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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Papier, Leinen und Leim. Ein Funke und die Kugel steht in Flammen.«
    Sie erklomm das Gerüst und Arian machte sich ans Heizen. Unterhalb der Böschung lagerte das dafür erforderliche Material: Ballen mit Schafswolle, ölgetränktes Holz und feuchtes Stroh. Während er den Brennstoff mit einer Forke zum Ofen schleppte, behielt er die Umgebung im Auge. Ein Leuchtturm konnte auch nicht auffälliger sein als der über dem Feuer glosende Riesenlampion.
    »Sie kommen!«, rief Mira.
    »Mist!« Arian warf die Heugabel in den Sand. Mit großen Sätzen eilte er auf das Holzgerüst zu. »Nimm meinen Degen und kappe die Leinen.«
    »Aber…«
    »Tu, was ich sage!«
    Es gab insgesamt vier Haltetaue. Kurz bevor Arian die Treppe erreichte, hatte Mira das erste durchtrennt. Während er auf die Stufen sprang, hackte sie gegenüber das nächste entzwei.
    Die Montgolfière begann zu schaukeln.
    Ein Schuss fiel.
    Arian warf sich der Länge nach hin. Über ihm durchschlug eine Kugel das Geländer.
    Leine Nummer drei wurde gekappt.
    Wieder knallte eine Pulverladung. Arian flogen Holzsplitter um die Ohren. Er stemmte sich hoch und rannte weiter nach oben. Der Freiballon war mittlerweile in bedenkliche Schieflage geraten.
    »Komm, schnell!«, rief Mira.
    Plötzlich riss sich die Montgolfière vom letzten Pfosten los und schwebte himmelwärts.
    Arian erreichte das obere Podest und sprang aus vollem Lauf, die Hände nach dem abgerissenen Haltetau ausgestreckt. Mehrere Schüsse fielen. Keiner traf. Dann hatte er die Leine gepackt.
    »Arian!«, kreischte Mira.
    »Ich bin unter dir«, rief er nach oben.
    Ein Gaukler an einem Seil – Arian war in seinem Element. Rasch kletterte er zu Mira hinauf. Auf dem Strand schwärmten derweil von allen Seiten die Schwarzen Wölfe herbei. Die Reiter schienen zu schrumpfen, so schnell stieg der Freiballon auf. Arian schwang sich über das Geländer der Galerie und blickte nach unten. Blitze zuckten aus den Gewehrläufen.
    Und plötzlich verwandelte sich die Montgolfière in einen Feuerball.

Nicht ganz freiwillig unternehmen Arian und Mira
eine Pioniertat mit mannigfachen Hindernissen.
      
      
      
    Zwischen Calais und Dover, 25. Juli 1793
      
    Mira schrie. Sie hatte noch nicht bemerkt, wie wohltemperiert die feurige Glut war.
    Arian nahm sie in die Arme. »Beruhige dich, Schatz. Die Flammen sind nicht echt. Ich wollte nur, dass die Schießerei aufhört.
    Und tatsächlich! Das Feuer aus den Vorderladern war verstummt. Wahrscheinlich warteten die Schwarzen Wölfe unten, dass ihre Beute als Ascheflöckchen zu Boden schneite.
    Immer kleiner wurde das Licht, das aus dem Ofen loderte, immer kühler die Nachtluft. Arian schätzte, dass die Montgolfière fast eine Meile hoch gestiegen war, als er die Illusion verblassen ließ. Jetzt waren sie für ihre Feinde unsichtbar.
    »Arian?« Mira klang beunruhigt.
    Er sah sie an. »Ja?«
    Sie versuchte ihr Haar zu bändigen, das ihr der Wind unentwegt ins Gesicht wehte. »Wir bewegen uns in die falsche Richtung.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen. Ich hoffe, wir erwischen weiter oben einen Luftstrom, der uns nach Westen trägt.«
    Sie warteten. Obwohl der Freiballon nach wie vor aufstieg, änderte sich an der Fahrtrichtung nichts.
    »Arian?« Miras Stimme bebte nun bedenklich.
    Er seufzte. »Ich weiß. Wir haben uns die Sache zu einfach vorgestellt.«
    »Ich finde, du solltest allmählich dein Glück selbst in die Hand nehmen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kenne keinen Changeur, der für das Seelenecho anderer so empfänglich ist wie du. Und du hast mit Ikela den Körper getauscht.«
    »Ja, und?«
    »Sie konnte die Kräfte der Natur umkehren. Warum versuchst du nicht …«
    »Aus einem West- einen Ostwind zu machen?« Er schnaubte. »Wäre ich zu so etwas imstande, hätte mir das doch längst auffallen müssen.«
    »Probier es!«
    Missmutig blickte er nach unten. Das Feuer des Startplatzes war kaum noch zu erkennen.
    Mira legte ihm die Hand auf die Schulter. »Einen Versuch ist es wert, oder?«
    Arian atmete vernehmlich aus und nickte. Die Windrichtung ändern. Wie macht man das? Er schloss die Augen und stellte sich den Himmel als riesigen Teich vor, auf dem Montgolfièren wie kleine Papierschiffchen dahintrieben. Mit diesem Gedanken im Sinn blähte er die Wangen und blies dagegen. Zunächst schien es ein fruchtloses Unterfangen. Doch dann kam Bewegung in die imaginären Ballone.
    »Du siehst aus wie ein Frosch. Hör auf zu pusten und benutze deinen Geist«,

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