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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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liegt weniger hier", sagte Caldera und kratzte sich ungeniert an den Genitalien, "als vielmehr hier." Er tippte an seine Stirn. "Aber, sag mal, Miss Gluth, bist du so was wie ein weiblicher James Bond? Oder die neueste Waffe der Yellow-Press?"
    " Ich bin Virginia Gluth, die Tochter meines Vaters. Er hat mich gelehrt, dass schöner Schein meistens das Resultat von ziemlich dreckigem Sein ist. Besonders in der freien Marktwirtschaft: Gott schütze sie! Und außerdem kenne ich natürlich die Gerüchte über dich und dein Los Otros. Die ganze Palette." Virginia guckte Carlos herausfordernd an. So konnte sie ihre brennende Neugier am besten tarnen – hoffte sie. Ob der König der Mäzene und Star aller Vernissagen ihr nun seine dritte Visage zeigen würde: die Fratze des Drogenbarons? Die Regenbogenpresse ihres Heimatlandes erfand gerne und gut. Dennoch feuerte die schreibende Flotte der Fleetstreet selten eine Breitseite auf vollkommen Unschuldige. Und Dauerfeuer auf Sittsame gab es nur bei Königskindern. Die Journaille hatte Carlos Ybarra Caldera einen neuen Namen verliehen: Beau & The Beast. Der Schöne und das Biest. In personam. Virginia wartete gespannt auf Carlos' Reaktion. 
    Caldera ließ sich Zeit. Er musterte Virginia genau. Der Blick seiner kluthenschwarzen A ugen tastete sie ab wie ein Scanner: auf der Suche nach ihren intimsten Daten. Dann schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein. Er klappte sein Notebook zusammen und drückte auf einen Knopf an der Mittelkonsole der Sitzreihe. "Javier, würden Sie uns bitte Lopes für einen Augenblick nach hinten schicken. Falls er abkömmlich ist. Danke."
    " Ist Lopes dein Butler oder dein Killer?", fragte Virginia. Doch genaues Hinhören hätte ihren kecken Ton schnell als Kaschieren einer heimlichen Furcht entlarvt.
    " Pinto Lopes ist unser Co-Pilot, Liebling. Er ist Brasilianer; der Sohn einer deutschen Lehrerin und eines brasilianischen Großgrundbesitzers. Und er wird dir eine wahre Geschichte erzählen. Geduld."
    Pinto Lopes war ein krummbeiniger Mann mit glänzender Uniform, einer goldgefassten Pilotenbrille, makellosen Zähnen und ebenso m akellosem Lächeln. Bis auf seine geringe Körpergröße, ein weiterer gelackter Latino wie aus dem Werbefernsehen. Nur seine Augen straften das Klischee Lügen; sie blickten Caldera freundlich und blau entgegen. "Was kann ich für Sie tun, Señor?"
    " Sie kennen ihr Land, Pinto. Was würden Sie als erfolgreichsten Exportartikel Brasiliens bezeichnen?"
    " Waffen, Señor. Und Rindfleisch. Beides findet reißenden Absatz auf dem Weltmarkt."
    " Mmhm. Erzählen Sie uns bitte etwas über Rindfleisch, Pinto."
    " Nun, zufällig besitzt mein Vater die größte Rinderfarm im Land. Er produziert ungefähr dreißigtausend Stück pro Jahr für den Export."
    " Dann muss er Herr über riesige Weiden sein?"
    " Ganz recht, Señor. Unsere Leute machen jedes Jahr 150 Qua-dratkilometer Urwald nutzbar."
    " Sie roden den Wald?"
    " So ist es, Señor. Mit Planierraupen, Feuer, manchmal mit der bloßen Machete. Mein Vater führt einen permanenten Kampf gegen die Urgewalt der Natur."
    " Ich danke Ihnen, Pinto, das war schon alles", sagte Caldera mit neutraler Stimme und entließ den Co-Piloten.
    " Was soll das, Carlos? Ich hab dich nach deinem richtigen Job gefragt. Erzähl mir nicht du seiest Bauer, oder Viehzüchter oder so was."
    " Du hast es nicht begriffen, nicht wahr? Einen Exportartikel hat Pinto in seiner Aufzählung vergessen. Wenn du mich fragst, den Schlager: Die Regenwälder des Amazonas produzieren ungefähr ein Drittel des Weltbedarfs an Sauerstoff. Nur, dass wir Anrainer den nicht verkaufen können, obwohl die ganze Welt davon profitiert. Ein Drittel, mein Schatz. Aber Viehweiden produzieren keine Luft. Jedenfalls keine gute. Erinnerst du dich, wie viele Quadratkilometer des Lebensspenders Urwald Pintos Vater jährlich vernichtet? Ein Gebiet von vierzig Kilometer mal vierzig Kilometer. Das entspricht ungefähr der Fläche deiner Heimatstadt London. Und es gibt mehr als nur einen Rodrigo Lopes. Mehr, viel mehr als seine dreißigtausend Rindviecher. Lebender Fastfood-Nachschub, der jedes Jahr Tausende Tonnen Getreide vernichtet, Hungernden in Afrika, Indien und anderswo einfach so wegfrisst, nur um ein paar Tonnen Mastfleisch für den exklusiven Verzehr durch eine wohlhabende Minderheit anzusetzen. Dieses Futtergetreide wird ebenfalls auf kultivierten Böden angebaut, die damit den natürlichen Kreisläufen entrissen wurden. Und

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