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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ohnmächtig, wie er war, konnte er sich leicht ausmalen, wie Slit die Sache nun anpacken würde.
    Etwas Schweres ließ sich auf seinem Bauch nieder, vermutlich das Knie des Mordbuben. Der Dicke ächzte, als würde man ihn am Boden festnageln. Sein buchstäblich atemberaubendes Gewicht hielt auch gleich Arians rechte Hand an Ort und Stelle. Den linken Arm fixierte der Schlitzer mit dem Fuß.
    »Slit, bist du da?«, erscholl aus der Nähe die Stimme von Hammer.
    »Bleibt auf eurem Posten. Ich bin sofort bei euch. Muss nur noch schnell was erledigen«, rief Slit. Leiser richtete er dann das Wort wieder an den Mann unter seinem Knie. »› Jemand erledigen‹, hätte ich wohl besser sagen sollen, oder was meinst du, verdammter alter Hurenbock? Deinetwegen hab ich mir sämtliche Knochen verrenkt. War ziemlich gemein, was ihr in dem Haus mit mir gemacht habt. Hast du wenigstens eine Entschuldigung dafür?«
    Arian lallte etwas, das er selbst nicht verstand. Werd jetzt nicht ohnmächtig!, beschwor er sich. Wo bleibt eigentlich Mira? Warum hilft sie mir nicht?
    »Ihr zwei macht es mir wirklich nicht leicht«, jammerte Slit. »Dein Kumpan führt sich auf wie mein Monster, wenn er zu viel Bier gesoffen hat, und du sprichst nicht mit mir. Am besten, ich steche euch beide ab. Auf die Weise kannst du mir meinen Posten nicht streitig machen und der Boss ist die Swapperplage los. Halt mal kurz still. Ist gleich vorbei.«
    Hektisch zerrte Arian am Stilett. Er bekam weder die Waffe noch seinen Arm frei. Stinkender Atem umwehte seine Nase. Er bäumte sich gegen das Schwergewicht auf. Plötzlich spürte er einen Stich unter dem Herzen.
    Arian brüllte vor Schmerz und ohnmächtigem Zorn. Der Schlitzer hatte ihm die gleiche Wunde beigebracht wie am Mittag in der Wabbey. Wenn es ums Töten geht, kennt Slit sich besser mit dem menschlichen Körper aus als ich, hatte Doktor Abernathy gesagt, so als bewundere er die Kunst eines geschätzten Kollegen. Die Todesangst schwemmte die Benommenheit aus Arians Bewusstsein und legte einen scheinbar banalen Gedanken frei: Giftstachel sind nicht zum Ziehen, sondern zum Stoßen da!
    Er biss die Zähne zusammen und richtete den Dolch so weit auf, wie sich sein Handgelenk drehen ließ. Dann trieb er ihn mit aller Kraft durch den Stoff des Rocks hindurch.
    Slit schrie auf. Der »Giftstachel« hatte sich wie beabsichtigt in sein Knie gebohrt. Keuchend wich er vor der Klinge zurück. Seine Hand rutschte vom Arm des Opfers und streifte dessen Linke.
    In Arians Kopf schien ein Blitz einzuschlagen. Das schmerzhafte Ziehen fiel diesmal allerdings noch schwächer und kürzer aus als bei den vorhergehenden Körperwechseln.
    Einen tiefen Atemzug später blickte er auf Zedekiah Blacksmith herab, der mit offenem Mund unter ihm lag und sich nicht rührte. Angewidert schleuderte Arian das Messer weg, das die Milz des Alten angestochen hatte.
    Plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und duckte sich. Neben seinem Ohr schnappten Monsters Fänge zusammen. Dann trafen ihn etwa sechzig Pfund Muskeln, Knochen, Fell und Zähne an der Schulter. Die Wucht des Aufpralls riss ihn um und er landete im Dreck. Das Tier war sofort wieder auf den Beinen. Mit einem merkwürdig künstlich klingenden Knurren setzte es zum nächsten Sprung an. Er streckte ihm die Hand entgegen.
    »Halt!«, keuchte er. »Ich bin’s, Arian.«
    Der Hund gab einen fragenden Laut von sich und legte den Kopf schief.
    »Es stimmt wirklich«, raunte Arian. »Woher wüsste ich sonst, dass du Mira bist und als kleines Mädchen nie mit anderen Kindern spielen durftest?« Er deutete zu dem Waliser, der auf der Erde saß und staunend an seinen Fingern schnüffelte. »Hol dir Hooters Hülle zurück und dann lass uns hier verschwinden.«
    Die vierbeinige Mira lief zu Zeds reglosem Körper und bellte. Es hörte sich wie das englische Wort swap! an – tausche! .
    »Geht nicht«, sagte Arian. »Slit hat Zedekiahs Milz angestochen. Tut mir leid für deinen alten Freund, aber ich fürchte, sein Leib wird in ein paar Minuten verblutet sein.« Er rollte sich herum, um sich artistisch schwungvoll aufzurichten. Als er das linke Bein belastete, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, begleitet von einem heftigen Schwindel. Rechts tat ihm das Fußgelenk weh – wahrscheinlich war es verstaucht. »Verdammt!« Halt suchend breitete er die Arme aus.
    Mira tippelte zu ihm zurück und sah ihn fragend an.
    Er schnitt eine Grimasse. »Hab mir gerade mit dem Stilett ins

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