Die Masken des Morpheus
auf Abstand.«
Arian schluckte. »Das muss ein sehr einsames Leben gewesen sein …« Sie passierten gerade das Baugerüst, das links von ihnen an einer Hauswand aufragte, als von der Straßeneinmündung Hundegebell erscholl.
»Bei Fuß, Monster!«, dröhnte eine tiefe Stimme durch die Gasse.
Arian blieb stehen. »Das ist Hammer, der Kerl mit den dicken Händen.«
»Ach!«, spöttelte Mira. »Sagtest du nicht, der Fettkloß braucht außer seinem Köter keine Aufpasser? Bestimmt ist auch dieser Rotschopf dabei. Schätze, ich muss die Bande noch mal durchwalken.«
»Warte!«, raunte Arian, als sich die hünenhafte Gestalt an ihm vorbeischob. Er meinte Hooters Messer in ihrer Hand zu sehen. Sie hielt inne, wohl, weil sie ebenso wie er ein leises, wetzendes Geräusch vernahm, das sich im schnellen Takt wiederholte. Es wurde lauter.
»Ist das …?«
Der Bulldog knurrte wütend, während sich sein massiger Körper aus dem trüben Dunkel schälte. Dann entdeckte er die zwei. Sofort ging er auf Hooters Beine los.
»Fass, Monster! Reiß sie in Stücke, alle beide!«, erscholl Slits Stimme.
Arian fuhr überrascht herum und spähte zum Ende der Sackgasse.
Dort flackerte der Nebel vom Feuerschein, der aus der Haustür des verlassenen Gebäudes drang. Davor war eine dunkle, birnenförmige Silhouette zu sehen: der Schlitzer. Humpelnd kam er näher. In seiner Hand blitzte das große Messer.
»Der Kerl ist unverwüstlich«, hauchte Arian. Hinter seinem Rücken erklang ein tiefes Grollen, das ihn abermals herumwirbeln ließ.
Hooters Stiefelsohle steckte in Monsters Maul. Offenbar hatte Mira nach dem Biest treten wollen und seine Schnelligkeit unterschätzt. Sie balancierte fluchend auf einem Bein, während der Bullenbeißer zornig knurrend an dem anderen rüttelte. Verzweifelt versuchte sie, ihn abzuschütteln. Das Biest hatte sich verbissen. Sie beugte sich vor und holte mit dem Messer aus.
Die Bestie schnappte nach ihrer Hand.
Mira reagierte etwas zu spät. Sie entkam zwar den Fängen des Bulldogs, doch mit den Fingerknöcheln streifte sie dessen Schnauze.
Ein furchterregender Laut erhob sich in die Nacht, schrill und klagend. Er kam aus Monsters Kehle, klang nicht nach Tier und nicht nach Mensch.
Arian erschauderte. Die Gestalt des Riesen geriet wie ein Betrunkener ins Taumeln. Gleich darauf fiel sie rücklings zu Boden, winkelte Arme und Beine an, drehte sich auf den Bauch, knurrte …
Und dann bellte sie.
Fassungslos starrte er Monster an, der etwas benommen wirkte, soweit man das im diffusen Licht der nahen Straßenlaterne erkennen konnte. »Mira?«, fragte er.
Der Hund nickte mit einem kläglichen Fiepen.
Unterdessen kämpfte Hooters neuer Bewohner immer noch mit seinem Körper und versuchte merkwürdigerweise Männchen zu machen. Hierbei stieß er mit dem Hinterteil gegen das Baugerüst und landete wieder auf allen Vieren. Das Gerüst wackelte und ächzte und Arian vernahm einmal mehr aus unergründlicher Höhe ein bedenkliches Rumpeln.
»Du hättest besser weglaufen sollen, Alter«, schnarrte es plötzlich hinter ihm.
Arian griff nach dem Giftdolch im Rock und wuchtete seinen schwerfälligen Leib herum.
Nur drei Schritte vor ihm stand Slit, das riesige Messer in der Hand, und grinste.
Auf einmal krachte es über ihnen.
Arian ahnte sofort, was das bedeutete. Er versuchte vom Gerüst wegzukommen. Instinktiv blickte er nach oben. Ein Schlag traf ihn am Kopf. Sand oder Pulver ergoss sich über sein Gesicht. Er stürzte. Seine Augen brannten wie Feuer. Hart landete er auf dem Boden. Ihm wurde schwindlig und er sah nichts mehr.
»Pack ihn, Monster. Reiß ihm die Kehle auf«, rief Slit.
Aus dem Hunderachen drang nur ein undeutliches Brabbeln.
»Alles muss man selber machen«, grunzte der Dicke.
Arian kämpfte benommen gegen die Ohnmacht an. Schlimmer als das Dröhnen im Kopf war das Brennen der Augen. Wenn er Kalk hineinbekommen hatte, was er befürchtete, würde er blind werden. Und dabei war das noch sein geringstes Problem, denn direkt über ihm erscholl nun die Stimme des Schlitzers.
»Bist du das jetzt, Hooter, oder habe ich die Ehre, den Lehrmeister des Kings in die Hölle zu schicken?«
»Ich …« Arians Zunge verweigerte ihm den Gehorsam. Und sein umnebeltes Bewusstsein verwehrte ihm den Griff in die Trickkiste der Gaukeleien. Nicht einmal das Stilett bekam er aus der Innentasche seines Rocks heraus. Wahrscheinlich hatte sich die Parierstange im Rockfutter verfangen. Blind und halb
Weitere Kostenlose Bücher