Die Mausefalle
Giles wütend. »Sehen Sie denn nicht, dass sie völlig fertig ist?«
»Ich untersuche einen Mord, Mr Davis – oh, Verzeihung: Comma n der Davis.«
»Ich führe meinen Rang aus dem Krieg nicht, Sergeant.«
»Ach ja, richtig, Sir.« Trotter setzte eine Kunstpause, als hätte er ein heikles Thema gestreift. »Wie gesagt, ich untersuche einen Mord. Bisher hat niemand die Angelegenheit ernst genommen. Mrs Boyle auch nicht. Sie hat mir nämlich Informationen vorenthalten. Sie alle haben mir Informationen vorenthalten. Tja, Mrs Boyle ist nun tot. Und wenn wir dieser Sache nicht auf den Grund kommen – und zwar schnell, wenn ich bitten darf –, dann stirbt womöglich noch jemand.«
»Noch jemand? Unfug. Wieso denn?«
»Weil«, sagte Sergeant Trotter fast weihevoll, »es drei kleine blinde Mäuslein gab.«
»Und für jedes einen Mord?«, sagte Giles ungläubig. »Aber dafür müsste es doch eine Verbindung geben – ich meine, noch einen Zusammenhang mit dem Fall da.«
»Ja, den müsste es geben.«
»Aber wieso denn noch einen Mord hier?«
»Weil in dem Notizbuch nur zwei Adressen standen. In der Culver Street 74 gab es nur ein mögliches Opfer. Und das ist tot. Monkswell Manor dagegen ist ein weites Feld.«
»Unfug, Trotter. Es wäre einfach zu unwahrscheinlich, dass der Zufall hier gleich zwei Leute zusammenbringt, die beide etwas mit dem Fall Longridge Farm zu schaffen hatten.«
»Unter bestimmten Umständen wäre das nicht unbedingt ein Zufall. Denken Sie mal darüber nach, Mr Davis.« Er wandte sich an die anderen. »Ich habe Ihre Aussagen, wo Sie sich jeweils befanden, als Mrs Boyle getötet wurde. Ich möchte sie gern überprüfen. Sie, Mr Wren, waren in Ihrem Zimmer, als Sie Mrs Davis schreien hörten?«
»Jawohl, Sergeant.«
»Sie, Mr Davis, waren oben in Ihrem Schlafzimmer und untersuchten Ihren Telefonanschluss?«
»Ja«, sagte Giles.
»Mr Paravicini war im Salon und spielte Klavier. Hat Sie eigentlich jemand gehört, Mr Paravicini?«
»Ich habe sehr, sehr leise gespielt, Sergeant, nur mit einem Finger.«
»Und was haben Sie so gespielt?«
»›Drei Mäuslein blind‹, Sergeant.« Er lächelte. »Dieselbe Melodie, die Mr Wren im oberen Stock gepfiffen hat. Die Melodie, die zur Zeit alle hier im Kopf haben.«
»Eine schaurige Melodie«, sagte Molly.
»Was war denn nun mit dem Telefonkabel?«, fragte Metcalf. »Hat das wirklich jemand absichtlich zertrennt?«
»Ja, Major Metcalf. Sogar ein ganzes Stück war herausgeschnitten, gleich neben dem Esszimmerfenster – ich hatte die Stelle gerade entdeckt, als Mrs Davis zu schreien anfing.«
»Das ist ja verrückt. Wie kann der sich denn einbilden, dass er nicht erwischt wird?«, kreischte Christopher dazwischen.
Der Sergeant musterte ihn eindringlich. »Vielleicht ist ihm das egal«, sagte er. »Oder aber, er ist fest davon überzeugt, viel schlauer zu sein als wir. Zu so etwas neigen Mörder.« Und er fügte hinzu: »Wir machen auch einen Kurs in Psychologie, das gehört zur Ausbildung. Die Mentalität eines Schizophrenen ist übrigens hochinteressant.«
»Könnten wir komplizierte Fremdwörter weglassen?«, fragte Giles.
»Aber sicher, Mr Davis. Wir haben es hier im Augenblick ja auch nur mit zwei einfachen, kurzen Wörtern zu tun. Das eine heißt ›Mord‹, das andere ›Gefahr‹. Darauf haben wir uns zu konzentrieren. Also, Major Metcalf, ich möchte mir ein klares Bild über Ihre Schritte machen. Sie waren, sagen Sie, im Keller – warum?«
»Nur so, zum Umsehen«, sagte der Major. »Ich habe mir erst diesen Schrank da unter der Treppe angeguckt, und dann habe ich eine Tür entdeckt, und die habe ich aufgemacht, und da war eine Treppe, die bin ich einfach hinuntergegangen. Schöne Kellerräume haben Sie«, sagte er zu Giles. »Könnte die Krypta von einem alten Kloster sein.«
»Wir befassen uns hier nicht mit Altertumsforschung, Major Metcalf. Wir untersuchen einen Mord. Würden Sie mal eben zuhören, Mrs Davis? Ich lasse die Küchentür offen.« Er ging hinaus; irgendwo schloss sich eine Tür mit einem schwachen Quietschen. Er erschien wieder in der Küchentür. »War das das Geräusch, das Sie gehört haben?«, fragte er.
»Ich – das klingt auch so, ja.«
»Das war der Schrank unter der Treppe. Es könnte also sein, dass der Mörder, nachdem er Mrs Boyle getötet hatte, Sie aus der Küche kommen hörte, in den Schrank schlüpfte und die Tür von innen zuzog.«
»Dann sind seine Fingerabdrücke innen auf der Schranktür«,
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