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Die Masken der Niedertracht

Die Masken der Niedertracht

Titel: Die Masken der Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-France Hirigoyen
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Masse, Haufen, Pöbel; daher die Vorstellung des Belästigens. Heinz Leymann 9 , der auf dem Gebiet der Arbeitspsychologie forscht und in Schweden arbeitet, führt seit etwa zehn Jahren bei verschiedenen Berufsgruppen Untersuchungen zu diesem Vorgang durch, den er Psychoterror genannt hat. Mittlerweile beginnen in zahlreichen Ländern die Gewerkschaften, Arbeitsmediziner und Krankenkassen, sich für dieses Thema zu interessieren.
    In Frankreich und Deutschland war in den letzten Jahren – in den Betrieben wie in den Medien – vor allem von sexueller Belästigung die Rede. Die französische Gesetzgebung tritt einzig dieser Form der Belästigung entgegen, obgleich sie damit nur eine der Möglichkeiten dieses Quälens trifft.
    Der psychologische Krieg am Arbeitsplatz kennt zwei Erscheinungsformen:
     
    • # den Machtmißbrauch, der sehr rasch entlarvt und von den Arbeitnehmern nicht unbedingt hingenommen wird;
    • # die perverse Manipulation, die viel hinterhältiger ist und deshalb um so mehr Schaden anrichtet.
     
    Das Quälen entsteht auf harmlose Weise, breitet sich aber heimtückisch aus. Anfangs wollen die Betroffenen einfach kein Theater machen und nehmen Sticheleien und Schikanen auf die leichte Schulter. Daraufhin mehren sich diese Angriffe, und das Opfer wird regelmäßig in die Enge, in eine Position der Unterlegenheit getrieben, immer länger feindseligen und entwürdigenden Machenschaften ausgesetzt.
    An all diesen Aggressionen stirbt man zwar nicht unmittelbar, aber man verliert einen Teil seiner selbst. Allabendlich kommt man verbraucht, gedemütigt, kaputt heim. Und sich davon zu erholen, ist schwierig.
    Es ist normal, daß in einer Gruppe Konflikte auftreten. Eine verletzende Bemerkung in einem Augenblick von Erregung oder schlechter Laune hat nichts zu bedeuten, erst recht nicht, wenn Entschuldigungen folgen. Doch die Wiederholung der Schikanen, der Demütigungen, ohne das geringste Bemühen, sie zu nuancieren, ist das Zerstörerische.
    Dieses Mobbing ist wie eine Maschine, die sich in Gang setzt und alles zermalmen kann. Es ist schreckenerregend, weil unmenschlich, gefühl- und mitleidlos. Die Berufskollegen ziehen es aus Feigheit, Egoismus oder Furcht vor, «sich herauszuhalten». Hat sich dieser Typus asymmetrischer und zerstörerischer Interaktion erst einmal etabliert, wird er sich stetig ausweiten, falls nicht jemand von außen energisch eingreift. Denn in einem Krisenmoment neigt man dazu, das Verhaltensmuster, in dem man sich bewegt, auch noch zu akzentuieren: Strenge Führung im Betrieb wird noch strenger, ein depressiver Angestellter wird noch depressiver, ein aggressiver noch aggressiver etc. Man verstärkt, was man ist. Eine Krisensituation kann zwar stimulieren und jemanden dazu bringen, sein Bestes zu geben, um Lösungen zu finden. Aber eine Situation perverser Gewalt hat die Tendenz, das Opfer zu betäuben, so daß es sich von da an nur noch von seiner schlechtesten Seite zeigt.
    Es handelt sich um ein kreisförmiges Phänomen. Es nützt also nichts, danach zu suchen, was am Anfang des Konflikts steht. Man vergißt sogar seine Ursachen. Eine Folge überlegter Verhaltensweisen seitens des Aggressors soll die Angst des Opfers auslösen, die bei ihm eine abwehrende Haltung hervorruft, die ihrerseits neue Aggressionen erzeugt. Entwickelt sich der Konflikt weiter, treten Phänomene wechselseitiger Phobie auf: Allein schon der Anblick der gehaßten Person ruft kalte Wut bei dem einen hervor, die des Peinigers löst beim Opfer ein Phänomen der Furcht aus. Es ist ein aggressiv oder defensiv konditionierter Reflex. Die Furcht hat beim Opfer pathologische Verhaltensweisen zur Folge, die als Alibi dienen, die Aggression rückwirkend zu rechtfertigen. Es reagiert meist heftig und verwirrt. Was es auch unternehmen, was es auch tun mag, alles wird ihm von seinen Verfolgern angelastet. Ziel derartiger Machenschaften ist es, den anderen aus der Fassung zu bringen, in totale Verwirrung zu treiben, so daß er Fehler macht.
    Selbst wenn das Quälen sich auf einer gleichrangigen Ebene abspielt (ein Kollege greift einen anderen Kollegen an), schreitet die Unternehmensleitung nicht ein. Sie weigert sich hinzusehen oder läßt alles laufen. Manchmal wird sie sich des Problems erst bewußt, wenn das Opfer zu spektakulär reagiert (Nervenkrise, Tränen...) oder zu oft wegen Krankheit fehlt. Der Konflikt artet aus, weil das Unternehmen es ablehnt, sich einzumischen: «Sie sind erwachsen genug, Ihre Probleme

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