Die Mausefalle
will, dass wir uns alle im Salon einfinden. Es sieht so aus, als hätte er eine Idee.« Mr Paravicini kicherte leise. »Die Polizei hat eine Spur – ja, das hört man oft. Aber eine Idee? Das möchte ich doch sehr bezweifeln. Er ist ja eifrig und gibt sich wirklich redliche Mühe, unser Sergeant Trotter, das bezweifle ich nicht, aber übermäßig mit Hirn gesegnet ist er wohl nicht.«
»Geh du, Giles«, sagte Molly. »Ich muss mich um die Kocherei kümmern. Sergeant Trotter kommt auch ohne mich klar.«
»Apropos Kochen«, Mr Paravicini hüpfte flink quer durch die ganze Küche zu ihr, »haben Sie mal Hühnerleber probiert, auf Toast mit einer dicken Schicht foie gras und einer dünnen und mit französischem Senf bestrichenen Scheibe Speck?«
»Foie gras ist heutzutage nicht leicht zu kriegen«, sagte Giles. »Kommen Sie, Paravicini.«
»Soll ich vielleicht hier bleiben und Ihnen assistieren, Verehrteste?«
»Sie kommen mit in den Salon, Paravicini«, sagte Giles.
Mr Paravicini lachte leise. »Ihr Mann hat Angst um Sie. Das ist ganz natürlich. Die Idee, Sie hier mit mir allein zu lassen, schmeckt ihm gar nicht. Dabei fürchtet er doch nur meine sadistischen Neigungen – nicht etwa meine unsittlichen. Ich beuge mich der Macht.« Er machte einen anmutigen Diener und küsste seine Fingerspitzen.
Molly fühlte sich unbehaglich. »Oh, Mr Paravicini, er hat ganz bestimmt – «
Mr Paravicini schüttelte den Kopf. »Sie sind sehr klug, junger Mann«, sagte er zu Giles. »Kein Risiko eingehen. Kann ich Ihnen – oder von mir aus auch dem Inspektor – irgendwie beweisen, dass ich kein manischer Mörder bin? Nein, kann ich nicht. Negationen sind immer so schwer zu beweisen.« Er summte fröhlich vor sich hin.
Molly zuckte zusammen. »Mr Paravicini, bitte – nicht diese grauenhafte Melodie.«
»›Drei Mäuslein blind‹ – so ging das! Die Melodie habe ich jetzt dauernd im Kopf. Und wenn ich es mir überlege, ist das ein grässliches kleines Lied. Kein hübsches, nettes. Aber Kinder mögen solche grässlichen Sachen. Das haben Sie vielleicht auch schon bemerkt? Ein sehr englisches Verslein übrigens – aus dem idyllischen, grausamen englischen Landleben. ›Sie hackte die Schwänz’ ihnen ab geschwind.‹ – Kinder lieben so was natürlich – ich könnte Ihnen Sachen erzählen, von Kindern…«
»Bitte nicht«, sagte Molly matt. »Ich finde, Sie sind auch grausam.« Dann wurde ihre Stimme lauter, hysterisch. »Sie lachen und grinsen – Sie sind wie eine Katze, die mit einer Maus spielt – mit einer…« Sie fing an zu lachen.
»Beruhig dich, Molly«, sagte Giles. »Komm mit, wir gehen alle zusammen in den Salon. Trotter wird sonst ungeduldig. Denk jetzt nicht ans Kochen. Mord ist wichtiger als dein Essen.«
»Ich glaube kaum, dass ich das auch so sehe«, sagte Mr Paravicini, während er zierlich hinter beiden herhüpfte. »Die Henkersmahlzeit soll herzhaft sein – so heißt es doch immer.«
4
Christopher Wren gesellte sich in der Eingangshalle zu ihnen und begegnete Giles’ finsterer Miene. Er warf einen hastigen, besorgten Blick zu Molly, aber die ging weiter, erhobenen Hauptes, die Augen geradewegs nach vorn gerichtet. Es sah fast aus wie eine Prozession zum Salon, mit Mr Paravicini und seinen zierlichen Hüpfern als Nachhut.
Sergeant Trotter und Major Metcalf standen schon wartend da. Der Major sah verdrießlich drein. Sergeant Trotter dagegen wirkte energiegeladen mit seinem roten Kopf.
»So ist’s recht«, fing er an, als sie hereinkamen. »Ich wollte Sie alle zusammen hier haben. Ich möchte nämlich ein Experiment machen – und dazu werde ich Ihre Mitarbeit benötigen.«
»Dauert das lange?«, fragte Molly. »Ich habe eine Menge zu tun in der Küche. Wir müssen ja schließlich irgendwann etwas zu essen kriegen.«
»Ja«, sagte Trotter, »das kann ich verstehen, Mrs Davis. Aber, mit Verlaub, es gibt wichtigere Dinge als Essen! Mrs Boyle, zum Beispiel, braucht kein Essen mehr.«
»Wirklich, Sergeant«, sagte Major Metcalf, »Ihre Ausdrucksweise ist unerhört taktlos.«
»Tut mir leid, Major Metcalf, aber ich möchte, dass alle hier mitmachen.«
»Haben Sie Ihre Skier wieder gefunden, Sergeant Trotter?«, fragte Molly.
Der junge Mann wurde noch röter. »Nein, das habe ich nicht, Mrs Davis. Aber ich darf sagen, dass mir schon ziemlich klar ist, wer sie genommen hat, und ich weiß auch, warum. Mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen.«
»Tun Sie’s ja nicht«, bat Mr
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