Die Matlock-Affäre
Gänge, die zu anderen Türen führten. Es war die Art von Wohnung, die sich gewöhnlich vier oder fünf Studenten teilten. Aber Alan Pace hatte keine Zimmerkollegen.
»Ich werde mich trotzdem setzen. Soviel sind Sie Rocco schuldig.«
»Was soll das bedeuten?«
»Nur, daß Rocco mein Freund war. Ich war der Mann, der neulich abends bei ihm stand, als Sie ihm eine Quittung zum Abzeichnen brachten. Erinnern Sie sich? Und er war gut zu Ihnen ... Er ist tot.«
»Ich weiß. Ich habe davon gelesen. Es tut mir leid. Aber ich war ihm nichts schuldig.«
»Aber gekauft haben Sie von ihm.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Kommen Sie schon, Pace. Sie haben keine Zeit und ich auch nicht. Sie stehen nicht mit Aiellos Tod in Verbindung, das weiß ich. Aber ich brauche Informationen, und Sie werden sie liefern.«
»Sie reden mit dem Falschen. Ich kenne Sie nicht. Ich weiß
nichts.«
»Ich kenne Sie. Ich habe eine komplette Akte über Sie. Aiello und ich waren am Überlegen, ob wir gemeinsam ein Geschäft aufmachen sollen. Das betrifft Sie nicht, ich weiß schon, aber wir haben ... Personalinformationen ausgetauscht. Ich komme zu Ihnen, um es ganz offen zu sagen, weil Rocco nicht mehr da ist und es Stellen gibt, die besetzt werden müssen. Ich will Sie um einen Gefallen bitten. Ich bin bereit, dafür zu bezahlen.«
»Ich habe Ihnen gesagt, daß ich nicht Ihr Mann bin. Ich kannte Aiello kaum. Ich habe mir nur als Kellner in seinem Lokal ein paar Dollar verdient. Sicher, ich habe Gerüchte gehört, aber das ist alles. Ich weiß nicht, was Sie wollen, aber Sie sollten besser zu einem anderen gehen.«
Pace war clever, dachte Matlock. Er löste sich völlig von Aiello, war aber nicht so dumm, völlige Unschuld für sich in Anspruch zu nehmen. Andererseits konnte es natürlich sein, daß er die Wahrheit sprach. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
»Ich will es noch einmal versuchen ... Fünfzehn Monate Vietnam, Saigon, Da Nang; Ausflüge nach Hongkong, Japan. Offizier in der Zahlmeisterei; die langweiligste Arbeit, die man sich vorstellen kann, für einen jungen Mann, der intelligent genug ist, an einer sehr schwierigen Universität so vorwärts zu kommen, wie Sie das tun.«
»Die Arbeit in der Zahlmeisterei war gut; keine Feindberührung, ungefährlich, sauber. Und die Ausflüge hat jeder gemacht. Sie brauchen sich doch nur die Urlaubslisten anzusehen.«
»Und dann«, fuhr Matlock fort, ohne auf Paces Unterbrechung einzugehen, »kehrt der junge Offizier nach hingebungsvollem Dienst ins Zivilleben zurück. Nach vier Monaten freiwilligem Dienst in Saigon - mich überrascht, daß es Sie dabei nicht erwischt hat - kommt er mit genügend Geld zurück, um die richtigen Investitionen zu tätigen, ganz sicher nicht von seiner Löhnung. Er ist einer der größten Dealer in New Haven. Soll ich fortfahren?«
Pace stand neben dem Schreibtisch, und sein Atem schien stillzustehen. Er starrte Matlock mit weißem Gesicht an. Als er dann sprach, war seine Stimme die eines verängstigten jungen Mannes.
»Sie können gar nichts beweisen. Ich habe nichts getan. Meine Armeezeugnisse, meine Zeugnisse hier-das ist alles in Ordnung, Sogar sehr gut.«
»Die besten. Makellos. Akten, auf die man stolz sein kann; ich meine das ganz ehrlich. Ich will auch gar nichts tun, um daran irgend etwas zu verändern; das ist wirklich mein Ernst.«
»Das könnten Sie auch nicht. Ich bin sauber!«
»Nein, das sind Sie nicht. Sie stecken bis zum Hals drin. Das hat Aiello mir ganz eindeutig bestätigt. Schriftlich.«
»Sie lügen!«
»Sie sind dumm. Glauben Sie, Aiello würde mit irgend jemand Geschäfte machen, ohne den Betreffenden zu überprüfen? Glauben Sie, er dürfte das? Aiello hat sehr ausführliche Bücher geführt, Pace, und die sind in meinem Besitz. Ich sagte Ihnen doch, wir hatten vor, gemeinsam ein Geschäft aufzumachen. Man geht keine Partnerschaft ein, ohne sich genau zu informieren, das sollten Sie wissen.«
Paces Stimme war jetzt nicht viel mehr als ein Flüstern. »Solche Bücher gibt es nicht. Es gibt nur Städte, Dörfer, Codes. Keine Namen. Niemals Namen.«
»Weshalb bin ich dann hier?«
»Sie haben mich in Hartford gesehen und suchen jetzt nach einer Verbindung.«
»Dazu sind Sie doch viel zu intelligent. Seien Sie kein Narr.«
Matlocks schnell vorgebrachte Andeutungen waren für den hochgewachsenen, erschreckten jungen Mann zuviel. »Warum sind Sie zu mir gekommen? Ich bin nicht so wichtig. Sie sagen, Sie
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