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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Stipendien von der Straße und nannte sein Bildungsprogramm eine Reinvestition in den Geist der Zukunft Kolumbiens. "Ich gebe ihnen, was wir ihnen viel zu lange verweigert haben. Und ich gebe es mit der Gewissheit, dass wir alle eines Tages ein Vielfaches zurückbekommen", sagte er einmal anlässlich der Verleihung eines staatlichen Verdienstordens und hätte die Doppeldeutigkeit seiner eigenen Worte beinahe nicht erkannt, so ergriffen war er von seiner Mildtätigkeit.
    Mit seinen Drogengewinnen verschaffte Caldera sich das Image eines generösen Mäzens, dem die Jugend des Landes am Herzen liegt. Das Lehrpersonal für diese Privatuniversitäten rekrutierte Caldera persö nlich und nur im Inland. Die jungen Dozenten und Akademikerinnen waren erfreut und dankbar über die Chance, hartes Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen, den Nachwuchs zu bilden und wunderten sich nicht weiter über die angelieferten Chemikalienmengen oder die jeweils drei sogenannten wissenschaftlichen Mitarbeiter, die ausschließlich in den institutseigenen Forschungslaboren köchelten, ohne sich je in den Lehrbetrieb einzumischen – oder wollten sich nicht wundern. El Padre hatte wieder einmal mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
    Doch Carlos Calderas Verständnis von sozialer Marktwirtschaft ging noch weiter. Die Beton ung sollte schließlich auf dem 'sozialen' Aspekt liegen. So zweigte der Wissenschaftsverbrecher weitere Millionen aus seinen Gewinnen ab, um sie in drogentherapeutische Einrichtungen in den Abnehmerländern seiner Ware zu investieren. Das hatte zwei Effekte: Einerseits wurde der Name Caldera auch in Europa und den USA Synonym für Wohltätigkeit; andererseits wurde Calderas Los Otros Bewegung immer mehr zu einem Dorn im Auge der kolumbianischen Konkurrenz, denen die Kokabauern, Kuriere, Köche und Kleindealer in Scharen wegliefen, um bei Los Otros anzuheuern oder sich auf einer der dreizehn Caldera-Universitäten des Landes einzuschreiben. Ein mit einer Armee von Armani gewandeten Mittelsmännern gespicktes Labyrinth hatte Carlos Caldera bisher aus dem Fokus der Drogenfahnder herausgehalten. Zumindest hatte er es so geschafft, dass niemand ihm trotz der ungeheuerlichsten Gerüchte um seine Person eine Verwicklung in dunkle Geschäfte nachweisen konnte. Einzig der verblichene James Endicott Tiburon Brown hätte diese Scharade durch sein Überlaufen gefährden können, der Grund für sein frühzeitiges Ableben.
    Aber die drei mächtigsten Clans hatten unter dem wachsenden U msatzdruck beschlossen, sich zusammenzutun, nur dieses eine Mal zu paktieren und in einer Art Guerillataktik begonnen, meuchlings zu morden.
    Carlos Caldera hatte die Serie von Attentaten auf Los-Otros -Getreue vorausgesehen und sich beizeiten gerüstet. Seine eigenen juristischen Kenntnisse und sein Vater, der Richter, hatten ihn bewogen, Vorsorge zu treffen. Die Armada seiner Anwälte hatte seine Ideen in Kooperation mit den kolumbianischen und den US-Behörden in die Tat umgesetzt. Kolumbien konnte zum ersten Mal in seiner Geschichte Staatsbürger, die nachweislich in Drogengeschäfte verwickelt waren, an die Amerikaner ausliefern. Das DEA, die amerikanische Drogenpolizei, ermittelte offen und verdeckt auf fremdem Terrain, auf kolumbianischem Boden. Los Otros unterstützte die Ausländer heimlich, um sie schneller wieder loszuwerden – und die Konkurrenz gleich mit. Dutzende Kleinkriminelle wurden verhaftet, die vermeintlich größten Fische außer Landes geschafft und in den USA, wo ihnen die Todesstrafe drohte, abgeurteilt.
    In den Jahren seines Berufslebens hatte Caldera fleißig Be-lastungsmaterial gesammelt: Fotos, Tonbandprotokolle, Videos und Telefonmitschnitte von Geheimkonferenzen, konspirat iven Treffs und sogar von einer Exekution im Mafiastil waren seine Ausbeute. Die zu Los Otros gewechselten Mitarbeiter wussten Details, die zusammengetragen ein ziemlich eindrucksvolles Beweisgebäude ergaben. Nach den ersten Anschlägen auf seine Angestellten und deren Familien, setzte Caldera die Koalition der Drogenclans höchstpersönlich von seiner Dokumentation in Kenntnis. Die Reaktion war ein fehlgeschlagenes Attentat auf seinen Vater – Carlos hatte den Täter persönlich zur Strecke gebracht – und ein fast geglückter Mordversuch an ihm, dem er die hässliche Narbe am Rücken verdankte. Nach seiner Genesung übergab Carlos Caldera seinem Vater die komplette Sammlung, und innerhalb eines halben Jahres saß die halbe kolumbianische

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