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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Ibrahim sicher sein. Eigentlich hatte sie erwartet, dass auch Hayat die Reise nach Loja beruhigen würde, denn mit Zahras Hochzeit verschob sich auch ihre Rückkehr nach Fès. Hayat aber saß so schwermütig auf ihrem Pferd, als führe man sie zum Schafott. Schließlich machte Zahra ihrer Halbschwester ein Zeichen, ein Stück weit hinter dem Reitertrupp zurückzubleiben, und fragte sie, warum sie so bedrückt war.
    »Wegen Miguel.« Hayat wischte sich eine Träne von der Wange. »Je weiter wir uns von Granada entfernen, desto schwerer wird es für ihn, mir eine Nachricht zukommen zu lassen!«
    »Aber du weißt noch nicht einmal sicher, ob er …«
    »Und ob ich es weiß«, fiel Hayat ihr ins Wort. »Genau so, wie du weißt, dass Raschid noch lebt, weiß ich, dass Miguel nichts geschehen ist. Und ebenso sicher bin ich mir, dass er versuchen wird, mich holen zu kommen!«
    Zahra wusste, dass in den Augen ihrer Halbschwester alles besser schien als die Rückkehr zu ihrem ungeliebten Ehemann und sie sich an diese Hoffnung klammerte, ihrem Schicksal zu entgehen. Eine Zeitlang ritt Zahra schweigend neben ihrer Halbschwester her, aber dann musste sie ihr zumindest noch eine Frage stellen: »Hast du eigentlich gar keine Angst vor dem Leben, das du dann führen müsstest? Immerhin ist Miguel ein Ungläubiger, und du bist verheiratet. Du würdest auf immer deine Ehre verlieren, wenn du mit ihm gehen würdest …«
    »Aber ich würde leben, verstehst du?«, erwiderte Hayat und sah sie eindringlich an. »Leben!«
    »Leben, ja, leben«, murmelte Zahra und presste die Lippen aufeinander.
     
    Auch die Kastilier wussten inzwischen von Boabdils Rückkehr nach Granada. Derzeit weilte Isabel, die in ständig wechselnden Städten Hof hielt, im königlichen Palast in Córdoba. Als man dort erfuhr, dass Boabdil seinem Vater die Position als Herrscher Granadas streitig machte, rieb man sich freudig die Hände, weil man davon ausging, dass sich die Mauren nun gegenseitig vernichten würden. Dann aber verdichteten sich die Nachrichten, dass Boabdil seine Position festigen könne, und schließlich erreichte sie nur kurze Zeit nach Boabdils Ernennung zum Emir ein Friedensangebot von ihm, welches die Christen jedoch rundweg ablehnten. Aus Wut über die Zurückweisung griff Boabdil daraufhin mit seinen Truppen Alhama an.
    Die aktuellen Nachrichten von dort waren so beunruhigend, dass Isabel eilig ihre Berater zu sich rief. Gonzalo betrat ihr prächtiges Beratungszimmer als Letzter. Als er sah, dass Torquemada nicht nur mit am Tisch, sondern sogar direkt neben Isabel saß, ahnte er, dass es um die Sache der Mauren schlecht stand. Mit unbewegtem Gesicht verneigte er sich vor seiner Königin und ihrem Gemahl und nahm den Platz zwischen dem Marqués de Cadiz und Kardinal Mendoza ein, die einzigen Berater Isabels, die er aufgrund ihrer hohen Integrität und Humanität in den letzten Jahren zu schätzen gelernt hatte. Isabel bat Don Juan, die neusten Nachrichten aus Alhama vorzutragen.
    »Unser Bote berichtet, dass die Versorgungslage Alhamas immer schwieriger wird. Wegen der Belagerung durch die Mauren fehlt es an Lebensmitteln, aber nicht weniger besorgniserregend ist der Mangel an Soldaten. Der von uns nach unserer Eroberung der Stadt eingesetzte Bürgermeister von Alhama geht davon aus, dass er die Stadt nicht mehr lange gegen die maurische Übermacht wird halten können. Die Soldaten sind Tag und Nacht im Einsatz und am Ende ihrer Kräfte.«
    Isabel blickte zu ihren Beratern. »Ich erwarte Eure Vorschläge, meine Herren!«
    Als Erster meldete sich Gonzalos Bruder Alonso zu Wort. »Alhama liegt mitten im feindlichen Gebiet, so dass sich die Versorgung mit Lebensmitteln und Waffen und der Nachschub von Soldaten immer schwierig gestalten werden. Überdies gehe ich davon aus, dass die Mauren stets aufs Neue versuchen werden, ihre Stadt zurückzuerobern. Aus diesem Grund bin ich dafür, die Stadt bis auf ihre Grundmauern zu zerstören und den Mauren zu überlassen. Alhama zu halten ist auf Dauer zu aufwendig und zu kostspielig!«
    Gonzalo nickte. »Wir dürfen auch nicht vergessen, wie viele Menschenleben uns die ständige Verteidigung Alhamas kosten würde!«
    »Dass Ihr so um unsere Landsleute besorgt seid, ehrt Euch«, erwiderte Torquemada mit falschem Lächeln. »Ich nehme an, als Nächstes schlagt Ihr vor, den Krieg gegen die Mauren überhaupt zu beenden.«
    Am liebsten würde ich das allerdings, dachte Gonzalo, aber er wusste, dass er mit

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