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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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ausgedehnte Messungen vornehmen, da seine Quelle so klein war. Und es mussten viele Messungen sein. Er hatte beschlossen, den Durchmesser des Geräts in Fünfzehngradschritten zu umrunden, das bedeutete insgesamt vierundzwanzig Messungen. Jede Nacht wollte er eine durchführen.
    Die Frage war nur, wo er die Messungen durchführen sollte. Sein Apartment kam nicht in Betracht, denn Casey übernachtete alle paar Tage bei ihm. Und nach ihrer Begegnung mit seinem Notizbuch konnte John keinesfalls zulassen, dass sie weitere Rätsel zu Gesicht bekam. Aber er hatte eine Idee: Der Tisch, den sie für die Arbeit an dem Flipper benutzten, verfügte über eine große, tiefe Schublade. Dort konnte er das Gerät jeden Abend für zwölf Stunden deponieren und am nächsten Morgen eine vernünftige Messung abholen – hoffte er zumindest.
    So würde er das Innere des Geräts nach und nach rekonstruieren können. Falls ihm etwas Besonderes auffiel, konnte er genauere Messungen an bestimmten Stellen durchführen, auch aus schiefen Winkeln. Die ganze Prozedur würde
lange Zeit in Anspruch nehmen, zu lange für seinen Geschmack, aber sie stellte die einzige Möglichkeit dar, sich ein Bild vom Innenleben des Geräts zu machen, ohne es öffnen zu müssen.
    Die Berechnungen, die John anstellen musste, waren zwar nicht besonders komplex, aber es waren überaus viele. Noch dazu gab es mehr als einen Algorithmus zur Berechnung eines Tomogramms. Zwei Tage hintereinander musste er seine Verabredungen mit Casey absagen, um sich durch ein Lehrbuch zu diesem Thema zu quälen, doch am dritten Tag meinte er, endlich die Formeln gefunden zu haben, die er brauchte, um die Rekonstruktion anzufertigen.
    John setzte die ersten Messungen in Gang. Jeden Tag kehrte er zu später Stunde ins Labor zurück, um den Zähler aufzubauen. Er musste genau dokumentieren, bei welchem Winkel die jeweiligen Messungen durchgeführt wurden und wie der Zählerstand nach exakt zwölf Stunden war.
    Als er sechs Messergebnisse beisammen hatte, machte er es sich mit dem Taschenrechner gemütlich und legte los. Er wünschte, er hätte einen Computer benutzen können, aber die Computer dieses Universums schienen direkt den sechziger Jahren seiner Heimatwelt entsprungen zu sein. Es waren riesige, ungeschlachte Klötze, die ausschließlich für undurchschaubare Regierungsprogramme genutzt wurden. Wohl oder übel musste er die Berechnungen von Hand durchführen.
    Drei Stunden später hatte er ein Gitternetz aus tropfenförmigen Punkten vor sich. Ihm war klar, dass er fehlerhafte Bilder bekommen würde, falls die Messungen nicht ausreichten. Alles, was er sah, waren sechs Tropfen, die in regelmäßigem Abstand voneinander angeordnet waren. Da er nicht einschätzen konnte, welche davon echt waren und welche von Messfehlern herrührten, legte er die Zeichnung vorerst zu den Akten.

    Zwei Wochen nach diesem ersten Versuch probierte er es noch einmal. Diesmal brauchte John zwei volle Tage, um sich durch die Zahlenkolonnen zu wühlen, aber das Ergebnis entschädigte ihn für seine Mühen. Jetzt hatte er ein viel klareres Bild von der Struktur im Inneren des Geräts: Im Wesentlichen gab es zwei Verdichtungen, einmal in der Nähe des Zentrums unter dem mittleren blauen Knopf, und einmal auf halbem Weg zwischen dem Zentrum und dem seitlichen Hebel. Daneben hatten sich einige kleinere Klumpen herausgebildet.
    Bei genauerer Betrachtung der Zeichnung stellte er fest, dass das Innere des Geräts überwiegend leer war oder aber aus einem Material bestand, das kaum zur Verdichtung des Signals neigte. Er beschloss, dieselben Messungen noch einmal ein paar Zentimeter höher durchzuführen. Bisher verfügte er nur über einen Querschnitt auf mittlerer Höhe, so dass er noch nicht beurteilen konnte, ob er es mit zylinder- oder kugelförmigen Elementen zu tun hatte.
    Als John eines Morgens ins Labor zurückkehrte, war die Schublade leer.
    Das Gerät war verschwunden!
    Er geriet in Panik. Scheiße! Warum, verdammt nochmal, hatte er die Schublade nicht abgeschlossen?
    Mit klopfendem Herzen ließ er den Blick durch das Labor schweifen. Vielleicht war der Dieb noch nicht weit? Aber der Raum war leer – bis auf jemanden, der nebenan an der Drehmaschine lärmte.
    Sofort rannte John hinüber. Eine Studentin war gerade dabei, mehrere Kerben in ein längliches Stück Holz zu schnitzen. Der Lärm war so laut, dass sie nichts hörte. Aber als sie Johns verzweifeltes Winken sah, ließ sie von der Arbeit

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