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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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herausstellte, kannte der Sergeant Major den Franzosen …
    »Mortimer?«, unterbrach Turtleneck den Bericht.
    Arian nickte. »Der Theaterdirektor muss ihm bei der Suche nach diesem Pratt geholfen haben.«
    »Sieh einer an! Dann hat der Frosch also nicht nur mich für seine Nachforschungen eingespannt. Wie aufschlussreich! Ich glaube, ich lade den berühmten Amphi-Philip mal zum Tee ein.«
    »Astley ist tot.«
    »Was? Hast du etwa …?«
    »Ja«, sagte Arian und meinte die Bitterkeit in seiner Stimme sei nicht zu überhören. Er empfand die Antwort nicht einmal als Lüge. Eine Hälfte von ihm hatte ja die Mordwaffe geschwungen und die andere hatte nichts dagegen getan.
    Turtleneck deutete die finstere Stimmung seines Mordbuben wohl als Ausdruck der Zerknirschung infolge eines Versagens. Wütend hieb er mit der Faust auf die Bank. Fast hätte er dabei sein rotes Glasauge in den Dunst geschossen. »Bist du von allen guten Geistern verlassen!«, schrie er.
    Ein Krachen war zu hören und Slits Stimme hallte durch den Raum. »Brauchen Sie Hilfe, Boss?«
    »Nein!«, schnarrte der. »Mach die Tür zu. Es zieht.«
    Arian wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Es war unvermeidbar. Der alte Dragoner hätte es jemand anderem verraten können.«
    »Es?« Turtleneck nahm den Feuerkristall in die Hand und betrachtete ihn versonnen.
    »Das Versteck des Schatzes.«
    Der Gauner sah überrascht auf. »Ein Schatz? Wo? «
    »Hier in London. Schmuck und mehrere Kisten voller Guineen. Sie gehörten Tobes Pratt, dem Vater von Arian Pratt.«
    »Jetzt wird mir einiges klar. Weil der alte Pratt tot ist, wollte der Hexenmeister an den jungen ran. Was hatte Astley damit zu tun?«
    »Er war mit den Pratts befreundet. Mortimer hatte vor, den Schatz für seinen Krieg gegen Sie zu benutzen, Sir. Um Leute zu bestechen und sich eine Armee von Handlangern zu kaufen.«
    »Ich hab’s gewusst!«, zischte Turtleneck.
    Arian nickte gewichtig. Das Narbengesicht hatte den Köder geschluckt. »Dummerweise konnte oder wollte Sergeant Major Astley nicht die genaue Lage des Schatzes verraten. Die kennt nur Arian Pratt. Ich glaube, ich könnte ihn finden, sofern ich alles über diesen Mortimer wüsste, was Sie wissen. Er ist in Wirklichkeit gar kein Franzose gewesen, stimmt’s?«
    »Nein. Ist er nicht. Er kam von der Insel und plante offenbar seine Rückkehr. Mir scheint, du hast im Amphitheater tatsächlich ein paar aufschlussreiche Dinge erfahren. Warum erzählst du nicht einfach mir die ganze Geschichte?« Turtleneck sah den falschen Hooter durchdringend an.
    Arian beschlich das unangenehme Gefühl, die leere Augenhöhle des Ganoven sehe mehr als die gesunde. Gar nicht auszudenken, was der Feuerkristall in diesem finsteren Loch zu bewirken vermochte! »Nichts für ungut, Sir, aber ich möchte Ihre Ungeduld nicht auf die Probe stellen. Das ist im Moment alles noch zu unausgegoren. Sie könnten denken, ich verschwende nur Ihre Zeit, und mich umbringen lassen, jetzt, da ich Ihre … Adresse kenne.« Beinahe hätte er Räuberhöhle gesagt.
    Der Gauner kicherte. »Habe ich einen so üblen Ruf?«
    Arian schwieg.
    »Na schön«, sagte der King und nahm die Beschäftigung mit dem roten Kristall wieder auf. »Du bist schlauer, als du aussiehst, Hooter. Und du hast Mut, mir so etwas ins Gesicht zu sagen. Das gefällt mir. Speichellecker habe ich schon genug. Wenn du so weitermachst, kannst du es bei mir noch weit bringen. Dann hör mal gut zu.«
    Vor Jahren, berichtete der Einäugige, habe der Hexenmeister über einen gemeinsamen »Freund« mit ihm Kontakt aufgenommen. Besagter Mann, den er aus Gründen der Diskretion nur W. nenne, sei ein hohes Tier in der königlichen Armee und kenne viele Leute. Er, Turtleneck, bessere regelmäßig den Sold des Offiziers auf und der bedanke sich dafür mit kleinen Gefälligkeiten. Offensichtlich habe er sich dabei einen kostspieligen Lebensstil angewöhnt, sodass er bald auch andere Geldquellen anzapfte.
    »Mortimer?«, riet Arian.
    Das Narbengesicht nickte. Er rieb seinen Feuerkristall am Lendentuch und prüfte mit dem gesunden Auge, ob der Stein wieder klar war. Derweil plauderte er munter weiter. W. habe ihm seinerzeit erzählt, der Franzose sei ein Mann mit unzähligen Gesichtern, der die magischen Künste beherrsche. Das habe ihn interessiert, gestand Turtleneck grinsend. Ihn interessiere überhaupt alles, was ihn mächtiger und reicher mache.
    »Könnte ich diesen W. kennenlernen?«, fragte Arian. Ihm war schwindlig. Lag

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