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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hätte, wären wir vielleicht schon einen Schritt weiter.«
    »Feuerkristall?« Arian wurde schwindlig. Whiskey zum Lunch und Porter zum Dinner, das konnte ja nicht gut gehen. Was hatte der geheimnisvolle Mister M. vor der Wabbey zu ihm gesagt? Eigentlich bin ich gekommen, um Sie zu treffen.
    Der Schlitzer deutete auf sein Auge. »Ich rede von dem roten Stein, den Mortimer ihm gegeben hat, damit er jeden durchschauen kann. Der Froschfresser meinte, bei dem Mädchen und dem Jungen könne man sich nie sicher sein, in welchen Rollen sie auftreten. Sogar du könntest einer der beiden sein.«
    »Ich?«, krächzte Arian. Er stürzte auch noch den Rest des Bieres hinunter.
    Slit lachte. »War nur ’n Jux. Hinter so einer hässlichen Visage wie der deinen würde sich niemand freiwillig verkriechen.«
    Aber vielleicht unfreiwillig, du Mistkerl. »Sind die Halbwüchsigen etwa auch Seelendiebe?«
    »Der Boss hat sie anders genannt. Swapper, glaube ich.« Slit streckte dem Schankknecht erneut den leeren Bierkrug entgegen und nahm einen frisch gefüllten in Empfang.
    Arian lehnte das Angebot ab, ein weiteres Pint zu trinken. Sein Magen rebellierte und ihm war schlecht. Er musste erst einmal verdauen, dass ihn der übelste Verbrecher von London suchte und obendrein von seinen besonderen Begabungen wusste. Vor Jahren hatte Arian von seiner Großmutter Lorina zum ersten Mal von den Plagiatoren erfahren. In einer Beziehung war er den Mitgliedern dieser geheimen Bruderschaft tatsächlich sehr ähnlich: Genauso wie sie konnte er die Sinne narren und Scheinwirklichkeiten erschaffen. »Was ist eigentlich passiert, nachdem Mortimer und der King wieder in ihren richtigen Körpern waren?«
    Slit gönnte sich zunächst einen tiefen Schluck aus dem Krug, ehe er die Geschichte erzählte. Der Hexenmeister habe zum Boss gesagt, er müsse mit ihm über die Zukunft reden. Auf geweihtem Boden. In der Westminster Abbey. Er wolle ihn vor der Kirche treffen. Kaum war er verschwunden, hatte Turtleneck erst mal einen Wutanfall bekommen, so als habe er sich nie von Mortimer Schützenhilfe beim Aufstieg in die gehobene Gesellschaft erhofft. Wozu sollte er, der King, mit diesem Froschfresser über seine Zukunft reden, wetterte er. Wollte der Zauberer nun seinen Machtbereich auf London ausdehnen? »Das hat er ausgerechnet mich gefragt«, erinnerte sich Slit. »Ich hab schön meine Klappe gehalten. Der Boss beschloss dann, die Sache auf seine Weise zu regeln und sich bei der Gelegenheit gleich für die Entführung seines Körpers zu bedanken. Den Rest kennst du. Er hat dich antanzen lassen und uns zwei beauftragt, Mortimer vor der Wabbey zu schnappen und ihm vom Turm aus das Fliegen beizubringen.«
    Missmutig starrte Arian in seinen leeren Krug, so als könne er auf dessen Grund Antworten auf die Fragen finden, die ihm durch den Kopf schwirrten. Warum hatte ihn dieser Franzose tatsächlich gesucht? Nur, um ihm die Seele zu zerreißen? Gab es im Pariser Amphithéâtre Franconi von Antonio, dem Freund seines Adoptivvaters, denn keine jungen und begabten Artisten, deren Körper eine lohnende Beute wären? Nein, so einfach lag der Fall wohl nicht, entsann sich Arian an den von ihm belauschten Streit zwischen seinem Ziehvater und dem angeblichen Mister M. Sergeant Major Astley war diesem Xix auf den Leim gegangen, als er ihn mit Fragen über Tobes und Salome Pratt löcherte. Um den Preis des Erfolges und seines eigenen Seelenfriedens hatte Philip sie Mortimer ans Messer geliefert.
    »Warum so nachdenklich?«, fragte Slit.
    Arian blinzelte. »Ich … äh … bin jetzt erst recht überzeugt, dass ich den King dringend sprechen muss.«
    »Ach ja? Und wieso?«
    »Bringe mich zu ihm und du wirst es erfahren. Glaub mir, wenn er hört, worum es geht, wird er dich reich belohnen.«
    Das Wörtchen »reich« bewirkte mehr als alles sonst, was der falsche Hooter zuvor gesagt hatte. Die Schweinsäuglein des Schlitzers funkelten schon begehrlich, während er sich noch zierte. »Es ist nicht ungefährlich, den Boss zu Hause zu besuchen. Erst neulich musste ich einen Boten abstechen, der ihm zufällig auf der Eingangstreppe begegnet ist.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Slit seufzte theatralisch. »Na schön. Mal sehen, was ich für dich tun kann.« Ein schmieriges Grinsen erschien auf seinem runden Gesicht. »Der King entspannt sich jeden Abend in seinem Dampfbad. Vielleicht lässt er dich ein bisschen mitschwitzen.«
    »Ist mir recht. Ich brauche nur…« Arian hielt abrupt

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