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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geringsten Widerstandes, indem er bei jeder Straßenkreuzung blindlings hinter seinem Vordermann herfuhr.
    Auf diese Weise befanden sie sich schließlich auf einem schattigen Feldweg, den zu finden manch erfahrener Autoausflügler seine rechte Hand gegeben hätte.
    »Gute Idee, dass ich da hinten von der Straße abgebogen bin«, bemerkte Edward, sich mit fremden Federn schmückend.
    »Wunderbar«, lobte Miss Platt. »Und was seh ich, dort ist doch tatsächlich ein Mann mit einem Obststand.«
    Und wahrhaftig, an einer Wegbiegung stand ein kleiner Tisch aus Weidengeflecht und darauf Körbe voll Obst, sowie eine Tafel mit der Aufschrift: »Esst mehr Obst.«
    »Wie viel?«, erkundigte sich Edward besorgt, nachdem ein verzweifelter Ruck an der Handbremse das gewünschte Resultat erzielt hatte.
    »Herrliche Erdbeeren«, rief der Händler.
    Er war ein unangenehm aussehender Mensch mit stechendem Blick.
    »Genau das Richtige für die Dame. Reife Früchte, ganz frisch gepflückt. Kirschen hab ich auch. Echt englische Kirschen. Ein Körbchen Kirschen gefällig, Lady?«
    »Die sehn wirklich schön aus«, meinte Dorothy.
    »Prima Ware, jawohl«, krächzte der Mann. »Es wird Ihnen Glück bringen, das Körbchen, Lady.« Endlich ließ er sich herab, auf Edwards Frage zu antworten. »Zwei Shilling, Sir, und spottbillig dafür. Das würden Sie auch finden, wenn Sie wüssten, was in dem Korb ist.«
    »Sie sehen wirklich ganz herrlich aus«, sagte Dorothy. Edward seufzte und bezahlte die geforderten zwei Shilling. Dabei rechnete er fieberhaft. Später der Tee, dazu Benzin – so ein Sonntagsausflug kam einen nicht gerade billig. Das war das Ärgste daran, wenn man Mädchen ausführte. Sie wollten immer gleich alles haben, was sie sahen.
    »Danke, Sir«, sagte der unangenehm aussehende Mann. »Da haben Sie ein gutes Geschäft gemacht mit diesem Korb Kirschen.«
    Edward trat heftig aufs Pedal, und der Austin Mini schoss mit einem Satz, wie ein wütender Schäferhund, auf den Kirschenverkäufer zu.
    »Entschuldigung«, sagte Edward. »Hatte ganz vergessen, dass der Gang drin war.«
    »Du solltest ein bisschen aufpassen, mein Lieber«, mahnte Dorothy, »du hättest ihn verletzen können.« Edward gab keine Antwort. Nach einer weiteren Meile kamen sie zu einem idealen Platz am Ufer eines Flüsschens. Der Austin wurde am Straßenrand abgestellt, und Edward und Dorothy ließen sich einträchtig am Flussufer nieder und aßen Kirschen. Zu ihren Füßen lag unbeachtet eine Sonntagszeitung. »Was gibt’s Neues?«, fragte Edward schließlich, während er sich flach auf dem Rücken ausstreckte und den Hut zum Schutz gegen die Sonne über die Augen zog. Dorothy überflog die Schlagzeilen.
    »Die unglückliche Gattin – spannender Tatsachenbericht. Achtundzwanzig Menschen ertrunken. Todessturz eines Fliegers. Sensationeller Juwelenraub. Rubinhalsband im Wert von fünfzigtausend Pfund verschwunden. Oh, Ted! Stell dir bloß vor, fünfzigtausend Pfund!« Sie las weiter. »Das Halsband besteht aus einundzwanzig platingefassten Steinen und war mit der Post per Einschreiben von Paris geschickt worden. Bei der Ankunft enthielt das Paket lediglich ein paar Kieselsteine; die Rubine waren verschwunden.«
    »Unterwegs geklaut«, stellte Edward fest. »Die Post in Frankreich ist furchtbar, glaube ich.«
    »So ein Halsband würde ich gern mal sehen«, sagte Dorothy.
    »So richtig blutrot glänzende Steine – Taubenblut nennt man diese Farbe. Wie es sich wohl anfühlen mag, wenn man so ein Ding am Hals baumeln hat?«
    »Das wirst du sicher nie erfahren, meine Liebe«, scherzte Edward.
    Dorothy warf den Kopf in den Nacken.
    »Wieso eigentlich nicht, möchte ich mal wissen. Frauen können die erstaunlichsten Karrieren machen. Vielleicht geh ich zum Theater.«
    »Anständige Mädchen machen keine Karriere«, sagte Edward trocken.
    Dorothy öffnete den Mund zu einer Antwort, besann sich dann eines Besseren und sagte bloß: »Gib mir mal die Kirschen rüber. Ich hab mehr gegessen als du. Den Rest teilen wir uns und – nanu, was liegt denn da zuunterst im Korb?« Während sie sprach, zog sie das Ding heraus – eine lange glitzernde Kette aus blutroten Steinen.
    Beide starrten sie erstaunt an.
    »Und das lag im Korb, sagtest du?«, fragte Edward schließlich.
    Dorothy nickte. »Ganz zuunterst – unter den Kirschen.«
    Sie wechselten einen langen Blick.
    »Wie, glaubst du, ist es da hineingekommen?«
    »Keine Ahnung. Ist doch komisch, Ted, gerade nachdem wir das in

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