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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Stelle neben dem Flipperhebel, an der momentan ein hölzerner Platzhalter angebracht war.
    John nickte. »Das läuft doch wunderbar. Aber jetzt brauchen wir noch einen Mechanismus, der die Kugel automatisch zum Kugelabzug zurückführt.« Noch fiel die Kugel einfach in einen Becher, wenn sie unten aus dem Spielfeld herausrollte, und der Spieler musste sie eigenhändig in die Abschussrampe legen.
    »Da hab ich schon eine Idee«, meinte Henry.
    Grace beugte sich vor. »Warum bauen wir nicht zwei Tische aneinander, damit man zu zweit spielen kann?«
    »Was?« John zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ich meine, so viel Spaß wie Flipperspielen schon alleine macht – warum nicht einfach zwei Automaten zusammenbauen, so dass sich die Spieler gegenüberstehen? Man müsste dann versuchen, die Kugel an den Flipperhebeln des anderen vorbeizuschießen …«
    »Eine Art mechanischer Fußball«, sagte Henry. »Nicht schlecht.«
    John winkte ab. »Das ist dann kein richtiger Flipper mehr.«
    »Und?«, fragte Grace. »Wer sagt denn, dass wir einen ›richtigen‹ Flipper bauen müssen?«
    »Na gut«, lenkte John ein. »Schließlich machen wir das alles nur zum Spaß.«
    »Also ist es beschlossene Sache!« Grace strahlte.

    Am nächsten Abend rissen sie die Rückwand ab und fügten an ihrer Stelle ein zweites Spielfeld hinzu. Die Neigung der jeweiligen Platten verringerten sie ein wenig.
    »Hört mal«, sagte Grace. »Wir sollten mehrere Reihen von Flipperhebeln konstruieren, damit man die Kugel von der einen zur anderen schießen kann.«
    John schüttelte den Kopf und lachte. »Hab ich euch schon mal von Tischfußball erzählt?«
    »Was soll das sein?«
    »Vergesst es.«
     
    Seinen nächsten Privatausflug ins Labor unternahm John nach Mitternacht. Er wollte nicht schon wieder gestört werden, vor allem nicht von Wilson.
    Das Labor lag dunkel und leer vor ihm. John ging zu einem Tisch, klappte seine Laborunterlagen auf und zog wahllos ein paar Blätter mit Untersuchungsergebnissen hervor, um eine Tarnung zu haben, falls ihn doch jemand überraschte. Dann schaltete er das Spektrometer ein. Er hatte es auf einem seiner gelegentlichen Streifzüge durch das Labor entdeckt: ein brandneues Gammastrahlen-Spektrometer aus dem Hause Aggison-Hewlett.
    Vorsorglich hatte er sich die Mitschrift eines Studenten ausgeliehen, der im vorigen Semester den Kernphysik-Laborkurs belegt hatte. Darin war auch eine einfache Anleitung zum Kalibrieren des Spektrometers sowie zum Messen und Ausdrucken eines Spektrums enthalten.
    Nachdem er das Spektrometer mit einer Cäsiumprobe kalibriert hatte, legte er das Gerät unter den Detektor. Jetzt konnte er nur noch die Messung starten und abwarten.
    Es dauerte eine Weile, aber nach und nach bildete sich ein Maximum heraus. John ließ dem Spektrometer eine ganze Stunde Zeit, in ständiger Angst, jemand könne hereinplatzen.
Um sich abzulenken, fing er an, einen weiteren Flipperhebel zu schnitzen. Er hatte schon ein Dutzend Varianten zur Auswahl, die man leicht austauschen konnte, da sie alle auf denselben Sockel passten.
    Als das Spektrometer piepte, sah er auf dem Bildschirm ein einziges, scharf ausgeprägtes Maximum. Er druckte das Spektrum aus und bestimmte mit Hilfe eines Lineals das Zentrum des Maximums: circa 510 keV. John wusste, was ein einziges Maximum normalerweise bedeutete: dass nur ein einziges Isotop vorlag.
    Er öffnete das Kernphysik-Buch und ging die Liste mit den Elementen und ihren jeweiligen Gammastrahlungen durch. Alle Elemente, deren Halbwertszeit unter einem Jahr lag, konnte er ausschließen, genauso alle Elemente, deren Gammastrahlung um mehr als 50 keV von 510 keV abwich. Am Schluss blieb nur eines übrig: 85 Kr, mit einer Halbwertszeit von 10,3 Jahren und einer Gammastrahlung von 540 keV.
    John fragte sich, ob er das Spektrometer falsch kalibriert hatte.
    Also wiederholte er den Versuch. Diesmal verwendete er ein Cobalt-60-Isotop zum Kalibrieren, das zwei klare Maxima bei 1330 und 1170 keV aufwies. Wieder platzierte er das Gerät unter dem Detektor. Und wieder bildete sich dasselbe Maximum bei 510 keV heraus.
    Frustriert steckte John die beiden ausgedruckten Spektren in den Rucksack und ging nach Hause. Konnte es sein, dass das Gerät ein Isotop enthielt, das man hier noch gar nicht entdeckt hatte?
    Am nächsten Vormittag wartete John, bis ein älterer Student angefangen hatte, mit dem Spektrometer zu arbeiten, und ging dann zu ihm hinüber. »Entschuldigung, ich hätte da eine Frage …

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