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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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trotzdem essen wir alle Fleisch. Und tuns auch weiterhin. Mit Genuss, aber ohne Gewissen. Vielleicht spendet Lopes von den Millionen, die er scheffelt, ein paar Hunderttausend. Vielleicht pflanzt auch er irgendwo sein Apfelbäumchen. Vielleicht sogar eine ganze verdammte Plantage. Aber glaube ja nicht, dass nur ein einziger Lopes weniger, die Menschen um einen Deut besser oder die Erde um ein Jota weniger jämmerlich aussehen ließe. Wir wirtschaften die Erde zugrunde. Mit dem Menschen hat die Evolution den Bock zum Gärtner gemacht. Täusche dich nicht, liebste Virginia."
    " Mein Gott, Carlos, du bist ein Grüner, ein Idealist", spottete Virginia. "Ich ahnte nicht, dass man mit Ökophantasien steinreich werden kann. Oder willst du mir allen Ernstes weismachen, du seiest... "
    " Ich will dir gar nichts weismachen. Ich wollte dir ein Beispiel dafür geben, dass man ungeachtet so überflüssiger Dinge wie Vernunft oder Moral die besten Geschäfte mit dem erfolgreichsten Produkt macht. Das ist auf der ganzen Welt so. Doch was kümmert mich die Welt. Ich bin Kolumbianer. Und Kolumbien stellt weder Waffen her, noch verfügt es über gigantische Regenwälder oder gar üppige Weiden. Wir verkaufen weder Rinder noch Sauerstoff. Wir sind ein Volk von Bergbauern. Und unsere Kulturpflanze ist die Coca. Basta!"
    " Dann stimmt es also doch", sagte Virginia.
    " Es ist die Wahrheit. Ich bin der größte Kokainkaufmann der Welt. Ich befriedige einen Bedarf. Ich liefere eine Ware an Konsumenten. Ich tue nichts anderes als Señor Rodrigo Lopes, der Rinderbaron, oder Mister Henry Ford, der Autobauer. Wahrscheinlich richte ich global gesehen sogar weniger Zerstörung an als Monsanto oder die Wettermanipulierer der Bilderberger. Meine Anbaumethoden schonen die Umweltressourcen, genau wie mein Endprodukt. Das ist mehr als die Herren Ford und Lopes von ihren Konsumwaren behaupten dürfen. Coca ist genügsam. Aber meine Campesinos sind es nicht. Und sie sollen auch nicht verzichten. Ich bin kein Großgrundbesitzer. Jeder meiner Angestellten besitzt Anteile an Los Otros . Sie alle können lesen und schreiben. Sie wohnen in Häusern, und sie können ihre Kinder zur Schule schicken, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Wenn sie krank sind, werden sie kostenlos behandelt. Und wenn sie alt sind, bekommen sie eine ordentliche Rente. Einmal im Jahr dürfen meine Leute sich sogar bezahlten Urlaub nehmen. Ich bin Kolumbianer, Virginia. Und ich liebe mein Land und meine Leute." Caldera lachte.
    " Du bist ein Ungeheuer."
    " Ja, Liebling. Ich bin ein Ungeheuer. Ein ungeheuer gewiefter Geschäftsmann. Obwohl ich nicht einmal für mein Produkt werbe. Nein, ich verführe niemanden zum Konsum. Ich befriedige lediglich ein Bedürfnis. Und ich lasse meine Kunden nicht einmal alleine mit meinem Produkt. Oder kippe ihnen tonnenweise Chemiegifte auf die Köpfe und behaupte, das diene der Abwehr der Erderwärmung. Weißt du überhaupt, wovon ich hier rede? – Nein, ich sehe es an deinen Augen. Du hast keinen Schimmer. Chemtrails? Bilderberger? Depopulation? NWO? Noch nie gehört? Du bist mir eine feine Journalistin. Müsst ihr mit dem Unterzeichnen des Arbeitsvertrages eure kritische Denkfähigkeit ablegen?"
    Virginia Gluth wollte aufbrausen, doch Carlos Caldera fuhr ihr in die Parade.
    "Stopp, stopp, stopp, Feuerfrau. Keine Widerrede. Weshalb die Kabalen uns dezimieren wollen, werde ich dir ein anderes Mal erläutern. Aber an meiner Stellung gibt es nichts zu deuteln. Ich bin Händler – und zwar einer mit sozialem Gewissen. Noch lange nachdem mein Kunde die Ware erworben hat, kümmere ich mich um die Folgen seines Konsumrauschs. Ich bin kein Fastfoodkonzern, kein Elektronikproduzent und kein TV-Sender. Nenne mir einen einzigen Televisions-Tycoon, liebste Virginia, der sich auch nur einen verdammten Furz um den Kulturmüll schert, den seine Industrie rund um die Uhr in jeden Haushalt schüttet, nur um die Werbebotschaft irgendeines anderen Müllproduzenten in die Hirne der wehrlosen Glotzer zu hämmern. Gegen gepfefferte Gebühren, versteht sich. Das ist wahres Blutgeld, Feuerfrau. Ich dagegen stelle, wie du wohl weißt, jedes Jahr Millionen für Entziehungskuren und Drogentherapien und andere Gesundheitsprogramme bereit. Selbst den Fond für Opfer von Kriminalität habe ich nicht vergessen. Außerdem habe ich die Risiken des Geschäfts minimiert. Die Transportwege sind kurz und bestens gesichert. Die Kuriere gehen kaum ein Risiko ein. Deshalb ist mein

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