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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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einen Auftrag vom Kriegsministerium. Du bist im Begriff, Hochverrat zu begehen. Und ich genauso, wenn wir mit einem französischen Freiballon in England landen. Die Strafe dafür kennst du.«
    »Sobald wir in London sind, schicke ich Zed einen Brief, dass er den Brüdern Geld schickt, einverstanden?«
    Er seufzte. Je länger er über ihr aberwitziges Vorhaben nachdachte, desto verrückter erschien es ihm. Aber was blieb ihnen übrig? »Also schön. Dann lass uns anhalten und den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen. Sollten da Wachen beim Feuer sein, müssen wir sie von dem Luftball weglocken.«
    Sie brachten ihre Tiere in einer Mulde zum Stehen. Nachdem sie das Gepäck abgeladen und ihnen Sättel und Zaumzeuge abgenommen hatten, ließen sie die Pferde frei. Danach liefen sie unterhalb der Böschung zum Ballon. Als sie nur noch einen Steinwurf weit entfernt waren, duckten sie sich in die Schatten.
    Nirgends waren Wachen zu entdecken. Allerdings sah die Luftkugel bedenklich schlaff aus. Arian vermochte sich nicht vorzustellen, dass man damit in den Himmel aufsteigen, geschweige denn die mehr als zwanzig Meilen breite Meerenge überqueren konnte.
    »Das sieht mir zu ruhig aus«, flüsterte er. »Bleib du hier. Ich schaue mich mal um, ob die Gehilfen der Montgolfiers irgendwo ein Lager haben.«
    Sie packte seine Hand und hielt ihn fest. »Und wenn dich die Wölfe sehen?«
    »Über uns sind hohes Gras und Büsche. Ich ziehe den Kopf ein, dann wird mich schon niemand bemerken.«
    »Keine Heldentaten, hörst du?«
    Er umarmte sie, erklomm die Böschung und spähte durch den Feuerkristall. Sein Blick wanderte landeinwärts. Vom Meer aus stieg das Terrain sanft an. In der Ferne entdeckte er eine Bewegung. Es mochte ein Reiter sein, oder nur irgendein Rindvieh. Er wandte sich der Küste zu, die sich als fahler Streifen unter ihm erstreckte. Ein Stück weiter südöstlich sah er ein Licht. Unbeweglich leuchtete es in die Nacht hinaus. Wahrscheinlich ein Haus in Sangatte.
    Dem Küstenverlauf folgend lief er geduckt ungefähr eine Viertelmeile auf den Ort zu. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Er wollte schon umkehren, als er plötzlich Stimmen vernahm. Schwarze Wölfe?
    Rasch ließ er sich ins Gras sinken und spähte zum Strand hinab.
    Drei Männer in langen Hosen taumelten da entlang, offenbar in weinseliger Laune. Wie Schergen des Metasomenfürsten sahen sie nicht gerade aus. Ob sie zu den Montgolfiers gehörten, konnte Arian im Dunkeln nicht erkennen. Geduckt folgte er ihnen zum Ballon.
    Dort angekommen machten sie sich sofort an die Arbeit. Einer öffnete die Ofenklappe und stocherte mit einem gewaltigen Schürhaken in der Glut herum. Asche rieselte durch ein Rost auf eine Blechpfanne, die der Mann herauszog und in den Sand leerte. Die anderen zwei schafften unterdessen frisches Brennmaterial herbei und fachten das Feuer neu an.
    Arian hatte genug gesehen. Bevor er zu Mira zurückschlich, blickte er noch einmal durch den Feuerkristall nach Süden. Der Schatten in der Ferne war nicht nur größer geworden, es hatten sich ihm auch fünf oder sechs weitere hinzugesellt. Rasch rutschte Arian die Böschung hinunter.
    Mira fiel ihm um den Hals. »Ich dachte schon, die Wölfe hätten dich erwischt.«
    »Niemand hat mich bemerkt«, antwortete er leise. »Allerdings fürchte ich, sie werden in Kürze hier aufkreuzen.«
    »Was?«, japste sie. »Wohin sollen wir dann fliehen?«
    »Bis dahin bleibt uns noch eine Galgenfrist.«
    »Hast du Wachen gesehen, abgesehen von den Männern bei der Montgolfière?«
    »Nein. Und ich denke, die werden bald wieder verschwinden.«
    Quälend langsam verstrich die Zeit, während die Gehilfen der Gebrüder Montgolfier sich ordentlich ins Zeug legten. Zwischendurch ließen sie regelmäßig eine Weinflasche kreisen. Arian kroch noch zwei Mal die Böschung hinauf und hielt Ausschau nach den Schwarzen Wölfen. Sie kamen näher, so als folgten sie einer Witterung.
    Endlich machten sich die Anheizer auf den Rückweg. Sobald die Dunkelheit sie verschluckt hatte, wagten sich die Ballondiebe aus dem Versteck. Sie nutzten den Ofen als Deckung, während sie sich dem Aerostaten näherten. Arian deutete zu der Treppe, die zum Holzgerüst hinaufführte.
    »Lade du schon mal das Gepäck ein. Ich fache das Feuer noch stärker an. Je heißer der Rauch im Ballon, desto weiter wird er uns tragen.«
    Mira beäugte argwöhnisch das riesige Fluggerät. »Sei vorsichtig. Die Montgolfièren bestehen hauptsächlich aus

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