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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Bewusstsein verlor, sah er noch, wie Yazid seinen Angreifer mit einem gutgezielten Schwerthieb davon abhielt, erneut auf Jaime einzustechen – und im gleichen Moment rammte Don Juan Yazid das Schwert in den Bauch …
     
    Als Jaime zu sich kam, verspürte er quälenden Durst.
    »Wasser«, röchelte er. Jemand benetzte seine Lippen und ermunterte ihn, an dem Tuch zu saugen. Ohne dass er Raum und Zeit oder auch nur die Stimme zuordnen konnte, leistete er der Aufforderung Folge, merkte, wie etwas auf sein Gesicht tropfte und wie Tränen an seinem Gesicht herabrann, und verlor erneut das Bewusstsein.
    Erst Stunden später erwachte Jaime wieder. Die Sonne blinzelte durch das Maschrabiya-Gitter vor dem Fenster, woraus er schloss, dass er nicht in christlicher Gefangenschaft, sondern bei den Mauren war. Er regte sich.
    »Jaime, endlich!«, stöhnte Zahra erleichtert auf und strich ihm über die unrasierte Wange. Betroffen stellte Jaime fest, wie verweint ihre Augen waren.
    »Yazid …«, wollte er sagen, doch aus seinem Hals kam nur Krächzen. Zahra verstand ihn trotzdem und schüttelte den Kopf. »Sie haben ihn nicht zurückgebracht, weil er schon tot war«, erwiderte sie, und schließlich presste sie noch voller Wut hinterher: »Und nichts anderes hat er für diesen verrückten Plan verdient!«
    Jaime wies auf das Wasser, das neben seinem Lager stand. Zahra reichte ihm den Becher und half ihm, sich aufzusetzen; Jaime verzog vor Schmerz das Gesicht. Als er getrunken hatte, sank er zurück ins Kissen. »Dass ich noch lebe, verdanke ich ihm allein«, presste er mühsam hervor. »Um mir beizustehen, hat er von seinem Gegner abgelassen – und dafür mit dem Leben bezahlt.«
    »Das wusste ich nicht.« Zahra presste die Lippen zusammen.
    »Und Raschid?«, fragte Jaime.
    »Er hat dich da herausgeholt.«
    »Ist er unverletzt?«
    Zahra schüttelte den Kopf. »Aber er geht ihm schon wieder recht gut.« Über ihre Wangen rannen Tränen. »O Jaime, bei eurem Überfall sind so viele gestorben, und ich hatte so schreckliche Angst um dich! Über eine Woche hast du mit hohem Fieber dagelegen, selbst Tamu hatte die Hoffnung aufgegeben, und dann die Kinder …«
    »Was ist mit ihnen?« Jaime sah sie erschrocken an.
    Zahra wischte sich die Tränen weg. »Sie hatten so viel Hunger, dass sie sich über die Früchte an unserem Orangenbaum hergemacht haben, obwohl wir sie wieder und wieder davor gewarnt hatten, weil sie noch unreif waren. Hernach hatten sie einen solchen Durchfall, dass wir schon das Schlimmste befürchtet haben. Erst als Tamu einer alten Kräuterfrau getrocknete Erdbeer- und Brombeerblätter abschwatzen konnte, ging es ihnen allmählich besser, aber sie sind immer noch sehr schwach und … Ach Jaime, woher sollen wir denn jetzt noch Hoffnung nehmen?«
    »Ich weiß es nicht.« Jaime ergriff ihre Hand und küsste sie. »Aber wenn wir sie verlieren, ist es um uns geschehen.«

7.
    Granada
    18 . März 1491
    A ch Zahra«, brummte Jaime. »Erst wolltest du deinen Halbbruder nicht über eure Türschwelle treten lassen, und jetzt, da er tot ist, heulst du dir die Augen aus dem Kopf. Aus dir soll noch mal jemand klug werden!«
    Ruckartig erhob sich Zahra von seiner Schlafstatt. Noch immer war Jaime zu schwach zum Aufstehen, so dass sie viele Stunden am Tag an seiner Seite verbrachte. Deshalb wusste er, dass es schon ausreichte, Yazids Namen zu erwähnen, um ihre Tränen fließen zu lassen.
    »Ich verstehe es ja auch nicht. Aber seit ich weiß, dass er den Tod gefunden hat, weil er dir beistehen wollte … Außerdem ist mir erst jetzt klargeworden, dass ich an ihm gehangen habe.« Erneut traten ihr Tränen in die Augen. »Dabei habe ich als Kind so oft Hiebe von ihm einstecken müssen, weil er mich bei Vater angeschwärzt hat, nur um mir eins auszuwischen, und dann seine Häme, wenn ich danach über Wochen Zimmerarrest hatte, aber andererseits …«
    »Andererseits hast du ihn wegen seiner rebellischen Unabhängigkeit und seiner stolzen Unbeugsamkeit auch immer bewundert«, setzte Jaime ihren Satz fort.
    Zahra nickte stumm.
    »Und wenn man es genau betrachtet«, ergänzte Jaime, »wart ihr euch genau in diesem Punkt unglaublich ähnlich!«
    Zahra sah zu Jaime. Zuerst schüttelte sie den Kopf, aber dann wurde ein Nicken daraus. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    Jaime streckte ihr die Hand entgegen. »Komm, setz dich wieder zu mir.«
    Jaime nahm ihre Hand und drückte sie sich auf die Brust. »Kann es dir noch nicht einmal

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