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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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bestürzt, als er erfuhr, dass diese im Vorjahr in einem Autodafé ihr Leben verloren hatten. »Ich würde Euch so gern hier herausholen, Doña Dolores, das müsst Ihr mir glauben, aber wenn ich Euch gehen ließe, würden sie dafür nicht nur mich, sondern auch meine Familie büßen lassen!«
    Natürlich blieb ihm der kleine Abdarrahman auf Dauer nicht verborgen. Nachdem der Säugling sich durch Schreien bemerkbar gemacht hatte, betrachtete Pedro den kleinen Kerl mit verzücktem Lächeln und versprach den Frauen, dass er kein Wort über seine Geburt verlauten lassen werde. Später erzählte Dolores ihm hinter vorgehaltener Hand Zahras Geschichte, soweit sie ihr bekannt war. Als sie die Aguilars erwähnte, merkte Pedro auf. »Die kenne ich, alle drei! Aber wenn diese Frau mit einem von ihnen bekannt ist – können sie dann nichts für sie tun? Einer von ihnen, Gonzalo, ist doch ein enger Vertrauter der Königin!«
    »Vielleicht weiß er gar nicht, dass sie hier ist«, überlegte Dolores. »Und Gonzalo, ja, diesen Namen hat Zahra manchmal im Fieber gemurmelt, und auch einen anderen …«
    »Jaime vielleicht?«, fragte Pedro.
    Dolores nickte, und Pedro zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
     
    In den nächsten Tagen konnte Pedro keinen der beiden jüngeren Aguilar-Brüder ausfindig machen, und weder er noch Dolores verrieten Zahra, dass er nach ihnen suchte, um in ihr keine Hoffnungen zu wecken, die sich später nicht erfüllen würden. Sehr wohl aber erzählte Pedro Zahra, was sich derweil in ihrem Land abspielte: Az-Zagal hatte den todkranken Emir zurück nach Granada bringen lassen, wo er nur wenige Tage später gestorben und von ihm wie ein räudiger Hund vor den Mauern der Stadt verscharrt worden war. Hassans Frau Isabel de Solís und ihre Söhne ließ er in den Kerker werfen. Als das Volk von dem unwürdigen Begräbnis hörte, das az-Zagal ihrem Emir bereitet hatte, begann es in ihm zu brodeln, was sich noch verstärkte, als die Nachricht nach Granada drang, dass die Kastilier az-Zagals Truppen an immer mehr Orten zurückschlugen. Da fiel dem Volk von Granada ein, dass es auch noch einen anderen Emir hatte: Boabdil. Die Stimmen, die nach Boabdil riefen, wurden lauter, so laut, dass az-Zagal sich gezwungen sah, seinem Neffen einen Pakt vorzuschlagen, den dieser jedoch schnell als das durchschaute, was er war: eine Falle. Voller Wut schwor Boabdil seinem Onkel Rache: »Ich werde nicht ruhen, bis mein Volk von dir befreit und dein Haupt auf den Wällen der Alhambra aufgepflanzt ist!«
    Jetzt endlich erklärten sich die kastilischen Könige bereit, Boabdil im Kampf gegen seinen Onkel zu unterstützen. Schon wenige Tage später brachen sie auf, und ihre Angriffe waren so erfolgreich, dass Fernando in Córdoba frohlockte: »Bald hat az-Zagal kein Stück Erde mehr, auf dem er auch nur noch seine Fahne aufhängen kann!«
     
    Dank der Unterstützung der kastilischen Truppen kämpfte sich Boabdil bis Granada vor. Ein Bote Ismails suchte ihn in seinem Lager auf und richtete ihm aus, dass das granadinische Volk ihn erwarte und Ismail ihm jederzeit die Stadttore öffnen werde, um ihn einzulassen. Boabdil besprach mit Gonzalo ihr weiteres Vorgehen.
    »Woher wissen wir, dass hinter dem Vorschlag keine Falle az-Zagals steckt?«, fragte Gonzalo.
    Boabdil schüttelte entschieden den Kopf. »Ismails Nachricht war verschlüsselt. Nur er und ich kennen diese Geheimschrift, und mein Freund würde niemals gemeinsame Sache mit meinem Onkel machen!«
    »Auch wenn er uns die Tore öffnet, werden wir es noch schwer haben, gegen az-Zagals Truppe zu siegen. Meine Soldaten sind zwar gut ausgebildet, aber deine …«
    »Ich weiß«, fiel Boabdil ihm ins Wort. »Die wenigsten meiner Anhänger haben das Soldatenhandwerk gelernt. Die meisten sind Kaufleute und Künstler. Viele haben erst vor wenigen Wochen den Umgang mit Schwert und Lanze gelernt.« Er fuhr sich nachdenklich über die Nase. »Und wenn wir die Königin bitten, uns weitere Truppen zu schicken? Wir sind jetzt so kurz vor dem Ziel!«
    »Die Königin …« Gonzalo schürzte die Lippen. »Nun, versuchen können wir es.«
    Er setzte einen Brief auf und vertraute ihn seinem schnellsten Boten an. Isabel schickte ihnen tatsächlich eine zusätzliche Reitertruppe und eine größere Anzahl Fußsoldaten, und endlich konnten sie sich in das Herz von al-Andalus wagen. Fünfzig Tage währten die Kämpfe um Granada, viel Blut floss auf den Straßen, bis sie az-Zagal endlich aus Granada treiben

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