es erforderte keine besonders scharfe Beobachtungsgabe. Der schwarz-gewandete Mann saß ganz für sich allein mit dem Rücken zur Tür. Um ihn herum stand ein weiter Kreis von verängstigten Alveanern. Fain konnte nur den Hinterkopf und die Schultern des Attentäters sehen. Aber er war schlank – schlanker als alle Alveaner, die Fain bisher gesehen hatte. Er studierte die starren Mienen der Alveaner. Die ganze Szene erinnerte ihn an ein seltsames altes Gemälde, das er einmal gesehen hatte: „Der Tod als Besucher“. Der schwarzgekleidete Altentäter war zweifellos der Tod, aber zu wem war er gekommen? Die Alveaner schienen es nicht zu wissen, denn bis jetzt hatte noch keiner von ihnen auch nur einen Muskel gerührt.
Fain merkte, daß er flüsterte. „Von hier aus habe ich kein freies Schußfeld. Wir versuchen am besten, uns durch die Menge zu zwängen. Du gehst dort entlang, und
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