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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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König Arthur, ausgegraben. Dennoch war Bligh Bond ins Abseits der Geschichte und damit ins Vergessen gedrängt worden. Seine Ausgrabungen hatte er mit traumwandlerischer Trefferquote betrieben; es war ihm gelungen, riesige Mauerteile, ganze Seitenschiffe der ehemaligen Abtei ohne Kenntnisse von Plänen oder Grundrissen, sozusagen blind und ohne einen einzigen falschen Spatenstich auszugraben. Es schien geradezu, als hätte der Architekt gewusst, wo er graben musste. Als er dann zehn Jahre nach seinen triumphalen Entdeckungen zugab, die Lage der Ruinen tatsächlich "gewusst" zu haben, weil er mit Hilfe eines Mediums die Geister befragt hätte und fundierte Antwort erhalten habe, wurde er verlacht, verspottet und verstoßen. Der Name Bligh Bond wurde aus den Büchern getilgt. Die Kirche sorgte dafür, dass dieser einst so berühmte Name sogar aus dem Berufsverzeichnis der Architekten gelöscht wurde.
    Sie musste diesen Ring totschweigen! Und die Schusswunde erst recht.
    Dabei war Daria sicher, dass niemand ihrer Kollegen ernsthaft glau bte, dass ein Mann wie Heinrich Schliemann "sein" Troja allein aufgrund seines überragenden Intellekts gefunden hätte. Doch ihr Idol war klug genug gewesen, sich weder mit der Kirche anzulegen noch, sich auf spirituelle Kräfte zu berufen. Für die Archäologin war klar, dass Schliemann seine "Schicksalsstadt" orten und ausgraben konnte, weil er zutiefst von seiner Mission überzeugt war, weil er ein Besessener in positivem Sinne war, weil seine durchdringende Vision ihm Kanäle zu einem intuitiven Selbst eröffnet hatte, dem gegenüber die meisten Menschen sich zumeist ängstlich verschließen, wenn sie es nicht in Bausch und Bogen verdammen. Sie wollen es gar nicht wahrnehmen und erst recht nicht öffnen. Als hätten sie Angst, in der Quelle ihrer eigenen inneren Pracht zu ertrinken. Daria ging davon aus, dass die Büchse der Pandora den meisten ihrer Mitmenschen kein Begriff war; dennoch war sie felsenfest überzeugt, dass die Angst vor den verhängnisvollen Folgen menschlicher Neugier ein tiefverwurzelter, psychologischer Verhaltens-Archetyp unserer Gattung war, der oft im Unbewussten wirkte. Ihre Höhlentage in den Pyrenäen hatten sie in diesem Denken bestärkt. Davon konnte sich auch der einzelne Wissenschaftler nicht freimachen. Sie mochte sich in der Wiege der Wissenschaft sicher wähnen, sich auf dem wohlerkundeten Gebiet von Ratio, Fakten und Empirik auf vermeintlich bebensicherem Grunde bewegen, doch Daria wusste so gut wie die meisten ihrer Kollegen, ja besser noch, dass sie oft genug – im übertragenen wie im wahrsten Sinne des Wortes – nichts weiter als eine Tonscherbe der Geschichte fanden, und ihre Rückschlüsse daraus sich höchst abenteuerlich gestalteten. Ohne Fantasie, ohne emotionale Besessenheit vom Thema, ohne Einfühlung und ohne Ahnungen hätten weder Troja noch die Abtei von Glastonbury oder die Grabkammern der Pharaonen jemals wieder das Licht unserer physischen Welt erblickt. Das war ein Glaubenssatz, den Daria immer weniger für sich behalten mochte.
    Wie viele ihrer Kollegen hatte die Archä ologin erfahren, dass Intuition keine Schutzdämme gegen die Fluten des Bösen einreißt, sondern Türen zu den verborgenen Schatzkammern unserer inneren Sinne freilegen kann. Und wenn diese Pforten des inneren Reichtums erst einmal geöffnet sind, bescheint der Glanz dieser geheimen Schätze auch andere Ebenen unserer Existenz. Einem neuen Beweis ihrer Theorie konnte Daria Delfonte seit wenigen Tagen in die Augenhöhle schauen.
    » Haha, nun vergiss mal für ein paar Wochen die alten Knacker «, sagte ihre innere Stimme keck, » und zieh dir einen jüngeren Fisch an Land. Auf nach Aurora! «
    Daria schulterte den Rucksack, ohne den sie niemals reiste, und schü ttelte den Kopf über sich selbst. Sie schien wahrhaftig auf dem Weg zurück zum Backfischalter. Mal sehen, welche romantischen Gefühle die Inseln wider die Winde noch in ihr wecken würden.
     
     
    ***

18
KAISER UND FEDERMANN
Spanien, Valencia, Palast der Admirale, 30. Oktober 1542
     
    Durch die marmornen Gänge wogte das wehmütige Gejammer einer alten kastilischen Weise, die die Musikanten im Saal der Admiräle zu Ehren ihres Kaisers und Königs Karl, erschallen ließen. Unter die vertrauten Mandolinenklänge mischten sich die fremdartigen aber dennoch harmonischen Laute einer ganzen Batterie von Pfeifen. Die mannsgroßen Pfeifen aus bestem Toledo-Kupfer ergossen eine wahre Kaskade von Tönen in

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