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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nächsten stehende, noch auf ihren Einsatz wartende maurische Truppe, die seinem Vater unterstand, und versuchte sie zurückzudrängen, ein anderer Teil griff die Mauren an, welche die Stadtmauer erstürmten. Als Yazid auf einem der Schilde das Wappen Don Juans entdeckte, schwang er sich auf sein Pferd und zog das Schwert. Bevor er Don Juan erreichte, stürmte dieser auf zwei von Yazids besten Männern zu, die, um die Sturmleitern erklimmen zu können, ebenso wie er keine Rüstung, sondern nur einfache Kettenhemden trugen. Mit zwei kraftvollen Hieben schnitt Don Juan ihnen die Kehle durch.
    Rasend vor Wut ritt Yazid auf ihn zu. Funkensprühend krachten ihre Schwerter aufeinander. Auch Don Juan erkannte ihn nun wieder. »So kann ich dir jetzt endlich geben, was mir in der Alhambra verwehrt wurde!«, frohlockte er und führte sein Schwert beim nächsten Schlag noch machtvoller, doch Yazid blockte ihn mit seinem Schild ab.
    Yazid duckte sich unter der nächsten Attacke und stieß dann sein Schwert in Don Juans rechte, ungedeckte Seite. Knirschend fuhr die Spitze durch die Rüstung, doch bevor Yazid nachstoßen konnte, riss ihn ein anderer christlicher Ritter zurück. Yazid erkannte auch ihn an seinem Wappen; zudem trug der Mann keinen geschlossenen Helm, sondern nur einen Schaller, der die untere Gesichtshälfte freiließ. Jetzt war es in der Tat der Mann, der Don Juan auch schon in der Alhambra beigestanden hatte: Don Gonzalo de Córdoba y Aguilar.
    Gonzalo war weniger kraftvoll im Austeilen als Don Juan, aber geschickter im Ausweichen, so dass Yazid seine Schläge zwar gut abwehren konnte, aber nie an ihn herankam.
    »Reitet zurück zum Tor«, brüllte Gonzalo Don Juan zu.
    »Niemals!« Don Juan nahm das Schwert in die linke Hand, um seine verletzte Seite zu schonen. »Erst werde ich dem Kerl sein lästerliches Mundwerk mit dem Einzigen füllen, was dort hineingehört: seinem eigenen Blut!«
    Er hob sein Schwert so hoch, als wolle er es Yazid tatsächlich direkt in den Rachen stoßen, doch da sprang einer der maurischen Soldaten Yazid bei, und zwei weitere ritten ebenfalls in ihre Richtung.
    »Gegen vier Mann haben wir keine Chance!«, zischte Gonzalo Don Juan an. »Entweder Ihr reitet jetzt mit mir zurück, oder ich überlasse Euch Eurem Schicksal!«
    Doch erst als Don Juan einen weiteren schweren Hieb von Yazid hatte einstecken müssen, bei dem ihm sein Schwert aus der Hand fiel, drehte er ab. Trotz des Schlachtenlärms um sie herum verfolgte sie Yazids hämisches Gelächter bis zum Stadttor.
    »Heute lass ich dich laufen, alter Mann, aber ich krieg dich noch«, höhnte er, »und dann werde ich dir deinen Kopf abschlagen, und dich«, dies galt Gonzalo, »werde ich in seinem dreckigen Christenblut ersäufen!«
     
    »Weglaufen vor einem Heiden – ich weiß wirklich nicht, was Ihr Euch dabei gedacht habt!«, donnerte Don Juan Gonzalo an, kaum dass sie zurück in der Stadt waren. »Habt Ihr denn keine Ehre im Leib?«
    »Doch, aber ich dachte, außer Ehre sollten wir auch noch ein bisschen Blut in den Adern haben, um weiterkämpfen zu können«, entgegnete Gonzalo trocken und befahl einem der sie angaffenden Soldaten, ihm vom Pferd zu helfen. Auch sein Knappe kam und half ihm, den Helm und die Panzerhandschuhe auszuziehen.
    »Mein großer Bruder Gonzalo war schon immer mehr der kluge Stratege als der ausdauernde Krieger!« Jaime schlug dem wesentlich älteren Don Juan gönnerhaft auf die Schulter und blitzte Gonzalo herausfordernd an. Er war einige Zeit vor ihnen in die Stadt zurückgekehrt, da sein Pferd lahmte. Die Rüstung hatte er bereits abgelegt.
    »Dann soll Euer Bruder heimgehen und Angriffspläne entwerfen, statt hier die königliche Armee der Lächerlichkeit preiszugeben!«, tobte Don Juan weiter.
    Gonzalo winkte gleichmütig ab und befahl seinem Knappen, einen Wundarzt für Don Juan zu holen.
    »Heimgehen?« Jaime grinste. »Gonzalo ist ebenso jüngerer Bruder wie ich. Da hat man kein anderes Heim als Kriegsplätze oder den Hof, und sosehr Isabel seine Nähe und seine Ratschläge im Allgemeinen auch zu schätzen scheint – ab und an will sie sich offenbar auch einmal nur ihrem Mann widmen! Oder hätte sie ihn sonst hierhergeschickt?«
    Mit geballten Fäusten schoss Gonzalo zu ihm herum. Im gleichen Moment ertönte der Schrei eines Wachsoldaten: »Einer der maurischen Gefangenen versucht, durch das Tor zu entkommen!«
    In der Tat war das Stadttor wegen der nach und nach zurückkehrenden Soldaten noch nicht

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