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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einen weiten Bereich ab.«
    »Einen Augenblick.« Daniels Worte riefen eine Erinnerung in ihm wach. Matlock erinnerte sich an einen schummrig beleuchteten, mit Rauch erfüllten Raum im Inneren eines scheinbar verlassenen Gebäudes in Hartford. Rocco Aiellos Jagdclub. Und ein hochgewachsener junger Mann in einer Kellnerjacke, der Aiello ein Quittungsformular zum Unterschreiben gebracht hatte. Der Veteran von Nam und Da Nang. Der Yalie, der dabei war, Kontakte herzustellen, sich etwas aufzubauen ... Der Student der Betriebswirtschaft. »Ich weiß, wen ich sehen möchte.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich weiß nicht ... Aber er ist Kriegsteilnehmer -Indochina, etwa zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig; ziemlich groß, hellbraunes Haar ... studiert Betriebswirtschaft.«
    »Eine Beschreibung, die vielleicht auf fünfhundert Studenten paßt. Mit Ausnahme von Medizin, Jura und Ingenieurwissenschaften wird hier alles in einen Topf geworfen und nennt sich freie Künste. Wir müssen uns jede Akte ansehen.«
    »Bewerbungsfotos?«
    »Die sind nicht mehr zulässig, das wissen Sie doch.«
    Matlock starrte zum Fenster hinaus, die Stirn in Gedanken gefurcht. Jetzt sah er wieder Daniels an. »Pete, es ist Mai ...«
    »Na und? Ebensogut könnte es November sein; das würde das Gesetz gegen Diskriminierung nicht ändern.«
    »In einem Monat ist Semesterschluß ... Die Klassenfotos. Jahrbücher.«
    Daniel begriff sofort. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und ging auf die Türe zu.
    »Kommen Sie mit.«
    Sein Name war Alan Pace. Er war Student im achten Semester. Sein Studiengang konzentrierte sich nicht ausschließlich auf Betriebswirtschaft; er hatte auch Politologie belegt. Er wohnte außerhalb des Campus an der Church Street in der Nähe der Stadtgrenze von Hamden. Seinen Akten nach war Alan Pace ein ausgezeichneter Student mit hervorragenden Arbeiten in allen Fächern, der mit einem Stipendium an der Schule für Politische Wissenschaften in Syracuse rechnen konnte. Er hatte achtundzwanzig Monate Militärdienst geleistet, vier mehr, als man von ihm erwartete. Wie dies bei den meisten Kriegsteilnehmern der Fall war, gab es kaum extrakurrikulare Aktivitäten.
    Während seiner Militärdienstzeit war Pace Offizier in der Zahlmeisterei gewesen. Er hatte sich für zusätzliche vier Monate in Saigon gemeldet - eine Tatsache, die auf seinem Bewerbungsformular besonders hervorgehoben war. Alan Pace hatte seinem Land vier Monate seines Lebens mehr gegeben, als notwendig war. Alan Pace war in diesen Tagen des Zynismus offensichtlich ein ehrenwerter Mann.
    Ein Gewinner, dachte Matlock.
    Die Fahrt auf der Church Street nach Hamden gab Matlock Gelegenheit, etwas Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er mußte einen Punkt nach dem anderen klären; einen abhaken -und sich den nächsten vornehmen. Er durfte nicht zulassen, daß seine Fantasie isolierte Fakten über ihre Bedeutung hinaus interpretierte. Er durfte nicht einfach alles zusammenwerfen und eine Summe herausbekommen, die größer war als die einzelnen Bestandteile.
    Es war durchaus möglich, daß dieser Alan Pace ein Solospiel spielte. Alleine und unbeeinflußt.
    Aber logisch war es nicht.
    Das Haus, in dem Pace wohnte, war ein unauffälliger brauner Ziegelbau, wie es an den Rändern von Städten so häufig war. Früher einmal - vor vierzig oder fünfzig Jahren -war dies das stolze Symbol einer aufsteigenden Mittelklasse gewesen, die sich über die Betongrenzen hinaus ins Land ausdehnte, aber nicht genügend couragiert war, die Stadt völlig zu verlassen. Nicht, daß es heruntergekommen wäre, es war nur ... nicht herausgeputzt. Am auffälligsten schien Matlock an dem Wohnhaus freilich, daß es ein höchst unwahrscheinlicher Ort für einen Studenten war, um dort zu wohnen.
    Aber er war jetzt dort; darüber hatte sich Peter Daniels vergewissert.
    Pace hatte die Tür nicht öffnen wollen. Der Student erklärte sich erst dazu bereit, nachdem Matlock zwei Dinge erwähnt hatte. Das eine war, daß er nicht von der Polizei kam, das zweite war der Name von Rocco Aiello.
    »Was wollen Sie? Ich hab' eine Menge Arbeit. Ich hab' keine Zeit zum Reden. Ich hab' morgen Klausur.«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Wozu denn? Ich hab' Ihnen doch gesagt, daß ich zu tun habe.« Der hochgewachsene, braunhaarige Student ging zu seinem Schreibtisch zurück, der mit Büchern und Papieren überhäuft war. Die Wohnung war gepflegt und aufgeräumt -mit Ausnahme des Schreibtisches - und ziemlich groß. Es gab Türen und kurze

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