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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dieser Ansicht bei den Anwesenden auf wenig Gegenliebe stoßen würde – von Kardinal Mendoza und dem Marqués de Cadiz vielleicht abgesehen. »Zumindest sollte zu fragen erlaubt sein, mit welchem Einsatz wir was erreichen können«, gab er diplomatisch zurück.
    »Ihr würdet es also in Kauf nehmen, dass unser Land auch in Zukunft von diesen Heiden besiedelt und besudelt wird?«, bohrte Torquemada weiter. Gonzalo bemerkte seinen lauernden Blick und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Schon früher hatte der asketische Dominikanermönch ihm Unbehagen eingeflößt, aber seit er zum Inquisitor ernannt worden war und er erlebt hatte, mit welchem Fanatismus der Mönch seine Schergen rechtschaffene
conversos
verfolgen und sie so lange foltern ließ, bis sie selbst ihre Kinder verrieten, und er sie hernach auf seinen pompös abgehaltenen Autodafés verbrannte, graute ihm vor Torquemada wie vor dem Satan selbst. Auch er sollte sich vor dem Inquisitor besser in Acht nehmen. Zu seiner Erleichterung enthob ihn Don Juan für den Moment einer Antwort.
    »Don Gonzalo ist und bleibt ein Hasenfuß«, wetterte jener in gewohnter Manier. »Selbst wenn wir den Mauren Alhama nur als Schutt und Asche zurückgeben würden, verrieten wir damit Furcht und Schwäche in unseren Beschlüssen, und das können wir uns nicht leisten!«
    »Wie wahr, Don Juan, wie wahr!«, pflichtete Isabel ihm bei. »Außerdem wussten wir von Anfang an, dass dieser Krieg mit hohen Kosten und vielen Opfern einhergehen würde. Alhama ist die erste Stadt, die wir den Mauren entreißen konnten. Sollten wir in ihr nicht unsere erste ruhmvolle Trophäe sehen und deswegen seine Wälle als ein vom Himmel verliehenes Bollwerk mitten im Feindesland unter allen Umständen verteidigen?«
    Dieser Ansicht schloss sich auch Fernando an. Er schlug vor, Alhama vierhundert Lanzen Verstärkung, eine Abteilung von tausend Fußsoldaten und Mundvorrat für drei Monate zu schicken, wofür ihm seine Gemahlin einen dankbaren Blick schenkte.
    »Wir könnten aber auch noch mehr tun«, meldete sich Don Juan erneut zu Wort. »In direkter Nähe Alhamas liegt Loja. Wenn wir auch diese Stadt noch erobern, besäßen wir ein zweites und umso mächtigeres Standbein im Feindesland!«
    »Loja?«, rief Gonzalo. »Aber das wird von Ali al-Attar beherrscht. Ihn anzugreifen hieße, unsere Soldaten in den sicheren Tod zu schicken!«
    »Keine Stadt ist uneinnehmbar«, widersprach ihm Don Juan mit unwilligem Blick. »Wenn wir Loja in unsere Hand brächten, hätten die Mauren nicht mehr die Möglichkeit, ihre Truppen einzig auf Alhama zu konzentrieren, und überdies würden wir sie tief in ihrem Stolz treffen. Ein Sieg über Ali al-Attar würde diesen Muselmanen zeigen, dass keine ihrer Städte mehr vor uns sicher ist und das Ende ihres Reichs unmittelbar bevorsteht!«
    »Und Ihr meint, wir hätten in der Tat die Möglichkeit, Ali al-Attar zu bezwingen?«
    Don Juan genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Königin so sehr, dass er sich mit seiner Antwort Zeit ließ. »Es ist schon wahr, dass der alte Ali al-Attar ob seiner vielen Siege gegen uns bei den Mauren den Ruf eines Heiligen hat, aber genau solch einen Gegner brauchen wir, wenn wir unsere Feinde beeindrucken wollen. Gelingt es uns, den alten Haudegen aus seiner Stadt zu vertreiben, werden sich viele andere Orte von ganz allein ergeben!«
    Isabel erhob sich und durchmaß mit langen Schritten das Besprechungszimmer. »Loja, sagt Ihr? Und dass wir die Mauren damit in ihrem Stolz treffen können?«
    »Ich finde Don Juans Vorschlag sehr vernünftig«, mischte sich nun auch Fernando wieder in das Gespräch ein. »Außerdem könnten wir für einen Angriff auf Loja leicht die Unterstützung der andalusischen Adligen gewinnen, denn diese haben unter Ali al-Attar weit mehr gelitten als unter jedem anderen maurischen Kriegsherrn. Ein Feldzug gegen ihn wäre für sie eine langersehnte Rache!«
    Isabel wusste die strategische Intelligenz ihres Mannes zu schätzen und hatte schon mehrmals gut daran getan, auf seinen Rat zu hören. Trotzdem ging sie nicht direkt auf ihn ein, sondern befragte auch ihre anderen Berater.
    Torquemada zeigte sich begeistert. »Je mehr wir der Natternbrut zusetzen, umso besser!«
    »Ihr neigt ja ohnehin zu Übertreibungen«, entfuhr es Gonzalo voller Bitterkeit.
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Torquemadas Augen verengten sich zu Schlitzen. Gonzalo hätte sich für sein Vorpreschen die Zunge abbeißen mögen, aber

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