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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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schlief, und schob ihre Hände unter Jaimes Tunika. »Merkst du«, raunte sie, »wie praktisch unsere Kleider sind? Man kann sich berühren, ohne sich erst mühsam durch Knöpfe, Schnüre und dicke Schichten Stoff arbeiten zu müssen!«
    »Ach, ist das so?«, lachte Jaime und küsste sie. Ein begehrliches Feuer loderte in Zahra auf. Jaime zog ihr die Tunika über den Kopf und ließ seine Hände über ihren nackten Leib fahren. Ihr langes, schwarzes Lockenhaar umrahmte ihren immer noch mädchenhaft schlanken Körper und ihre festen, kleinen Brüste wie ein kostbarer Umhang.
    »Verdammt, wie sehr ich dich liebe«, stöhnte Jaime und bedeckte sie mit verlangenden Küssen. Stöhnend zog Zahra ihn an sich. »Komm, ich will dich spüren«, keuchte sie.
    Sie versanken in den Wogen ihrer Leidenschaft.
     
    Von Woche zu Woche fühlte sich Zahra in dem kleinen Dorf wohler und gewann an Zuversicht, dass sie auf Dauer hierbleiben würden. Jaime kam mit den Mauren weit besser zurecht, als sie und sicher auch er es sich vorgestellt hatte, und wenn, was nur selten geschah, Hetzreden gegen die Christen geführt wurden, zog er sich zurück und ritt mit Barbakan über die weiten Wiesen des Umlands, bis sein Unmut verraucht war. Mit der Zeit verstand er die Sichtweise der Mauren besser. Er gestand Zahra, dass er nun nachvollziehen könne, dass sich die Mauren nicht von den Christen vertreiben lassen wollten. »Wenn man seit achthundert Jahren den Boden eines Landes bestellt, ist man hinreichend damit verwachsen, um es mit Fug und Recht als seine Heimat zu betrachten.«
    »Heißt das, du findest es jetzt richtig, dass sich meine Landsleute gegen euch erheben?«
    Jaime zog Zahra an sich und drehte eine ihrer Locken um seinen Finger. »Zumindest kann ich es ihnen nicht mehr verdenken. Außerdem beeindrucken mich ihre Gastfreundschaft und die Toleranz gegen Andersgläubige. Sie behandeln die drei christlichen Familien und die beiden jüdischen, als seien sie ihresgleichen.«
    »Endlich siehst du es ein«, seufzte Zahra auf. »Es würde mir auch schwerfallen, hier so bald wieder wegzugehen, zumal ich … Nun ja …«
    Jaime riss die Augen auf. »Willst du damit etwa sagen …«
    Zahra lachte auf. »Ja, Jaime, du wirst wieder Vater!«
    Er presste sie an sich und küsste sie aufs Haar, das Gesicht und den Bauch und brummte: »Zu schade, dass wir nicht wirklich heiraten können!«
    »Könnten wir ja«, erwiderte Zahra leise, aber Jaime ging nicht darauf ein, und Zahra hatte dies auch nicht erwartet. Schon mehrmals hatte sie ihm erklärt, dass sie sehr wohl heiraten könnten – wenn Jaime zum Islam übertrat. Der aber lehnte es strikt ab, darüber auch nur nachzudenken, was Zahra jedes Mal einen Stich versetzte, zumal Jaime kein sehr gläubiger Christ war. Wenn sie jedoch nicht heirateten, würden ihre Kinder auf immer Kinder der Sünde bleiben, und fände jemand heraus, dass sie nicht verheiratet waren, liefen sowohl sie als auch ihre Kinder Gefahr, getötet zu werden. Doch solange sie nur zusammenblieben, wollte sie sogar dieses Risiko in Kauf nehmen.
     
    Die nächsten Wochen verliefen im ruhigen Gleichklang. An einem Abend übernahm Jaime die Wache gemeinsam mit Nusair, einem fünfzigjährigen Eigenbrötler, dessen Wort im Ort großes Gewicht hatte. Die Nacht war mild und still. Als Jaime die Augen zuzufallen drohten, erhob er sich, ging in dem Wachturm auf und ab und brummte schließlich: »Eigentlich ist dieser Turm nicht die Steine wert, mit denen ihr ihn gebaut habt.«
    »Was weißt denn du?«, knurrte Nusair übellaunig.
    »Na, sieh doch selbst: Die Baumgruppe da hinten versperrt uns einen großen Teil der Sicht. Und was ist, wenn jemand den Ort von der anderen Seite angreift? Dann sitzen wir hier und können zusehen, wie der Ort in Flammen aufgeht – und unsere Familien gleich mit!«
    Nusair blähte die Nasenflügel. »Ich habe unter az-Zagal viele Schlachten gekämpft und alle gewonnen, und nur dank mir gibt es diesen Wachturm hier überhaupt. Also halte gefälligst deine Klappe, Jüngchen!«
    Jaime wollte schon zurückblaffen, dass er kein »Jüngchen«, sondern einer von Isabels siegreichsten Feldherren sei, biss sich aber gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Die nächste Stunde herrschte verbissenes Schweigen zwischen ihnen. Nur das Zirpen der Grillen und das leise Säuseln des Windes in den Kronen der Korkeichen waren zu hören. Schon längst saß Jaime wieder auf seinem Platz und kämpfte gegen den Schlaf an, und auch

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