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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Knie gestochen. Mir wird ganz schwummerig.« Arian keuchte. Der Bulldog verschwamm vor seinen Augen. »Verflucht noch mal, ich glaube, ich hab mich selbst vergiftet …«

Arian ist in einem vergifteten Körper gefangen.
Um sein Leben zu retten,
nötigt ihm Mira eine verzweifelte Entscheidung ab.
      
      
      
    London, 8. Juni 1793
      
    »Feuer!« Der Ruf hallte jetzt aus verschiedenen Richtungen in die nebelverhangene Gasse. Helles Glockengeläut erfüllte die Nacht. Nicht mehr lang und die Feuerkämpfer der großen Versicherungen The Phoenix, Sun und der Royal Exchange Assurance Corporation würden hier aufkreuzen. Sollten diese Männer an der Fassade ihr Feuerschild finden, würden sie sich todesmutig ans Löschen machen. War das Haus dagegen unversichert, ließ man es abbrennen. Ob so oder so – es war ratsam, dem zu erwartenden Menschenauflauf aus dem Weg zu gehen.
    »Beeil dich!«, zischte Arian ungeduldig. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Vielleicht kannte Mira ein Gegengift. Als Bulldogge nützte sie ihm allerdings wenig.
    Endlich hörte Hooter auf zu knurren. Neugierig schnupperte er an Monsters Gesicht. Das Tier in ihm meinte wohl, einen friedfertigen Artgenossen zu beschnüffeln. Als seine Nase die Hundeschnauze berührte, tauschten die beiden erneut die Körper.
    Der Bulldog kippte zur Seite und zuckte mit den Beinen.
    Mira, nun wieder als walisischer Stier, steckte den Tausch besser weg. Sie erhob sich sofort und lief zu Slit, der ja im alten Blacksmith gefangen war. Er lag noch immer reglos auf dem Rücken. Sie sank neben ihm auf die Knie und nahm seine Hand. Leise vor sich hinmurmelnd untersuchte sie die blutende Wunde.
    Arian humpelte zu ihnen. Er hatte das Gefühl, sein Herz rase wie ein Libellenflügel. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Wenigstens war ihm nicht mehr so schwindlig. »Nicht, dass du mich missverstehst«, ächzte er, »aber solltest du dich nicht um mich kümmern? Ich werde nämlich auch bald tot sein.«
    »Der Fettkloß ist nur ohnmächtig geworden, als du ihn seinem Körper entrissen hast«, widersprach Mira, ohne ihn anzusehen. »Unerfahrene verlieren bei den ersten Swaps oft die Besinnung. Wir müssen Zed verbinden.«
    Er klopfte ihr tröstend auf die Schulter. »Glaube mir, das wäre vergebene Liebesmüh. Die Blutung lässt sich nicht stillen. Slit versteht sein Handwerk.«
    Mira funkelte ihn zornig an. »Und du wirfst mir vor, ich hätte kein Herz?« Sie wandte sich wieder dem Alten zu, strich ihm sanft über die Stirn und schüttelte den Kopf. »Zed hat sich mir anvertraut. Er wird mich vierteilen, wenn ich ihm beichte, dass er seine Hülle nicht zurückbekommt.«
    Abermals überkam Arian ein heftiger Schwindel. Seine Hand verkrallte sich in Miras Schulter. Ihre kräftige Männergestalt verschwamm vor seinen Augen. Er wankte, drohte zu fallen …
    Rasch griff Hooters Pranke nach seinem Arm und stützte ihn. »Du musst eine Menge Gift abbekommen haben, wenn es dir nach so kurzer Zeit schon so schlecht geht«, sagte Mira.
    »Du hast doch bestimmt ein Gegenmittel«, keuchte Arian. Sein Atem ging flach. Er hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen.
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass der Mörder meiner Eltern mit einem Schrecken davonkommt. Das Gift besteht aus Eibensaft und ein paar anderen Essenzen, die schnell und zuverlässig wirken. Bald bleibt entweder dein Herz stehen oder die Atmung setzt aus.«
    Ihm wurde schlecht. »Dann bin ich also vom Regen in die Traufe gekommen – ich sterbe auf jeden Fall?«
    »Nicht, wenn du gleich in meinen Körper wechselst.«
    »Und du? Willst du in den Hund … ?«
    »Nein. Kein Swapper kann eine Hülle verlassen und sofort wieder in sie zurückkehren. Ich müsste erst einige Minuten warten.«
    »Wie lange?«
    »Das lässt sich im Voraus nie so genau sagen. Schlimmstenfalls eine Stunde. So viel Zeit bleibt dir aber nicht mehr. Wir müssen uns beide in einen Leib zwängen, und zwar jetzt.«
    »Was? Du willst dich mit mir verschmelzen?«, japste Arian. Sein Misstrauen gegen Mira loderte erneut auf. Spielte sie ihm nur etwas vor, damit er ihr auf den Leim ging? Womöglich stimmte nicht einmal ihr Name und sie war diese Ikela …
    »Warum dauert das denn so lange, Slit? Hier wird’s gleich mächtig ungemütlich«, rief Hammer ungeduldig von der Hauptstraße her.
    Arian wandte sich blinzelnd dem Laternenschein zu, von wo der Ruf gekommen war. Er hatte das Gefühl, durch einen Tunnel zu blicken. Seine vom Nebel ohnehin

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