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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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jetzt einen Rückzieher zu machen, verbot ihm sein Stolz. Er straffte sich. »Nach allem, was ich gehört habe, habe ich meine Zweifel, ob Euer Vorgehen gegen die
conversos
noch dem entspricht, was unsere verehrte Königin seinerzeit bewilligt hat.«
    »Die jüdischen Blutsauger bekommen, was sie verdienen!« Torquemadas Augen stachen wie Messer auf Gonzalo ein. »Und ihre eingezogenen Vermögen sind uns bei dem Krieg gegen die Mauren von höchstem Nutzen!«
    Gonzalo hielt es für ratsam, das Thema nicht zu vertiefen, und wandte sich direkt an die Königin. »Ich denke, dass wir jetzt, da die Mauren sich untereinander zerstritten haben, auch andere Möglichkeiten finden werden, als weiter nur das Schwert sprechen zu lassen.«
    »Euer ewiges Friedensgerede gibt mir allmählich zu denken«, zischte Torquemada. »Habt Ihr nicht einen Teil Eurer Jugend in Granada verbracht? Ich habe schon seit langem den Verdacht, dass Ihr in Wahrheit für deren Sache seid!«
    »Auf jeden Fall scheint es nicht sinnvoll, mit den Mauren Frieden zu schließen, wenn wir jetzt endlich die Chance haben, ihrer Herrschaft ein für alle Mal ein Ende zu bereiten«, pflichtete Fernando ihm bei. »Unser Ziel darf es nicht sein, die Mauren an unserer Seite, sondern sie aus unserem Land zu haben!«
    Gonzalo verbeugte sich wortlos in Fernandos Richtung. Er wusste, dass er verloren hatte. Zu seiner Überraschung sprach sich jetzt aber auch der Marqués de Cadiz gegen einen Angriff Lojas aus. »Verzeiht, mein König, aber sosehr mir Don Juans Idee an sich auch gefällt, möchte ich doch zu bedenken geben, dass Loja in der Tat die am stärksten gesicherte Festung der Mauren ist. Ali al-Attar mag mit seinen neunzig Jahren ein hohes Alter haben, aber sein Kampfgeist ist ungebrochen. Man nennt ihn nicht umsonst den Löwen von Loja. Er ist noch gefährlicher als az-Zagal!«
    »Aber er ist nicht unschlagbar, und das sollten wir den Mauren beweisen!«, widersprach ihm Fernando. »Ich schlage ein Vorgehen auf mehreren Ebenen vor: Zunächst erhöhen wir unsere Präsenz an Schiffen und Galeeren vor Gibraltar und den anderen maurischen Häfen, damit die Mauren nicht weiter ungehindert Verstärkung, Waffen und Mundvorrat von ihren afrikanischen Verbündeten erhalten können. Zeitgleich schicken wir, wie eben besprochen, Versorgungsgüter und Soldaten nach Alhama, wenden uns mit der Bitte um Unterstützung an die andalusischen Adligen, und während wir auf diese warten, verunsichern wir mit unseren Truppen die Vega. Keine Unze Korn soll der Brut bleiben, kein Haus und kein Stück Vieh. Und sobald wir die Zusage der andalusischen Adligen haben, wenden wir uns Loja zu, und ich selbst werde die Truppen dort zum Sieg führen!«
    Er tauschte einen Blick mit seiner Frau, die ihm lächelnd zunickte. »Ja, mein Lieber, das wirst du!«
    Gonzalo biss die Zähne zusammen. Sein einziger Trost war, dass die kleine Maurin mit den blauen Augen weit weg von Loja in Granada lebte.
     
    In der Tat hatte Fernando keine Schwierigkeiten, von den andalusischen Adligen Soldaten für sein ehrgeiziges Vorhaben zur Verfügung gestellt zu bekommen, und war sich seiner Sache so sicher, dass er einen großen Teil des Heeres bei Erija zurückließ und nur mit fünftausend Reitern und achttausend Fußsoldaten vorrückte. Da Gonzalo dies beunruhigte, lenkte er sein Pferd zu Juan Ponce de León, dem Marqués de Cadiz. Zwar war auch dieser letztlich für den Krieg und die Vertreibung der Mauren, ließ sich dabei aber nicht von dem Hass eines Don Juan treiben und legte überdies weit mehr Menschlichkeit als jener an den Tag.
    »Natürlich ist es riskant, nicht mit dem ganzen Herr gen Loja zu ziehen«, pflichtete der Marqués Gonzalo bei, »und das habe ich Fernando auch gesagt, aber Ihr kennt unseren König gut genug, um zu wissen, dass er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nur schwer wieder davon abzubringen ist. Vergesst auch nicht sein Alter! Mit seinen dreißig Jahren ist er sogar ein wenig jünger als Ihr, Gonzalo. In diesem Alter bildet man sich noch gern ein, dass einem die Welt zu Füßen liegt. Übrigens finde ich es weit bedenklicher, dass wir nur wenige Vorräte mit uns führen. So können wir Loja noch nicht einmal belagern!«
    »Das ist nicht Euer Ernst!«
    Der Marqués lachte bitter auf. »Meiner nicht, nein, aber Fernandos. Laut den Auskünften seiner Spione stehen in Loja derzeit kaum mehr als dreitausend Mann unter Waffen. Da unsere Reiterei für sich genommen bereits mehr

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