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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verwandelte sich beim Sprechen in eine Kinderstimme.
    »Ja«, sagte er, »ich bin Georgies Bruder. Georgie ist auf der Longridge Farm gestorben. Diese garstige Frau hat uns da einquartiert, und die Bauersfrau war grausam zu uns, und Sie wollten uns nicht helfen – uns drei kleinen blinden Mäuslein. Damals habe ich mir geschworen, ich bringe euch alle um, wenn ich groß bin. Ich habe es ernst gemeint. Ich habe immer daran gedacht seit der Zeit.« Er verzog plötzlich das Gesicht. »Sie haben mir eine Menge Scherereien gemacht bei der Armee – dieser Doktor hat dauernd Fragen gestellt –, ich musste da weg. Ich hatte Angst, die halten mich ab von dem, was ich machen wollte. Aber jetzt bin ich groß. Ich bin erwachsen, und Erwachsene können machen, was sie wollen.«
    Molly versuchte sich zusammenzureißen. Rede mit ihm, hämmerte sie sich ein. Lenk ihn ab.
    »Hören Sie mal, Jim«, sagte sie, »Sie kommen doch hier niemals ohne Weiteres weg.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Irgendjemand hat meine Skier versteckt. Ich finde sie nicht mehr.« Er lachte auf. »Aber das geht schon in Ordnung. Der Revolver gehört ja Ihrem Mann. Ich habe ihn aus seiner Schublade genommen. Die werden denken, er hat Sie erschossen. Im Übrigen ist es mir auch ziemlich egal. Es hat Spaß gemacht, das Ganze – großen Spaß. Die ganze Inszenierung! Diese Frau da in London, das Gesicht, als sie mich erkannt hat. Diese dumme Frau hier heute Morgen!«
    Er nickte zufrieden.
    Plötzlich war deutlich zu hören, dass jemand pfiff, und es klang unheimlich. Es war die Melodie von »Drei Mäuslein blind«.
    Trotter zuckte zusammen, der Revolver zitterte – eine Stimme rief: »Runter, Mrs Davis!«
    Molly ließ sich fallen, und gleichzeitig sprang Major Metcalf aus seiner Deckung hinter dem Sofa neben der Tür hervor und warf sich auf Trotter. Der Revolver ging los – und die Kugel blieb in einem der ziemlich mittelmäßigen Ölgemälde stecken, an denen das Herz der verstorbenen Miss Emory so gehangen hatte.
    Einen Augenblick später war die Hölle los – Giles kam hereingestürzt, gefolgt von Christopher und Mr Paravicini.
    Major Metcalf behielt Trotter fest im Griff und berichtete knapp in zerrissenen Sätzen.
    »Kam hier rein, als Sie spielten – bin hinters Sofa gekrochen – hatte ihn von Anfang an im Visier – das heißt, ich wusste, der ist kein Polizist. Ich bin Polizist – Inspector Tanner. Wir haben mit Metcalf abgemacht, dass ich an seiner Stelle komme. Scotland Yard fand es ratsam, jemanden hier draußen vor Ort zu platzieren. Und Sie, Bürschchen« – er sprach Trotter, der jetzt ganz brav war, sehr freundlich an –, »Sie kommen jetzt mit mir. Kein Mensch tut Ihnen etwas. Es wird Ihnen nichts passieren. Wir kümmern uns um Sie.«
    Mit kläglichem Kinderstimmchen fragte der braun gebrannte junge Mann: »Georgie ist mir nicht böse?«
    Metcalf antwortete: »Nein, das ist Georgie nicht.«
    Als er an Giles vorbeiging, raunte er ihm zu: »Völlig aus dem Gleis, der arme Teufel.«
    Er brachte ihn hinaus. Mr Paravicini fasste Christopher am Arm.
    »Sie auch, mein Freund«, sagte er, »Sie kommen mit mir mit.«
    Giles und Molly, endlich allein, sahen sich an. Und lagen sich im nächsten Augenblick in den Armen.
    »Liebling«, sagte Giles, »hat er dir auch wirklich nichts getan?«
    »Nein nein, mir geht’s gut. Giles, ich war so schrecklich durcheinander. Ich habe wirklich fast geglaubt, du – warum bist du an dem Tag nach London gefahren?«
    »Liebling, ich wollte dir ein Geschenk kaufen, für unseren Hochzeitstag morgen. Und du solltest das nicht wissen.«
    »Wie komisch! Ich war in London, um dir ein Geschenk zu kaufen, und das solltest du auch nicht wissen.«
    »Ich war so irrsinnig eifersüchtig auf diesen bescheuerten Neurotiker. Ich muss verrückt gewesen sein. Verzeih mir, Liebling.«
    Die Tür ging auf, und herein kam Mr Paravicini, wie üblich hüpfend wie ein Zicklein und strahlend.
    »Ich störe die Versöhnungsszene – ach, wie bezaubernd –, aber leider, leider muss ich Ihnen mein Adieu entbieten. Ein Jeep der Polizei hat es hierher geschafft. Ich will sie überreden, mich mitzunehmen.« Er beugte sich zu Molly und flüsterte ihr geheimniskrämerisch ins Ohr. »Kann sein, dass ich demnächst einige Unannehmlichkeiten zu erwarten habe – aber ich bin zuversichtlich, alles hinzukriegen. Wenn Sie also irgendwann ein Kistchen bekommen – mit einer Gans, sagen wir mal, einem Truthahn, ein paar Döschen foie gras,

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