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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Kakadus.
    Schulterlang schmückte das weiße Haar das Haupt des alten Mannes und umgab sein wettergegerbtes Gesicht, als hätte der Nebelgott sich persönlich herabgelassen, den verwitterten Felsen in einen Hauch se ines göttlichen Atems einzuhüllen. NebelGeist, der Name, den er vor vielen Jahren aus dem DreiKönigReich mitgebracht hatte, passte zu ihm. Doch im MorgenrotLand gab es keine Nebel. Dafür bliesen die Winde zu stark, und zu freigiebig verschenkte die Sonne ihre goldenen Strahlen. Auch die alten Götter samt ihrer furchtbaren Begierden waren von NebelGeist und seinen Gefährten in Toxtlipan zurückgelassen worden. Jedenfalls die meisten.
    NebelGeist konnte sich gut an die Flucht erinnern, auch, wenn er es manchmal vorgezogen hätte zu vergessen. Er vergaß nie. Und er b ereute nichts. Seine Leute riefen ihn schon lange nicht mehr NebelGeist. Sein Name war: Kabyum Kin! Der der Sonne zur Hand geht. Den Namen NebelGeist hatte er für immer abgelegt. NebelGeist, den unglücklichen Baumeister des Priesterkönigs SchlangenVogel von Toxtlipan gab es nicht mehr. Fast alle Maya im MorgenrotLand hatten ihre alten Namen abgelegt – und ihre altbekannten Sorgen gegen neue eingetauscht.
    Kabyum Kin verstand sich noch immer auf die Kunst, eine trockene Behausung zu schaffen. Er hatte sie sogar durch die Verwendung ne uer Materialien – wie etwa Schilf, Sumpfgras oder dem herrlichen Wurzelholz der hiesigen Mangroven – vervollkommnet. Aber seit seiner Ankunft im MorgenrotLand, versuchte er sein Wissen und sein handwerkliches Geschick an Jüngere weiterzugeben. Mit Erfolg. Er hatte eifrige und gelehrige Schüler. Die Zeit war gekommen, die Verantwortung für das Wohlergehen der Gemeinschaft in ihre Hände zu legen.
    Kabyum Kin war sich bewus st, dass die Menschen im MorgenrotLand dank der Nähe zur Sonne und dank ihres göttlichen Einflusses auf alles Lebendige, Priviligierte waren und immer sein würden. Er hatte die Bücher der Sonnen zum Nutzen seiner Schutzbefohlenen studiert und gelernt, das uralte Wissen anzuwenden. Kabyum Kin hatte das Geheimnis der Zeit ergründet.
    Der Greis griff in den Sand und ließ eine Handvoll goldgelber Kör nchen zu Boden rieseln. Mit jedem fallenden Korn verrann ein winziges Stückchen Ewigkeit und verging dennoch nie. Kabyum lächelte in die Sonne, blinzelte und schloss seine Augen. Mit der Zeit verhielt es sich wie mit dem Licht und mit der Trockenheit seiner Häuser. Obwohl sie überall von allem Überfluss umgeben waren, bekamen sie ihn doch nie zu fassen. Kaum glaubte der Mensch einen Eindruck erhascht zu haben, schon verflüchtigte sich dieser in die Unendlichkeit des Allseienden. Kabyum betrachtete versonnen seine runzligen Hände, die schon so vieles begriffen hatten und doch nie würden verstehen können…
    Außerdem beschäftigte er sich in letzter Zeit mit dem Boot sbau. Er entwickelte den gleichen Ehrgeiz, aus einem Baumstamm ein Kanu zu formen, das seine Insassen mit trockener Haut befördert, wie er zuvor die Trockenheit der Häuser zu seinem obersten Gebot erhoben hatte. Allerdings fehlte bisher das Gelingen. Doch der alte Mann fühlte sich stark genug, seinen Schutzbefohlenen noch lange zu dienen. Außerdem hatte die weiße Wolke ihn beflügelt. Sie und ihr Bote, der weiße Rabe, hatten ihm verraten, was er unter ihrer Obhut finden würde. 
    Auch, dass die Zeit der Wachablösung angebrochen war, wollte sein Geisttier ihm nicht verhehlen. Die Jungen brannten darauf, sich zu bewähren. Kabyum Kin hatte nicht vergessen, dass man Frühling sbäume nicht beschneiden darf, wenn man im hohen Sommer reiche Frucht ernten will. Die dicken Beeren knorriger Winterbüsche schmecken zwar süßer als die der zarten Frühreifen; doch sind es zu wenige, um alle damit zu nähren.
    Kabyum Kin schaute mit geschlossenen Augen in die Sonne. Er liebte es, mit unendlich langsamen Bewegungen ihrem Lauf zu folgen. Di esen Teil des großen Plans hatte er erfüllt; den Weg zur Sonne waren die ehemaligen Toxtlis gegangen. Dennoch taten sie sich schwer damit, das Erbe ihrer Väter zu bewahren. Die Bücher, die ihnen dabei helfen sollten, waren auf der Flucht zum großen Teil verloren gegangen. Und die Inseln des MorgenrotLandes waren so anders als die Urwälder von Toxtlipan; sie schienen so sanft, und konnten doch so feindlich sein; die Tiere, die Pflanzen, die Böden, alles war fremd; selbst das Regenwasser schmeckte nicht so süß wie das im fernen Dschungel ihrer Vergangenheit. Es gab

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