Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Irgendwo im Hinterkopf fragte sich John, wie diese nebensächliche Sache eine solche Bedeutung hatte erlangen können. Egal, es war, wie es war.
»Denkst du etwa …« Casey brach den Satz ab. »Was soll’s. Natürlich musst du Thanksgiving nicht bei uns verbringen.« Sie drehte sich um und setzte einen Fuß über das Rinnsal.
»Casey.«
Langsam ging sie den Pfad neben dem Bach entlang.
»Casey!« John rannte hinter ihr her und fasste sie am Arm. »Das ist doch albern. Ich will deine Eltern besuchen, wirklich. Mein Gott, warum hab ich nur gesagt, dass ich nicht will! Das war einfach dumm von mir.«
»Da hast du Recht. Einfach dumm.« Casey wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.
»Das musste jetzt auch nicht sein«, sagte John mit einem vorsichtigen Lächeln.
»Doch, ich glaube schon.«
John ergriff ihre Hand. Den restlichen Weg gingen sie schweigend nebeneinander her.
Drei Wochen später war der Prototyp fertig: ein vollständiger Flipperautomat für zwei Spieler, mit einer digitalen Punkteanzeige, verschiedenen Bumpern und sechs Hebelpaaren pro Spieler.
Die ersten zehn Spiele gewann John – vor allem, weil er wusste, wie man mit den Flipperhebeln umzugehen hatte, während die anderen es nicht hinbekamen, die Kugel zu fangen und zu halten. Aber Henry lernte schnell: Er war der Erste, der John schlug.
»Freude schöner Götterfunken«, sagte Grace, als Henry den finalen Punkt machte.
John sah wütend vom Spielfeld auf. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Jedenfalls nicht auf deiner«, antwortete Grace.
Das Geklingel und Getute des Automaten und das Geschrei der drei Konstrukteure waren im ganzen Labor zu hören. So dauerte es nicht lange, bis ein älterer Student vorbeikam und fragte, ob er mitmachen dürfe. Vorher musste er natürlich einen Vierteldollar in den Schlitz werfen. Als John das Klirren der Münze im Behälter hörte, blickte er Grace in die Augen und lächelte.
Henry brauchte nur zwei Minuten, um den Studenten in den Senkel zu stellen.
Am nächsten Abend versammelten sich zehn Studenten um den Flipper. Am dritten Abend gab es nur noch Stehplätze im Labor. Und am Wochenende fand das erste Turnier statt. Im Finale schlug Henry John mit zehn zu neun.
Der Flipper war ein unglaublicher Erfolg. Ja, es lief so gut, dass John beschloss, den nächsten Schritt zu wagen. Dabei hätte er es besser wissen müssen. Er hätte an sein eigentliches Ziel denken sollen, die Erforschung des Geräts. Stattdessen verrannte er sich in das Geschäft mit dem Flipperautomaten, ohne die geringste Ahnung zu haben, was er damit in Gang setzte.
Bei Tageslicht erinnerten die Bars an Nachrichtensprecher ohne Make-up und Teleprompter. Wenn John und Casey die höhlenartigen Räume betraten und ihre Schritte in der Leere widerhallten, stieg ihnen der Geruch von abgestandenem Bier in die Nase. Unter anderem versuchten sie es in einer Kneipe namens Woodman’s, nicht weit vom Campus, die einen Videospiel-Automaten und ein paar Billardtische vorzuweisen hatte. John und Casey waren dort schon mal etwas trinken gegangen. Dabei hatte es John überrascht, dass er seinen Ausweis nicht vorzeigen musste. Doch in diesem Universum durfte man schon mit achtzehn Alkohol konsumieren, während es in seinem Heimatuniversum erst ab einundzwanzig Jahren erlaubt gewesen war.
Mitten im Woodman’s stand eine Falltür offen. Ein Mann mühte sich damit ab, ein Fass Bier mit Hilfe eines Förderbands vom Keller an die Oberfläche zu schaffen.
John ging auf ihn zu. »Wir möchten den Geschäftsführer sprechen.«
»Der ist im Büro. Hinter den Klos«, ächzte der Mann.
Gemeinsam gingen John und Casey den Flur entlang bis zu einer Tür, die die Aufschrift »Zutritt nur für Befugte« trug. John klopfte.
»Was is?«, bellte jemand.
Langsam schob John die Tür auf. Dahinter lag ein schmales, vollgestopftes Büro. Hinter einem kleinen Schreibtisch saß ein Mann mit spärlicher Haarpracht und paffte eine Zigarette. Er musterte John und Casey mit einem halben Blick. »Ich sponsere keine Studentenpartys.«
»Deshalb sind wir auch nicht hier«, sagte John.
»Das is ja schon mal nicht schlecht. Aber warum dann?«
»Wir haben ein Spiel entwickelt. Und das würden wir gerne in Ihrem Lokal aufstellen.«
Der Mann blickte sie schief an. »Ich kann keinen Ärger gebrauchen. Deshalb gibt’s hier auch keine Spielautomaten.«
»Es geht nicht um Glücksspiel.« John hatte schon jetzt das Gefühl, dass das hier nicht einfach
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