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Die Masken von San Marco

Die Masken von San Marco

Titel: Die Masken von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Veneto räumt. Ein Anschlag würde ein Durcheinander zur Folge haben und alles nur unnötig verzögern. Die Einzigen, die ein Attentat auf den Kaiser begrüßen würden, sind gewisse Kreise innerhalb des kaiserlichen Militärs selbst. Das gäbe ihnen einen Vorwand, das Kriegsrecht zu verhängen und ihre Kanonen zu laden. Aber diese Leute schmuggeln ihr Schießpulver nicht in verlöteten Särgen nach Venedig.»
    «Tatsache ist, dass dieses Schießpulver existiert», stellte Tron fest. «Hier in Venedig. Und dass irgendjemand etwas damit plant. Sonst hätten nicht zwei Menschen ihr Leben lassen müssen.»
    «Dann kann es sich höchstens um Verrückte handeln,  die bislang nicht aufgefallen sind.» Holenia dachte einen Moment nach. Dann sagte er: «Wir hatten so einen Fall vor sieben Jahren. Ein paar Verrückte wollten Bomben aus Knallquecksilber auf den Kaiser werfen. Wir bekamen einen Hinweis von der piemontesischen Armee. Die Leute sind in Verona verhaftet worden.»
    «Und was folgt daraus?»

    «Dass Sie es vielleicht mit Leuten zu tun haben, die noch nie in Erscheinung getreten sind. Wie heißt der Ermordete, in dessen Wohnung Sie Zündschnüre gefunden haben?»
    «Pietro Ziani.»
    «Der Name sagt mir nichts.»
    «Er hat noch vor kurzem als Croupier für einen gewissen Zorzi gearbeitet.»
    «Moment mal, Commissario.» Holenia hob die Augenbrauen und sah Tron überrascht an. «Sagten Sie Zorzi ?
    Andrea Zorzi? Der das Casino am Rio di San Felice betreibt?»
    Tron nickte. «Das Casino Molin.»
    «Was wissen Sie von diesem Zorzi?»
    «Nicht viel. Er musste Venedig 1849 nach dem Zusam menbruch des Aufstands verlassen und hat längere Zeit in Turin gelebt, bevor er nach Venedig zurückkehrte. Warum fragen Sie?»
    «Weil Zorzi reichlich Spuren in unseren Akten hinterlassen hat.» Holenia lächelte Tron vergnügt an. «Er hat nach seiner Rückkehr nach Venedig für das Comitato Veneto gearbeitet.»
    «Das war mir nicht bekannt», sagte Tron matt. «Glauben Sie, dass er in das geplante Attentat verwickelt ist?»
    «Ich könnte mir vorstellen, dass er ziemlich tief in diese Geschichte verwickelt ist. Aber auf eine ganz andere Art und Weise.» Holenia schwieg einen Moment, um dem, was er anschließend erklärte, den nötigen Nachdruck zu verleihen. «Zorzi hat nicht nur für das Comitato Veneto gearbeitet», sagte er, «sondern auch für das piemontesische Militär.»
    Tron musste schlucken. «Zorzi?»
    «Wir wissen, dass er 1852 in die piemontesische Armee eintrat», fuhr Holenia fort. «Wir wissen auch, dass er den Krimkrieg mitgemacht hat. Und dort einer piemontesischen Sondereinheit angehört hat.»
    «Und welche Aufgaben hatte er nach seiner Rückkehr  nach Venedig?»
    «Vermutlich sollte er dafür sorgen, dass die Dinge hier nicht aus dem Ruder laufen», antwortete Holenia.
    «Sie meinen, dass es nicht zu voreiligen Aktionen  kommt? Zu Anschlägen oder zu Attentaten?»
    Holenia nickte. «So ungefähr. Der Widerstand der Venezianer soll sich auf das Schwenken der Tricolore beschränken. In Turin überlässt man die Einigung Italiens ungern dem Volk.»
    «Arbeitet Zorzi immer noch für die Piemontesen?»
    «Vor einem Jahr hat er es noch getan.»
    Tron runzelte die Stirn. «Soll das bedeuten, dass Zorzi Ziani getötet haben könnte?»
    «Ich würde es nicht ausschließen.»
    «Und wer hat den Mord in der Eisenbahn begangen?»
    Holenia lächelte. «Ebenfalls Zorzi.»
    «Das müssen Sie mir erklären.»
    Holenias Miene besagte, dass er nichts lieber tat. «Wissen Sie, wie diese Gruppen funktionieren?»
    Tron schüttelte den Kopf.
    «Sie arbeiten völlig unabhängig voneinander», erklärte Holenia. «Das Comitato Vèneto ist keine straffe Organisation im militärischen Sinne. Im Idealfall wissen die verschiedenen Gruppen nichts voneinander.»
    «Um sich gegenseitig nicht verraten zu können?»
    Holenia nickte. «Das ist der Sinn. Es kann nun der Fall eintreten», fuhr er fort, «dass eine Gruppe Hilfe braucht.
    Vielleicht Waffen benötigt, die sie selbst nicht besorgen kann. In diesem Fall verläuft der Austausch zwischen den Gruppen so, dass sie sich gegenseitig nicht gefährden können. Der Überbringer der Lieferung muss nicht wissen, was er liefert. Und die Empfänger müssen nicht wissen, wer die Lieferung zu ihnen bringt. Dann werden Erkennungszeichen vereinbart.»
    «Meinen Sie, das Schießpulver in dem Sarg ist auf diesem Weg von Mailand nach Venedig gelangt?»
    «Sehr wahrscheinlich. Und da es kaum eine Gruppe

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