Die Matlock-Affäre
Ich schwöre bei Gott, er ist ein Schwindler. Sie müssen Herron erreichen. Sagen Sie Herron, er soll mit ihm Verbindung aufnehmen, um Himmels willen. Bitte, Sie müssen ihn erreichen! Ich könnte alles verlieren! ... Nein. Nein, ich weiß das! Ich sehe, was ich sehe, Mann ! Wenn dieses Weibstück geil wird, hab' ich Probleme, und ich kann nicht ... «
Matlock ließ die Türe langsam zurückfallen. Er war so schockiert, daß in ihm jede Empfindung und jedes Gefühl abgestorben war; er sah seine Hand an der Küchentüre, und doch spürte er kein Holz unter seinen Fingern. Was er gerade gehört hatte, war nicht weniger schrecklich als der Anblick von Ralph Lorings lebloser Leiche in der Telefonzelle.
Herron. Lucas Herron!
Eine siebzig Jahre alte Legende. Ein stiller Gelehrter, den man ebenso wegen seines Verständnisses für alle menschlichen Schwächen verehrte wie wegen seiner Brillanz. Ein reizender Mann, ein allseits gelehrter Mann. Irgend etwas mußte hier nicht stimmen, es mußte eine Erklärung geben.
Aber es war keine Zeit, um über das Unerklärliche nachzugrübeln.
Archer Beeson dachte, er sei ein >Spitzel<. Und jetzt dachte das noch jemand anderer. Das durfte er nicht zulassen. Er mußte nachdenken, sich zum Handeln zwingen.
Plötzlich begriff er. Beeson selbst hatte ihm gesagt, was zu tun war.
Kein Spitzel - keiner, der nicht narkotisiert war - würde es versuchen.
Matlock sah zu dem Mädchen hinüber, das auf dem Wohnzimmerboden lag. Er eilte um den Speisetisch herum und rannte neben sie, löste dabei seinen Gürtel. In großer Hast zog er die Hosen aus und griff nach unten, rollte sie auf den Rücken. Er legte sich neben sie und öffnete die übrigen zwei Knöpfe ihrer Bluse, zog ihren Büstenhalter hoch, bis der Verschluß brach. Sie stöhnte und kicherte. Als er ihre jetzt freigelegten Brüste berührte, stöhnte sie wieder und hob ein Bein über Matlocks Hüfte.
»Pinky groovy, pinky groovy ...« Sie begann, durch den Mund zu atmen, und schob ihr Becken gegen Matlocks Unterleib; ihre Augen standen halb offen, und ihre Hände griffen nach unten, strichen über sein Bein, krallten sich in seiner Haut fest.
Matlock sah die ganze Zeit zur Küchentür hinüber, betete, daß sie sich öffne.
Und dann öffnete sie sich, und er schloß die Augen.
Archie Beeson stand neben dem Eßtisch und blickte auf seine Frau und seinen Gast hinunter. Als Matlock Beesons Schritte hörte, fuhr sein Kopf herum, und er tat erschreckt und verwirrt. Er erhob sich langsam und fiel gleich wieder hin. Er griff nach seinen Hosen, hielt sie sich vor die Unterhosen, stand noch einmal unsicher auf und fiel schließlich auf die Couch.
»O Gott! Du großer Gott, Archie! Gott, junger Freund! Ich hätte nicht gedacht, daß es soweit! ... Ich bin völlig weg, Archie! Du lieber Gott, was mache ich denn? Ich bin hinüber, Mann, tut mir das leid! Herrgott, tut mir das leid!«
Beeson ging auf die Couch zu, seine halbnackte Frau lag zu seinen Füßen. Aus seinem Gesichtsausdruck war unmöglich zu erkennen, was er dachte. Oder wie weit seine Wut ging.
Oder war es Wut?
Seine Reaktion war völlig unerwartet: Er fing zu lachen an. Zuerst leise und dann immer lauter werdend, bis er fast hysterisch wirkte.
»O Gott, alter Junge! Ich habe es doch gesagt! Ich habe doch gesagt, daß sie unmöglich ist! Keine Sorge. Keiner wird etwas erfahren. Nichts von wegen schmutziger alter Mann. Aber wir machen unser Seminar. O, Gott, ja! Das wird vielleicht ein Seminar! Und Sie werden denen allen sagen, daß Sie mich ausgesucht haben! Machen Sie das? O ja! Sonst werden Sie denen gar nichts sagen, nicht wahr?«
Matlock sah in die wilden Augen des Süchtigen, der über ihm stand.
»Sicher. Sicher, Archie. Was Sie wollen.«
»Und ob Sie das machen werden, alter Junge! Und entschuldigen Sie sich bloß nicht. Das ist nicht nötig! Ich habe mich zu entschuldigen!« Archer Beeson brach vor Lachen brüllend auf dem Boden zusammen. Dann streckte er den Arm aus und legte die Hand auf die linke Brust seiner Frau. Sie stöhnte und kicherte ihr wahnsinnig machendes, schrilles Kichern.
Und Matlock wußte, daß er gewonnen hatte.
7
Er war erschöpft, ebenso von der später Stunde wie von den Spannungen der Nacht. Es war zehn Minuten nach drei. In seinen Ohren hämmerten immer noch die Klänge der >Carmina Burana<. Das Bild der Frau mit den nackten Brüsten und dem Mann, dessen Stimme wie die eines Esels klang - und beiden wanden sich vor ihm auf dem Boden -,
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