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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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ab.
    »Tut mir leid, dass ich störe«, sagte er. »Aber hast du dort drüben irgendjemanden gesehen?«

    »Nein, damit kann ich nicht dienen.« Sie beugte sich wieder über die Drehmaschine, richtete sich jedoch gleich darauf auf und runzelte die Stirn. »Das heißt, vorhin war Professor Wilson hier. Eigentlich merkwürdig, so früh am Morgen.«
    »Wilson!«
    John drehte sich auf der Stelle um und verließ das Labor im Spurt. Er rannte den Durchgang zur McCormick Hall entlang und nahm die Treppe in drei Sprüngen. In Wilsons Büro brannte Licht. Die Tür war verschlossen.
    Einen Moment überlegte John, ob er anklopfen sollte, aber schließlich stieß er die Tür einfach auf.
    Wilson blickte ihn überrascht an. Auf dem Schreibtisch lag das Gerät, in der Hand hatte der Professor einen Schraubenzieher. Offenbar hatte er soeben versucht, das Gerät aufzuhebeln.
    »Was tun Sie da?«, schrie John völlig außer Atem.
    »Befindet sich im Inneren dieses … Dings eine radioaktive Quelle?«
    »Was Sie da tun, hab ich gefragt!« John stolperte einen Schritt vor und griff nach dem Gerät.
    Wilson sprang auf und zog ihm die silbrige Scheibe weg. Sofort fühlte John sich in seine Streitereien mit Wilsons anderen Versionen zurückversetzt. Er hatte keine Lust auf weitere Spielchen.
    »Ohne Erlaubnis dürfen Sie keine radioaktiven Apparate im Labor aufbewahren!«, rief Wilson. »Und werden Sie ja nicht handgreiflich. Das wäre das Ende Ihrer akademischen Laufbahn!«
    John bemühte sich, ruhig zu bleiben. »In Uhren wird Radium verwendet. In Bananen befindet sich Kalium.« Er zeigte auf das Gerät. »Das Ding da ist kein bisschen radioaktiver. Sie wollen nur davon ablenken, dass Sie meine Ausrüstung gestohlen haben. Und jetzt geben Sie mir mein Gerät bitte zurück.«

    »Es ist mein Labor, also ist das auch meine Ausrüstung!«
    »Als ob Sie nicht wüssten, dass das eine Lüge ist.«
    »Ich verbitte mir diesen Ton!«
    Eine Sekunde lang starrte John den Professor einfach nur an. Dann beugte er sich blitzschnell vor und griff über den Schreibtisch. Wilson fuhr ebenso schnell zurück, aber John hatte es sowieso nur auf das Telefon abgesehen. Den Hörer fest in der Hand, fixierte er Wilson. »Ich rufe die Polizei.«
    »Nur zu. Die Campuspolizei wird sicherlich ganz meiner Meinung sein.«
    »Die richtige Polizei.« John drückte auf die Neun, um eine Verbindung nach draußen zu erhalten, und schaltete den Lautsprecher ein.
    Als das leise Piepen des Freizeichens zu hören war, sah Wilson ihn entgeistert an.
    John wählte den Notruf.
    »Polizei Findlay«, meldete sich eine männliche Stimme. »Bitte spezifizieren Sie Ihren Notfall.«
    Wilsons Augen waren noch immer starr auf John gerichtet.
    »Spreche ich mit Mr. Wilson?«, drang es aus dem Hörer. »Gibt es bei Ihnen ein Problem, Sir?«
    Weder John noch Wilson bewegten sich.
    »Ich schicke einen Streifenwagen vorbei.«
    Da machte Wilson einen Satz nach vorn und riss John den Hörer aus der Hand. »Bitte entschuldigen Sie dieses Versehen. Hier ist Professor Wilson. Ich muss mich verwählt haben.«
    »Oh. Vielen Dank für die Information, Sir. Einen schönen Tag noch.« Der Polizist legte auf.
    John streckte die Hand aus.
    Mit beschämtem Lächeln überreichte Wilson ihm das Gerät. John verstaute es schleunigst in seinem Rucksack und wandte sich zum Gehen.

    »Was ist das, John?«, fragte Wilson noch. »Bitte sagen Sie es mir.«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt. Aber Sie haben mir nicht geglaubt.«
     
    Kollimator und Detektor hatte John in Wilsons Büro zurückgelassen. Aber er brauchte sie ohnehin nicht mehr. Die bisherigen Messungen reichten aus, um die letzten Berechnungen durchzuführen. Wieder nahm er den Taschenrechner zur Hand und machte sich ans Werk.
    Das Ergebnis war überraschend: Die Klumpen waren eiförmig. Keine Zylinder, keine Kugeln, sondern Eier. Daneben hatten sich zahllose feine Linien herausgebildet. Vielleicht Drähte? Nein, Drähte würden sich nicht zum Ende hin wie Spinnweben verdichten und verklumpen. Existierten diese Linien überhaupt wirklich oder handelte es sich dabei lediglich um Rechenfehler? Am liebsten hätte er mit einem Tomografen für die industrielle Anwendung gearbeitet, denn dann hätte er ein Bild mit höherer Auflösung erzeugen können. Doch er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, sich eine solche Ausrüstung zu besorgen. Angesichts der Umstände waren seine Ergebnisse wirklich ganz passabel. Er hatte nun eine erste

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