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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sich hin zu klimpern, in der Hoffnung, es wäre so leise, dass es außerhalb des Raums nicht zu hören war. Denn wenn es diesmal jemand hören würde, der es das andere Mal nicht gehört hatte – ja, dann hätte Trotter, was er wollte – die Person, die gelogen hatte.
    Die Salontür öffnete sich. Molly rechnete so fest mit Paravicini, dass sie fast einen Schrei ausstieß. Aber es war nur Sergeant Trotter, der in den Salon kam, als sie das Lied gerade zum dritten Mal gespielt hatte.
    »Danke, Mrs Davis«, sagte er.
    Er sah aus, als wäre er äußerst zufrieden mit sich, und sein Benehmen strahlte Heiterkeit und Zuversicht aus.
    Molly nahm die Hände von den Tasten. »Haben Sie erreicht, was Sie wollten?«, fragte sie.
    »In der Tat, ja.« Es klang frohlockend. »Ich habe genau, was ich wollte.«
    »Was? Wen?«
    »Das wissen Sie nicht, Mrs Davis? Ach, kommen Sie – so schwer ist das doch nicht. Sie haben sich übrigens, wenn ich das sagen darf, außerordentlich töricht angestellt. Sie haben mich nach dem dritten Opfer suchen lassen. Mit dem Ergebnis, dass Sie selbst ernsthaft in Gefahr waren.«
    »Ich? Ich weiß nicht, was Sie meinen?«
    »Ich meine, dass Sie mir gegenüber nicht ehrlich waren, Mrs Davis. Sie haben mir etwas verschwiegen – genau wie Mrs Boyle mir etwas verschwiegen hatte.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »O doch, Sie verstehen. Denn Sie wussten alles über den Fall Longridge Farm, schon als ich ihn zum ersten Mal erwähnt habe. O doch, Sie wussten es. Sie waren ganz außer sich. Und Sie haben bestätigt, dass Mrs Boyle in dieser Gegend verantwortlich für die Einquartierungen war. Sie stammen beide von hier. Deshalb versteifte ich mich bei meinen anfänglichen Überlegungen, wer wahrscheinlich das dritte Opfer sein wird, sofort auf Sie. Sie hatten deutlich unmittelbare Kenntnisse von der Longridge Farm. Wir Polizisten sind nämlich nicht so blöd, wie wir aussehen.«
    Molly sagte mit leiser, dunkler Stimme: »Sie verstehen das nicht. Ich wollte daran nicht erinnert werden.«
    »Das verstehe ich durchaus.« Er wechselte den Ton. »Ihr Mädchenname ist Wainwright, richtig?«
    »Ja.«
    »Und Sie sind ein kleines bisschen älter, als Sie behaupten. Sie waren 1940, als die Sache passierte, Lehrerin an der Abbeyvale-Schule.«
    »Nein!«
    »O doch, das waren Sie, Mrs Davis.«
    »War ich nicht, ich sage es Ihnen doch.«
    »Der kleine Junge, der dann starb, hatte geschafft, Ihnen einen Brief zu schicken. Er hatte die Briefmarke gestohlen. Der Brief war ein Hilferuf – er wollte Hilfe von seiner netten Lehrerin. Es gehört zu den Aufgaben von Lehrern, nachzufragen, warum ein Kind nicht mehr zur Schule kommt. Sie haben nicht nachgefragt. Sie haben den Brief von diesem armen kleinen Teufel ignoriert.«
    »Hören Sie auf!« Mollys Wangen glühten. »Sie reden über meine Schwester. Die war Lehrerin. Und sie hat den Brief nicht ignoriert, sie war krank – sie hatte eine Lungenentzündung. Sie hat diesen Brief erst gesehen, als das Kind schon tot war. Es hat sie entsetzlich fertig gemacht – entsetzlich –, sie war ein furchtbar sensibler Mensch. Dabei war das doch nicht ihre Schuld. Aber sie hat sich das alles so furchtbar zu Herzen genommen, dass ich nie wieder ertragen konnte, daran erinnert zu werden. Für mich war es ein Albtraum, immer.«
    Molly schlug die Hände vor die Augen. Als sie sie herunternahm, starrte Trotter sie an.
    Leise sagte er: »Also Ihre Schwester war das. Nun ja, immerhin…« Sein Gesicht verzog sich plötzlich zu einem schiefen Grinsen. »Es spielt keine große Rolle mehr, nicht wahr? Ihre Schwester – mein Bruder…« Er holte etwas aus der Tasche. Er lächelte jetzt ganz glücklich.
    Molly starrte den Gegenstand in seiner Hand an. »Ich dachte immer, Polizisten haben keine Pistole«, sagte sie.
    »Polizisten nicht«, sagte der junge Mann. »Aber sehen Sie, Mrs Davis, ich bin gar kein Polizist. Ich bin Jim. Ich bin Georgies Bruder. Sie dachten, ich bin Polizist, bloß weil ich vom Fernsprechhäuschen im Dorf aus angerufen und gesagt habe, dass Sergeant Trotter auf dem Weg zu Ihnen ist. Als ich dann hier war, habe ich die Telefondrähte draußen am Haus durchgeschnitten, damit Sie nicht zurückrufen können bei der Polizei.«
    Molly starrte ihn an. Der Revolver war auf sie gerichtet.
    »Keine Bewegung, Mrs Davis – und nicht schreien – sonst drücke ich sofort ab.«
    Er lächelte noch immer. Es war, stellte Molly erschrocken fest, ein Kinderlächeln. Auch seine Stimme

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