Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
Vom Netzwerk:
Schickeria in Auslieferungshaft. Wütender und hastig konstruierter Gegendenunziation begegnete Caldera kaltschnäuzig mit dem Hinweis auf seine angebliche Maulwurftätigkeit. Schließlich habe er all das Beweismaterial unter Einsatz seines Lebens – die Narbe war Beweis genug – nur deshalb sammeln können, weil er sich in das Vertrauen der größten Verbrecher eingeschlichen habe. Der Erfolg war komplett.
    Die amerikanischen Drogen-Cops sonnten sich in aller Öffentlichkeit in ihrem Fahndung serfolg und wollten sich von keiner Kritik einen Zacken aus ihrer Krone, die sie mit stolz geschwellter Brust von Talkshow zu Talkshow trugen, brechen lassen. Die kolumbianischen Cops waren froh, die großspurigen Gringos endlich wieder loszusein und der einheimischen Hydra wenigstens zwei oder drei Köpfe abgeschlagen zu haben. Und der Krieg der Koalition gegen Caldera war unblutig beendet. Carlos stand in den Augen der Weltöffentlichkeit erneut als der große Wohltäter da, obwohl er von den Inhaftierten natürlich mit ganzen Kübeln Dreck übergossen wurde. Doch wer hört schon auf das Wehgeschrei von Knastbrüdern? Als angenehme Nebenwirkung beherrschte die Los Otros den Markt jetzt beinahe alleine. Und natürlich hatte Hollywood die Filmrechte für ein Millionensümmchen von Calderas Mittelsmännern in LA erworben.
    Sein Vater, der Richter, schwieg zu allem, genau wie früher. Zuerst hatte sein Schweigen Carlos stutzig gemacht. Aber dann hatte seine jüngste Schwester, Carmelita, ihn u ngewollt beruhigt. Carmelita hatte sich – ganz artiges Nesthäkchen – bei ihrem Papa für das großzügig gewährte Studium an der Pariser Sorbonne bedankt. Und Carlos hatte sich ein paar Gedanken gemacht, wie es sich ein nicht gerade üppig besoldeter Militärrichter leisten konnte, allen fünf Kindern ein Universitätsstudium im Ausland zu finanzieren. Er kannte jedoch die Beziehungen seines Vaters bis in höchste politische Kreise, und er konnte sich denken, welche Möglichkeiten sich einem flexiblen Richter am Kassationsgerichtshof boten. Carlos hatte gesiegt. Sein Lohn war ein Monopol.
    Trotzdem blieb der erfolgreiche Großunternehmer seinen sozialen Grundsätzen auch weiterhin treu. Seine Überschüsse investie rte er in Krankenhäuser, Kulturfonds, seine Hochschulen und in die eigene Aus- und Weiterbildung als Bildhauer und Aktionstherapeut.
    Die Ve rnissage in London war der Abschluss seiner jüngsten Europa-Tournee. James Endicott Tiburon Brown und die mannsgroße Penis-Keramik war der nützliche Teil gewesen; der angenehme stand vor ihm. Carlos Ybarra Caldera drückte die Hand der Sommersprossigen und ließ sie seine Energien spüren.
    Die feine Londoner Gesellschaft in ihren britisch-skurrilen Gewä ndern wusste kaum etwas über Calderas sozialwirtschaftlichen Hintergrund oder sein Los Otros . Hier kannte man nur die Gerüchte, die schlimmen, neiderfüllten Gerüchte auf der einen und die Penis-Keramik auf der anderen Seite. Über ihren Inhalt ahnte man nichts. Schweigend hing man an den Lippen des Künstlers und hatte sich um ihn, sein Werk und sein Groupie geschart. Die Jünger schienen einen verbalen Beweis von der Schöpferkraft ihres Meisters zu erwarten.
    Caldera wollte sie nicht enttäuschen. Die Hand der Sommerspross igen ruhte noch immer in seiner. "Mein Phallus hat die Macht der Götter", sagte er. "Menschliche Wünsche werden auf ihn projiziert, menschliche Begierden in ihm gebündelt, göttliche Gnade gewährt er denen, die begreifen. Denn nur sie können unterscheiden, und nur sie werden überleben. Vergehen und Entstehen." Caldera verschwieg der Rothaarigen, dass diese und andere Weisheiten ein Ergebnis seiner Träume waren, die ihn in immer häufigeren Schüben heimsuchten. "Haben Sie gewusst, dass meine Ahnen, die Priester meines Volkes, ihr Penisblut geschröpft haben, um es den Göttern zu weihen, damit diese die Felder und die Schöße der Frauen mit Fruchtbarkeit beschenkten?"
    Die Meute rückte näher.
    Die Sommersprossige lächelte amüsiert, aber irgendwie erschien es Caldera, als funkele mehr als nur ein Quäntchen Widerspruchsgeist in ihren meergrünen Augen.
    " Selbstverständlich muss man diesem Gott ständig Opfer bringen, sonst wird er uns strafen", sagte Caldera und versuchte vergeblich, die Hand der Widerspenstigen in Richtung der Wölbung in seiner Hose zu lenken.
    " Und welche Opfer können Ihren gierigen Gott besänftigen?", fragte Rotschopf und gab nach.
    " Schöße!", sagte Caldera und

Weitere Kostenlose Bücher