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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hübschen Figuren in gepuderten Perücken. Howard Stockton war ein Missionar eines Lebensstils, der 1865 zusammengebrochen war, aber er war nicht bereit das zuzugeben. Selbst die Bediensteten, vorwiegend Neger, waren livriert - tatsächlich livriert, mit Kniehosen und all dem. Sanfte Musik klang aus einem großen Speisesaal, an dessen Ende ein vielleicht achtköpfiges Streichorchester lang vergessene Weisen spielte. In der Mitte der Haupthalle wand sich eine Freitreppe nach oben. Das Ganze hätte Jefferson Davis zur Ehre gereicht, oder David O. Selznick. Attraktive Frauen schlenderten müßig herum.
    Die Wirkung des Ganzen war unglaublich, dachte Matlock, während er an der Seite seines Gastgebers auf die von seinem Gastgeber bescheiden als Privatbibliothek bezeichneten Räume zuging.
    Der Südstaatler schloß die mit dicken Paneelen verkleidete Tür und ging auf eine wohlausgestattete Mahagonibar zu. Er schenkte ein ohne zu fragen.
    »Sam Sharpe sagt, Sie trinken Sour Mash. Sie sind ein Mann mit Geschmack, das kann ich Ihnen sagen. Trinke ich auch.« Er trug die zwei Gläser zu Matlock. »Bitte, wählen Sie. Als Virginier muß man heutzutage einen Nordstaatler damit entwaffnen, daß man keinerlei Vorteile zeigt.«
    »Danke«, sagte Matlock, nahm ein Glas und setzte sich in den Sessel, auf den Stockton gezeigt hatte.
    »Und dieser Virginier hier«, fuhr Howard Stockton fort und setzte sich Matlock gegenüber, »hat darüber hinaus die höchst unsüdstaatliche Angewohnheit, gleich zur Sache zu kommen ... Ich weiß nicht einmal, ob es klug für Sie ist, hier in meinem Club zu sein. Ich will ehrlich sein. Deshalb habe ich Sie gleich hierhergeführt.«
    »Ich verstehe nicht. Sie hätten mir am Telefon sagen können, daß ich nicht kommen soll. Was soll das Spielchen?«
    »Vielleicht können Sie das besser beantworten als ich. Sammy sagt, Sie seien ein wirklich großer Mann. Das, was man ... international nennt. Mir soll's recht sein. Ich mag intelligente junge Leute, die auf der Erfolgsleiter nach oben klettern. Sehr lobenswert, wirklich ... Aber ich zahle meine Rechnungen. Pünktlich jeden Monat. Ich habe den besten kombinierten Laden nördlich von Atlanta. Ich will keinen Ärger.«
    »Von mir kriegen Sie den nicht. Ich bin ein müder Geschäftsmann, der seine Runden abklappert, sonst gar nichts.«
    »Was war bei Sharpe? Die Zeitungen sind voll davon. Ich will damit nichts zu tun haben!«
    Matlock beobachtete den Südstaatler. Die feinen Kapillaräderchen in dem sonnengebräunten Gesicht waren von tiefem Rot, wahrscheinlich achtete der Mann deshalb darauf, das ganze Jahr sonnengebräunt zu sein.
    »Ich glaube nicht, daß Sie verstehen.« Matlock maß die Worte sorgfältig ab, während er das Glas an die Lippen führte. »Ich bin von weit her gekommen, weil ich hier sein muß. Es ist nicht mein Wunsch, hier zu sein. Ich mußte aus persönlichen Gründen etwas früher kommen, also sehe ich mich ein wenig um. Aber das ist alles. Ich sehe mich nur um ... Bis zu meiner Verabredung.«
    »Was für eine Verabredung?«
    »Eine Verabredung in Carlyle, Connecticut.«
    Stockton kniff die Augen zusammen und zupfte an seinem sorgsam gestutzten weißen Schnurrbart. »Sie müssen in Carlyle sein?«
    »Ja. Das ist vertraulich, aber das brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen, oder?«
    »Sie haben mir gar nichts gesagt.« Stockton beobachtete Matlocks Gesicht immer noch. Matlock wußte, daß der Südstaatler auf eine falsche Bewegung, ein falsches Wort, einen unsicheren Blick wartete, irgend etwas, das im Widerspruch zu dem stand, was er wußte.
    »Gut ... übrigens, haben Sie auch eine Verabredung in Carlyle? In etwa eineinhalb Wochen?«
    Stockton nippte an seinem Drink, fuhr sich dann mit der Zunge genießerisch über die Lippen und stellte das Glas auf ein Tischchen, als wäre es ein wertvoller Kunstgegenstand. »Ich bin bloß ein alter Knabe aus dem Süden, der versucht, ein paar Dollars zu verdienen. Das ist alles. Ich weiß nichts von Verabredungen in Carlyle.«
    »Tut mir leid, daß ich's aufs Tapet gebracht habe. Das ist ... ein großer Fehler von mir. Ich hoffe um unserer beider willen, daß Sie das nirgends erwähnen werden. Das nicht und mich auch nicht.«
    »Das ist das letzte, was ich tun würde. Soweit es mich betrifft, sind Sie ein Freund von Sammy, der sich ein wenig amüsieren will ... und ein wenig Gastfreundschaft sucht.« Plötzlich beugte Stockton sich in seinem Sessel vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die

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