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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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zusammenführte."
    Daria lächelte den Gottesmann mit der ehrfurchtgebietenden Statur an und fragte sich, ob er auch ein Stimmchen besaß, das seine Wü nsche las und ausdeutete. Und wenn ja, ob es des Paters ungewöhnliche Annäherungsversuche mit frivolen oder eher frommen Ausführungen bedachte. Das beinhaltete natürlich die Frage, ob der arme Mann nun wegen der ketzerischen Kommentare seines Stimmchens oder aus eigenem Antrieb kalte Füße bekam. "Vielleicht sollte ich Ihnen einen Job in meinem Team anbieten, Pater", sagte Daria süffisant. "Interesse?"
    "' Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen'", murmelte Domnall O'Domhnaill und fügte fragend hinzu: "Wissen Sie, Daria – ich darf Sie doch Daria nennen –, wen ich da zitiert habe?"
    " Ihren Bischof?", vermutete Daria mit einem Augenzwinkern zu Kautsky.
    Der Brustkasten begann wieder zu beben. "Um Gottes willen, nein, der Ärmste ist ein erzkatholischer Ire. Wie ich. Wir würden uns nie erdreisten, von Damen zu dichten. Wir trauen uns kaum in ihre Nähe. Ja, wir würden es nicht einmal wagen, dem weiblichen Geschlecht gedanklich nahe zu kommen."
    " Was deutlich zu merken war", platzte es aus Daria heraus. Mit Unschuldsmiene fuhr sie fort: "Nun verstehe ich Ihr Faible für Flattermänner."
    " Und Flatterfrauen", protestierte der Pater. "Schmetterlingsweibchen unterscheiden sich oft erheblich von ihren männlichen Gegenstücken. Denken Sie zum Beispiel an Antheraea pernyi, den Chinesischen Eichenseidenspinner, oder an Arichanna melanaria, den Rauschbeeren-Flecken-Spanner, von dem es einige sehr seltene Exemplare auf Ornuga..."
    " Mhmmhmmh, mein lieber Freund Dom. Um dein Zitat von vorhin aufzunehmen: 'Ein Mädchen und ein Gläschen Wein kurieren alle Not; und wer nicht trinkt, und wer nicht küsst, der ist so gut wie tot.' Das ist auch vom Herrn Geheimrat, was beweist, dass der alte Goethe trotz seiner Sprüche ziemlich gerne mit Frauen gescherzt haben muss. Ich sterbe vor Durst und würde vorschlagen, darauf trinken wir", sagte Kautsky, ergriff Darias Ellenbogen und winkte den Getränkekellner herbei. "Stavros, dreimal Rumpunsch, bitte."
    Als sie genug gescherzt und sich ausgiebig an geistigen Getränken gelabt hatten, deutete Pater O 'Domhnaill in den sternenfunkelnden Nachthimmel und sagte: "Obwohl dort draußen Milliarden Sterne leuchten, scheint uns doch nur eine Sonne. Was für geheimnisvolle Bücher sind das, die von der Sechsten Sonne berichten, Dr. Delfonte?"
    Daria lehnte entspannt an der Brüstung der Veranda, spürte sein au frichtiges Interesse und fragte sich nach der Ursache ihrer inneren Widerstände, dem Pater einen genauen Überblick über den Forschungsstand zu geben. "Die Bücher der Sechsten Sonne werden seit der Entdeckung der beiden Amerikas durch Kolumbus gesucht. Wie das sagenhafte El Dorado, die nie entdeckte Stadt unermesslicher Goldschätze, so ist auch die Existenz dieser Bücher als Mythos oder als Gerücht, wenn Sie so wollen, aus dem Nebel der Vergangenheit aufgetaucht."
    " Dann sind die Bücher nicht mehr als eine Art Schatzkarte?" vermutete Pater Domnall O'Domhnaill, und es klang beinahe ein bisschen enttäuscht.
    Daria biss sich auf die Lippen. Vielleicht rührte ihr Wide rstreben, den freundlichen Gottesmann in die Geheimnisse der Sechsten Sonne einzuweihen, aus der Tatsache, dass er den selben Klerus vertrat, den sie für die Vernichtung zumindest aber das Verschwinden der Bücher verantwortlich machte. Sie war ein wenig ärgerlich über ihre umständliche Erklärung und ihre Hemmungen, nippte entschlossen an ihrem Punschglas und setzte zu einer neuen Erklärung an.
    " Um ehrlich zu sein. Ich glaube, dass es sich bei diesen Büchern um den Stein der Weisen handelt: Quinta Essentia! Den heiligen Gral! Die ungeheure Brisanz der Bücher war Ihrer Kirche durchaus bewusst. Wahrscheinlich hat sie deswegen keine Mühen und Grausamkeiten gescheut, ihre Existenz zu verleugnen, ihre Spuren zu verwischen und ihre Botschaft durch Indoktrination und Unterdrückung aus den Köpfen und Herzen der Menschen auszumerzen. Und wenn sie die Botschaft nicht verbrennen konnte, wurden eben ihre Überbringer den Scheiterhaufen der Inquisition übergeben. Das nenne ich erfolgreiches Krisenmanagement!"
    Pater Domnall O 'Domhnaill schaute Daria verdutzt an und schwieg einen langen Augenblick. "Oh, wow, Verzeihung Frau Doktor, da habe ich mich wohl unwissentlich in ein Wespennest gesetzt. Ich hatte ja keine Ahnung..."
    Daria Delfonte

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