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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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inne. Der Halfpenny auf seiner Hand blieb stehen. Vom Eingang dröhnte eine kräftige Männerstimme herüber.
    »Bitte bleiben Sie auf ihren Plätzen sitzen, Gentlemen, sonst sähen wir uns gezwungen, von unseren Feuerwaffen Gebrauch zu machen. Wir kommen im Auftrag des Constable, um einen Halunken festzunehmen, der regelmäßig im Gun verkehren soll.«
    Lautes Gemurmel breitete sich aus. Monster bellte.
    »Dann müssen Sie alle hier verhaften«, kicherte jemand beschwipst aus den Rauchschwaden des Gastraums.
    Nur wenige lachten.
    »Wieso? Ist das eine Versammlung der Mörder von London? Umso besser«, erwiderte der amtlich bestellte Fänger bitterernst.
    Schlagartig herrschte Stille im Schankraum, abgesehen von einem tiefen Grollen aus Monsters Kehle.
    »Anscheinend nicht«, fuhr der Mann an der Tür hörbar zufrieden fort. »Dann bewahren Sie bitte Ruhe, Gentlemen.«

Der lange Arm des Gesetzes greift nach unserem Helden.
Um dem Scharfrichter zu entgehen,
muss er sich dem Schlitzer anvertrauen und
gerät dadurch vom Regen in die Traufe.
      
      
      
    London, 7. Juni 1793
      
    Die Dielen knarzten unter schweren Stiefeln. Ihr Besitzer betrat die Schankstube mit der Gelassenheit eines Unbesiegbaren. Nach ihm huschten leichtere Schritte durch den Raum. Waffen klapperten. Arian war wie gelähmt vor Angst. Er hatte zwar mit Scherereien gerechnet, solange er im Körper des Walisers steckte, aber dass ihn dessen Sünden so schnell einholten, überraschte ihn doch.
    »Er meint dich, schätze ich«, feixte Slit.
    Blitzschnell packte Arian dessen Handgelenk. Monster knurrte. Vermutlich überlegte er nur noch, in welches von Hooters Beinen er zuerst beißen sollte. Um den Hund abzulenken formte Arian im Geist das Bild einer lodernden Flamme.
    Der Bulldog sprang jaulend auf, schlidderte bei seiner hektischen Flucht vor dem Trugbild über den Boden und verkroch sich hinter dem Stuhl des Schlitzers.
    »Was hast du mit Monster gemacht?«, zischte der.
    »Deinem wandelnden Fettkloß geht es gut«, raunte Arian. »Aber falls du mich jetzt hängen lässt, bist du die längste Zeit der beste Mann des Kings gewesen. Er wird dir die Schuld geben, wenn er nicht bekommt, was ich für ihn habe.«
    Slits Blick bohrte sich in den seines Kumpans. Arian meinte, seine geliehene Haut sei dünn wie Seidenpapier und lasse sein wahres Ich hindurchschimmern. Der Schlitzer deutete mit dem Kopf zum Schanktisch und flüsterte: »Sei leise und bleib dicht hinter mir.«
    Fast geräuschlos standen sie von ihren Stühlen auf. Auf dem Weg zur Theke knarzten die Dielen verräterisch unter ihrem Gewicht. Die Schritte der anderen waren allerdings lauter. Jeden Moment konnte einer der Fänger aus den Dunstschwaden auftauchen. Sie würden nicht zögern ihre Waffen zu gebrauchen, um einen gesuchten Mörder an der Flucht zu hindern. In England knüpften sie einen schon für weit geringere Verbrechen auf. Erst neulich hatten sie den elf Jahre alten Charles Crawley hingerichtet, weil er vier seidene Taschentücher aus einer Auslage gestohlen hatte.
    Unbemerkt schlüpften die drei hinter den Schanktisch. Slit und Monster kauerten sich neben einen Schrank mit Schiebetüren. Am liebsten hätte Arian laut protestiert. Dachte der Dicke ernsthaft daran, sich hier zu verstecken? Der Wirt starrte sie nur mit großen Augen an. Slit zückte sein Messer und bedeutete dem verängstigen Mann zu schweigen.
    »Sind Sie Mr Anderson, der Besitzer des Gun ?«, fragte unvermittelt die Stimme des Oberfängers direkt über Arians Kopf. Sie klang ebenso freundlich wie frostig.
    »Ja, Sir«, antwortete der Wirt zitternd.
    »Sie schwitzen ja. Warum so ängstlich, Mr Anderson?«
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass man in meinem Haus mit Schießprügeln und Meuchelpuffern hantiert, Sir.« Er meinte Flinten und Pistolen.
    »Tatsächlich nicht? Und ich hätte gedacht, das gehört hier zum guten Ton.« Ein Seufzer war zu hören. »Wie auch immer. Dürfte ich mich kurz hinter dem Tresen umsehen?«
    Anderson schwieg, nur seine Knie schlackerten.
    Arian schloss die Augen. Seine Gedanken waren zäh wie Grütze. Zu viel Alkohol. Denk nach! Er könnte versuchen, sich mit einem Trugbild aus der Zwangslage zu befreien. Luft, Wasser und Erde schieden als Ablenkungsmanöver wohl aus. Und als menschliche Fackel würde er die Häscher höchstens zum Abfeuern ihrer Waffen ermutigen. Hilfe suchend blickte er sich nach Slit um.
    Der Schlitzer und sein vierbeiniges Monster waren verschwunden.
    »Ich werte

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