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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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verlassen, ging zu j edem einzelnen seiner siebzehn Gefährten, um ihnen ein letztes Mal die Hand zu schütteln, gab einige Anweisungen und befahl, das schwere Eichenholztor zu öffnen und gleich hinter ihm wieder zu verschließen. "Was immer mir widerfährt, Männer, verhaltet euch ruhig, bleibt friedlich, solange ihr könnt. Kämpft nur, wenn ihr kämpfen müsst. Bedauert mich nicht. Ich muss mich meinem Schicksal stellen wie ihr euch dem euren. Ich bitte euch nochmals: Unterwerft euch dem kommenden König, und er wird euch und eure Familien verschonen! Bietet ihm eure Dienste an, und er wird euch mit Lehen belohnen! Entrichtet pünktlich euren Tribut, und euch wird reiches und langes Leben zuteil! Erhebt ihr aber euer Schwert, so wird Williams Schwert euch vernichten! Durchbohrt und entleibt werdet ihr dieser Welt nichts von den Wonnen der sechs Sonnen berichten können. Ich sage euch: Es ist tausendmal besser in Frieden zu leben, als im Kampf zu sterben. Doch wenn ihr schon sterben müsst, dann tut es in der Gewissheit, dass wir uns wiedersehen. Im Licht. Lebt wohl, meine Freunde!"
    Dann schritt der Graf gefasst seinem Gegner entgegen: ein entschlo ssener, ehrenhafter, dreizehnjähriger Jüngling, mit einer Reife und einem Verständnis vom Leben, das dem seiner Altersgenossen um Jahre, dem seiner Zeitgenossen gar um Jahrhunderte vorauszueilen schien.
    Auf der Zugbrücke entledigte der Graf sich seiner Waffen. Er warf seinen Helm in den Burggraben und rief: "William von Falaise, Herzog der Normandie, Sohn Roberts, des Teufels, ich kenne dich gut. Ich biete dir mein Leben und meine Talente als Pfand, wenn du meine Gefolgschaft verschonst. Die Leute von Greenwold Forest werden William dem Eroberer, wie man dich künftig nennen wird, dem normannischen König von England, treu dienen."
    William löste sich von der Gruppe seiner Bogenschützen und Ritter sleute und kam im langsamen Trab auf den wehrlosen Grafen zugeritten. Der Seher und der Eroberer trafen sich auf halbem Weg zwischen Wall und Wald.
    " Ein Kind? Wer bist du, der so hochfahrend von Talenten und Gefolgschaft spricht? Hat der Graf von Greenwold seinen Küchenjungen als Parlamentär geschickt? Soll die angelsächsische Zunge eines Kindes mich einlullen, um mich gelinde zu stimmen?"
    " Ich bin Meldoc Wynfír, der Sohn von Gawain, dem Krieger, seit sieben Jahren der Graf von Greenwold Forest, genannt Openeye. Ich bin kein Kind. Und ich bin weder Angelsachse, noch bin ich Normanne. Ich bin beides. Der lebendige Beweis, Eroberer, dass Menschen bessere Möglichkeiten haben, als sich im Kampf zu töten. Ich bin ein Seher. Und für das Leben meiner Leute biete ich Euch meine Dienste an."
    " Eine mutige Geste, Kind. Doch warum sollte ich dich verschonen? Ob Angelsachse, Jüte oder was auch immer; du lebst im Land des Feindes. Deine Güter fallen mir ohnehin zu. Und dass ich der nächste König von England werde, steht fest. Das zu prophezeien, braucht es nicht die Kraft eines Sehers. Sag, Kind, welches Schicksal siehst du für dich selbst vorher?"
    " Ihr werdet mich noch vor Ablauf des Tages foltern und töten lassen, Eroberer."
    Der Herzog der Normandie lachte laut, so laut, dass sein Rappe e rschrocken zu tänzeln begann. Mit einem energischen Griff in die Zügel brachte William sein Pferd zum Gehorchen. "Du bist mir ein vortreffliches Talent, Kind. Siehst deinen eigenen Tod nahen und trittst ihm dennoch waffenlos entgegen. Fast müsste ich annehmen, du versuchst etwas vor mir zu verbergen. Wie viele Leute sind in der Burg? Habt ihr Schätze vergraben, die nicht in meine Hände fallen sollen? Oder willst du mich hinhalten, derweil das Gesinde sich klammheimlich mit den Pretiosen aus dem Staube macht?"
    Graf Meldoc nickte mit dem Kopf. "Ein Schatz, jawohl. Doch nur ich alleine weiß, wie dieser Schatz zugänglich ist. Wenn Ihr mich und meine Leute tötet, so werdet Ihr es nie erfahren. Daher lautet meine Bedingung: Verschont Greenwold Castle und seine Bewohner jetzt und für alle Zeit, und ich werde Euch den Zugang zu höchster Macht offenbaren: das Geheimnis der sechs goldenen Sonnen."
    " Du willst mir Bedingungen stellen", sagte William, den die ruhige Beharrlichkeit dieses Kindes langsam zu ärgern begann. "Warum sollte ich mich von sechs goldenen Sonnen aufhalten lassen? Ich habe Gold. Und werde noch viel mehr besitzen. Macht? Ich bin mächtig. Ich habe alle Macht der Welt. Und die Macht der Kirche und ihres Gottes noch dazu." William deutete auf die

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