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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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beugte sich vor und senkte die Stimme. »Der Hexenmeister hat dem King die Seele gestohlen.«
    »Das hat er gesagt?« Arian brauchte nicht so zu tun, als sei er überrascht, er war es tatsächlich.
    »Nicht so direkt. Angeblich hat der Frosch dem Boss den Körper geraubt.« Slit zog den Mund schief. »Eigentlich hat er ihn sich nur ausgeliehen.«
    »Geliehen? Wozu?«
    »Keine Ahnung«, brummte Slit. »Mir ist das alles suspekt. Sag mal ehrlich: Wo gibt’s denn so was, dass einer mit dem anderen den Körper tauscht? Ich hab nur gesehen, wie Mortimer aus den Latschen kippt und der King sich aus dem Staub macht.«
    »Und der Franzmann?«
    »Den haben wir im Keller eingesperrt, bis der Boss zurückkam. Dann haben die zwei sich angefasst und diesmal fällt der King beinahe in Ohnmacht. Später hat er behauptet, er sei in Wirklichkeit von uns eingeschlossen worden, während der Froschfresser in seiner Haut irgendeine Schweinerei angestellt hätte. Ich habe ja schwer den Verdacht, der Boss tickt nicht ganz richtig im Oberstübchen. Kann mir auch egal sein. Jeder hat seine Macke.«
    Der Wirt kam mit dem randvollen Krug. »Ein Pint Whitbread, der Herr.« Monsters Knurren vertrieb ihn gleich wieder.
    Arian war dankbar für die Unterbrechung. So konnte er das Gehörte verarbeiten. Scheinbar gierig stürzte er ein paar tiefe Schlucke von dem dunklen Bier hinunter. Offenbar war Mortimer in Gestalt des Londoner Obergauners bei seinem Adoptivvater gewesen. Sind Sie das, Turtleneck? , hatte der Sergeant Major den Unhold gefragt, als ihm klar geworden war, dass im Körper seines Ziehsohnes ein Fremder steckte. »Warum hat der King sich überhaupt mit dem Seelendieb eingelassen?«
    »Seelendieb?«, wunderte sich Slit. Er winkte einem Schankknecht mit dem leeren Bierkrug, um ihn gegen einen vollen zu tauschen. »Wieso Seelendieb? Der Frosch hat ihm doch angeblich den Leib abgeluchst.«
    »Ich dachte dabei eher an den Menschen als Ganzes. Würde mir so was passieren, was der Boss erlebt hat, käme ich mir jedenfalls ziemlich zerrissen vor. Du sagst ja auch Hundertseelendorf und meinst damit nicht hundert Geister, die in dem Kaff herumspuken, sondern die Männer, Frauen und Kinder, die darin wohnen.«
    »Und die Hunde.«
    Arian warf einen unbehaglichen Blick unter den Tisch. Monster beobachtete ihn wie ein Schießhund. »Hat Turtleneck Geschäfte mit dem Franzmann gemacht?«
    »Irgendwas in der Art. Wir wissen beide, dass er keine Gelegenheit auslässt, immer noch mächtiger und reicher zu werden.«
    »Er ist doch schon der King.«
    Slit verdrehte die Augen und imitierte den näselnden Ton der feinen Pinkel, die in Mayfair oder den Palästen von Chelsea wohnten. »Neuerdings will er es in der gehobenen Gesellschaft zu Achtung und Ansehen bringen. Genau das hat Mortimer nämlich in Paris bereits geschafft. Er soll sogar in ganz Frankreich eine große Nummer sein. Mit seiner Hilfe hat sich der Boss hier einen ähnlichen Aufstieg erhofft. Als der Frosch ihn neulich um einen Gefallen bat, hat er wohl die Gelegenheit dazu gewittert.«
    »Warum sollte ausgerechnet ein Franzose hier erreichen, was nicht mal dem König der Londoner Unterwelt gelingt?«
    »Weil er ein Hexenmeister ist, du Rhinozeros.«
    »Hatte ich vergessen…«, dass Turtleneck ein so abergläubischer Halunke ist, setzte Arian in Gedanken hinzu. Er nahm einen weiteren Schluck Porter. Der Alkohol zeigte bereits Wirkung. »Um was für eine Gefälligkeit hat er den King eigentlich gebeten?«
    »Er will, dass der Boss für ihn zwei Halbwüchsige findet. Dieselben, nach denen wir uns umhören sollen. Du weißt schon, diese Mira du Lys, die wohl vor Mortimer hierher geflohen ist, und …«
    »Du Lys, sagst du?« Er spürte ein Kribbeln im Nacken. Derselbe Name war in dem Streit zwischen Philip und dem Seelendieb gefallen. Angeblich hätte diese Mira für ihn, Arian, wie eine Schwester werden sollen. Er ahnte, um wen es sich bei dem anderen Halbwüchsigen handelte.
    Slit grinste schief. »Sag mal, hast du Löcher im Hirn?«
    »Bin neulich nicht ganz bei der Sache gewesen. Wie war das noch gleich mit unserem zweiten Kandidaten?«
    »Den Jungen, meinst du?«
    »Pratt«, murmelte Arian. Erneut rutschte ihm der Name einfach so heraus. Offenbar hatte das Bier seine Zunge gelockert. Lass dir nichts anmerken! Er starrte auf die Münze, die über seine Finger purzelte.
    Slit nickte gewichtig. »Na also, jetzt erinnerst du dich wieder. Wenn der Boss uns seinen Feuerkristall ausgeliehen

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