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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Pulsieren – ein Schwall von Schwingungen, ein steter Fluss des Frohsinns.
    Darias weiße und rote Blutkörperchen wirbelten wild umeinander wie die Sambatänzer auf der Bühne. Wie niemand sonst verstanden Saba und Brontë, das Lebensgefühl ihrer Landsleute in Worten, Bewegu ngen und Musik auszudrücken. Sie machten den Gästen ein großes Geschenk. Und erst als ein zartes, rosa Glimmen den neuen Tag ankündigte, ließ sie sich von Pater O'Domhnaill zu ihrem Kral eskortieren - leise summend und fest untergehakt.
    »Kann denn Liebe Sünde sein?« , lästerte Stimmchen, aber Daria gähnte und hörte schon längst nicht mehr hin.
    Aufregende Zeiten standen bevor.
     
     
    ***

24               DER ABSTURZ
     
    Warum er die Sommersprossige mitgenommen hatte, wusste Carlos Caldera selber nicht so genau. Er war einer spontanen Gefühlsregung gefolgt. Nun, wohl eher einer hormonell verursachten Regung, einer Reaktion seiner Libido auf britannisch bedingte Zwangsabstinenz. Zum Teufel, vielleicht würde sich noch als Eingebung erweisen, was sein Schwanz ihm diktiert hatte. Ihre hingebungsvolle Leidenschaft während der vergangenen Nacht hatte ihn jedenfalls angenehm überrascht. Sie schien ein wenig aus der Übung, aber sie lernte schnell und kannte keine Scheu. Sie war eine Frau, die die Sprache ihres Körpers verstand – und befolgte. Ein Auftakt, der ihm Geschmack auf mehr gemacht hatte.
    Rotschopf – ihr Name war Virginia Gluth – konnte das seltene Privileg für sich in Anspruch nehmen, den Großmeister der kolumbianischen Kokain-Mafia und den Maestro aller Mäzene für eine Nacht in seinem Bett gebändigt zu haben. Sie genoss die Verführung in vollen Zügen. Warum auch nicht? Sie war frei, längst schon über Martin, den weichen Marty, hinweg. Ihr Sexualleben war bislang nicht gerade von schierer Wonne geprägt – zur Hölle mit Aids, sie glaubte nicht an die Existenz einer Lustseuche –, und Caldera war von einem Kaliber, das ihr gefiel. Der Mann war ihr einfach sympathisch; seine maskuline Ausstrahlung, sein beinahe schon unheimlicher Sex-Appeal, seine Fähigkeit zu anregender Unterhaltung, sein mitunter schwarzer Humor in bester britischer Tradition. Caldera war ein Kerl mit Konturen, ein Latino-Heißsporn, besser als das abgegriffenste Klischee. Kein Kaltblüter, kein blasser von gesellschaftlicher Konvention glattgeschliffener britischer Biedermann. Die Anflüge von Arroganz konnte Virginia Gluth ertragen. Sie wusste aus Erfahrung, dass erfolgreiche Männer diese Eigenschaft zwangsläufig haben mussten. Anderenfalls wären sie in einer Männerwelt schnell gescheitert. Ihr Vater und Marty waren zwei perfekte Beispiele für die Sonnen- und Schattenseite männlicher Attitüden. Carlos war nur ein weiteres Steinchen des Mosaiks, ein wichtiges zur rechten Zeit allerdings. Zudem hatte ihr Liebhaber seine Überheblichkeit auf ein erträgliches Maß kultiviert. Er empfand sich als ein Monument von Mann. Und in gewisser Weise war er das eben auch. Er war das seltene Ereignis eines Lovers, der sein aufgemotztes Gehabe nicht als Scheingefecht für mangelnde Liebhaberqualitäten inszenierte, sondern als Vorgeplänkel einer wahren Schlacht der Leidenschaft; Caldera verkörperte einen Macho, der hielt, was seine Koketterie versprach. Eigentlich gehörte der Mann in einen Zoo. Als letztes Exemplar einer ausgestorbenen Art.
    Virginia spürte seine Lippen, seine Finger, seine Küsse noch am ga nzen Körper und beschloss, ihn lieber doch für sich allein zu behalten. Solange es eben möglich wäre. Angst vor dem hässlichen Gesicht ihrer Eroberung hatte sie eigentlich nicht. Na ja, ein bisschen. Es gab jedoch keinerlei Gerüchte, dass Caldera sich jemals als ungalant der Damenwelt gegenüber erwiesen hätte. Sie würde eben auf ihren Instinkt vertrauen müssen. Um es mit den Worten des Meisters zu sagen: 'Will man die ganze Süße des Lebens schmecken, so muss man in besonders saftige Früchte beißen.'
    Apropos! Virginia musste grinsen, als ihr die Episode mit der Penis-Keramik wieder ei nfiel. Warum war sie bloß so provokant aufgetreten? Nur, weil der Meister sie inspiriert hatte? Oder eher, weil ihr bisheriges Leben, ihre Persönlichkeit, wie ein Wüstenfluss nach einer eher kümmerlichen Regenzeit im Nichts zu versickern drohte?
    In ihrer Kindheit war Virginia ein schüchternes, sommersprossiges Mädchen ohne Freunde und ohne Freuden gewesen. Die Freuden hatte sie sich hart erkämpft. Für Freundschaften

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