Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
Vom Netzwerk:
noch ganz treusorgender Vater und Ehemann gewesen. Ihr Mann hatte für ein Touristikunternehmen Hotels getestet. Auf einer seiner Testreisen hatte er das verträumte Hotel mit Südstaatenflair aufgetan. Aber sie wollte jetzt nicht an Herbert denken...
    Das Flugzeug drehte seine Nase gegen Nor dnordost und die Sonne schien Daria ins Gesicht. Sie schloss ihre Augen.
    Auf einer anderen Reise hatte Herbert den charmanten Hotelier Will iam Peter Kautsky kennen- und schätzengelernt. Kautsky war von Haus aus Papierfabrikant. Seine Fabriken sorgten dafür, dass Millionen Amerikaner sich jeden Morgen hinter ihren Zeitungen verschanzten. Zum Leidwesen ihrer Ehefrauen. Im Scherz hatte Kautsky einmal behauptet, dies sei auch der Grund für seinen Rückzug aus dem Papiergeschäft gewesen. Er habe es sich einfach nicht mit den amerikanischen Hausfrauen verderben wollen. Danach hatte er seine Firma schlechten Gewissens an einen Chinesen verkauft. Seiner Meinung nach waren die Chinesen dabei, den Globus mit – wie er es nannte – "chinoidem Industriefaschismus" zu zerstören, um die Reste billig aufzukaufen, und eine gigantische Fabrik daraus zu machen. Schließlich hatten ihn aber die Verkaufssumme von zweihundertfünfzig Millionen Dollar und die Aussicht auf die vielen Hotels, die er damit erwerben konnte, weich gemacht. Das alles wusste Daria von ihrem verstorbenen Mann. Den Rest hatte sie aus erster Hand.
    Um sein Gewissen zu beruhigen, hatte Kautsky es sich fortan zum Z iel gesetzt, den Chinesen wenigstens die schönsten Hotels dieser Welt, sowie die dazugehörigen Grundstücke und Strände, vor den Nasen wegzuschnappen, um sie zu reprivatisieren oder behutsam in den Besitz der ursprünglichen Eigentümer zurückzuführen. Hotels waren ein Steckenpferd Kautskys. Aus dieser Liebe für alte Häuser wurde eine Leidenschaft für erhaltenswerte Landschaften. Dann hatte er Herbert getroffen und über ihn war er auf Darias Erfolge aufmerksam geworden. Sie hatte ihm die Augen für erhaltenswerte Vergangenheit geöffnet. Und schon hatte Kautsky ein neues Hobby. Dem frönte er nun hemmungslos und derart emsig, dass er nach wenigen Jahren ein gutes Dutzend der schönsten naturhistorischen Reservate der Welt sein eigen nannte. Dort ließ er von den besten Architekten wunderschöne Hotels bauen und gab dem Begriff "sanfter Tourismus" neue Bedeutung. Dabei war Kautsky sich durchaus bewusst, wie schmal der Grat zwischen Ökonomie und Ökologie für ihn war. Er ging seinen Weg in der Hoffnung, nicht abzustürzen. Seine Kritiker waren zahlreich, vor allem, da er in der jüngeren Vergangenheit historische Stätten erworben hatte, wie zum Beispiel jenen Grabhügel in Toxtlipan, Yukatan.
    Daria Delfonte schätzte die persönliche Integrität dieses charismat ischen aber bescheidenen Menschen. Sie vertraute auf seine ökologische und kulturelle Umsicht und konnte sich weit düstere Szenarien für die Besitztümer Kautskys denken, als sie in seiner Hand zu wissen.
    Der Airbus drehte eine weite Schleife.
    Darias Hände pressten sich an die Armlehnen, als das Flugzeug leicht zu rütteln begann. Sie entspannte sich mit heiteren Gedanken. Sie würde die Bücher der Sechsten Sonne finden, das Paradies der Auroren erkunden, interessante neue Menschen kennen lernen, sich ihren Jungmädchentraum vom Robinsondasein endlich erfüllen. In Gesellschaft eines Gentleman, im Einklang mit sich selbst. So musste man das sehen. Ihre innere Stimme gurrte in gespielter Entrüstung: »Lotterleben!«
    " Nein!", antwortete sie sich selbst. "Es ist nur schön, endlich der klimatisierten Luft und dem ewigen Regen zu entkommen."
    Ihr Ehrgeiz war befriedigt; zwar waren die Bücher der Sechsten Sonne noch nicht gefunden, doch zumindest aus dem Reich der Legende näher an die Wirklichkeit gerückt. Der Wikingerwächter und der Türsturz über ihm waren sehr real. Wie auch Aurora. An den Ring und die Schusswunde wollte sie vorerst nicht mehr denken.
    Noch als Studentin und später als Ehefrau und Mutter hatte Daria davon geträumt, auf einer Insel, fernab jeder Zivilis ation, für einen Wimpernschlag der klitzekleine Spielball im ewigen Spiel der Elemente Sonne, Wasser und Wind zu sein. Eine Sternschnuppe im Sternenmeer. Als Fünfjährige hatte sie ihre Eltern dauernd mit diesem Wunsch genervt, einmal leben zu wollen, wie Robinson es tat. Ihre Eltern hatten es sich nicht leisten können, und Mamas Trostworte waren stets die gleichen gewesen: "Daria-Schätzchen, du bist

Weitere Kostenlose Bücher