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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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und Gebräuche des Landes auf den Magen geschlagen?", fragte der Gefesselte.
    Eitel Melchior Federmann betupfte seine Lippen mit einem seidenen Spitzentuch und drehte sich zu dem Gefangenen um. "Ich glaube kaum, dass Meuchelmord zu den Gebräuchen des Landes zu zählen ist, Veit Pestien. Ich sollte dich auspeitschen und kielholen lassen. Deine Seele ist schwärzer als die des Teufels, schwärzer als das Schwarz der armen Teufel, die in deine Hände gefallen sind. Ja, du bist der Teufel. Hätte nicht ein einziges blutiges Exempel zur Bestrafung der Aufsässigen genügt, um die anderen Aufrührer zur Räson zu bringen? Musstest du gleich elf von ihnen verstümmeln, zerstückeln und auf dem Feuer rösten? Das Schwert kannst du schwingen wie ein echter Sensenmann, du schlägst den Sklaven die Schädel ein, als wolltest du Nüsse knacken, und mit der Muskete spuckst du deinen Hass in ihre Gesichter. Nur deinen Verstand hast du gotterbärmlicher Wicht nie gelernt zu gebrauchen. Ich werde dich in die Heimat bringen. Sollen Bartholomäus Welser oder der Kaiser höchstderselbst entscheiden, was mit dir und deinen Kumpanen geschehen soll. Ich frage mich, warum du diese Wesen so sehr hasst? Reicht es nicht, dass wir sie zu der Fronarbeit in den Minen, den Wäldern und auf den Feldern zwingen, sie auspeitschen, erniedrigen, quälen, wann immer und wie es uns gelegen scheint? Es will nicht in dein kümmerliches Hirn, dass unser Reichtum in den westindischen Landen allein in der Arbeitskraft dieser schwarzen Sklaven wurzelt. Nebenbei wirft der Handel mit ihnen auch noch ein hübsches Sümmchen ab. Was glaubst du, woher der Sold für dich und deinesgleichen kommt? Du wirst dich noch um Kopf und Kragen bringen, wenn du weiterhin des Kaisers beste Arbeiter totschlägst, und so den Profit unserer hohen Herren minderst. Besonders seit Kaiser Karl auf Veranlassung dieses Dominikaners das neue Gesetz zum Schutz der eingeborenen Indios erlassen hat, mit dessen gottgefälliger Durchführung ich beauftragt bin, sind die Schwarzen wichtiger denn je. Das musst du doch begreifen. Ach, was geb ich mich mit Gesindel ab..."
    " Bilde dir nicht ein, du seiest was Besseres als unsereiner, du eitler Fatzke", fauchte Pestien. "Du bist auch nur ein Handlanger und Scherge der Mächtigen. Ich schlage den Schwarzen ihre dreckigen Schädel ein und du mir vielleicht den meinen. Aber glaube nicht, dass deine hässliche Rübe deshalb fester auf dem mickrigen Studiertenhals sitzt."
    " Wenn du pöbeln willst, lasse ich dich wieder unter Deck zu deinen Kumpanen schaffen. In die Jauche dort unten gehören Leute wie du", entgegnete Federmann und versuchte, den wieder aufkeimenden Brechreiz mit seiner ganzen Willenskraft zu unterdrücken. Das Unglück mit der Seefahrt war, dass die Wellen des Ozeans mit den Nussschalen von Schiffen machten, was sie wollten. Das Unglück seines Magens war, dass dieser das beständige Auf und Ab nicht mochte. Und das Unglück mit Pestien war, dass er, Federmann, die Eltern des Schurken kannte und sich verrückterweise und völlig zu Unrecht verantwortlich fühlte. Die wackeren Bauersleut verdingten sich ab und an als Erntehelfer auf dem Lehen seines eigenen Vaters und konnten nichts dazu, dass ihr jüngster Sohn derart missraten war.
    Veit Pestien kaute heftig an einem Ende seines monströsen Lippe nbartes und schleuderte seinem Landsmann eine ganze Salve bösartiger Blicke zu. Er ahnte nicht, wie sehr Eitel Melchior Federmann, ein Mann des geschriebenen Wortes und der Gerechtigkeit, der mit weitgehenden Vollmachten versehene Rechtsbeauftragte des Kaisers auf der gemeinsam von Fuggern und Welsern gerüsteten Flotte, ihn verachtete.
    Dazu kam, dass der korrekte Beamte die ä ußere Erscheinung Pestiens mehr peinlich als komisch fand.
    Pestiens Uniform eines mittelalterlichen Landsknechtes bot für das Auge eines von sich selbst als gebildet und fortschrittlich eingeno mmenen Beamten und Rechtsgelehrten der neuen Zeit einen lächerlich bunten Anblick: Er trug geschlitzte mit scharlachrotem Futter unterlegte Pluderhosen, ein ebensolches Wams, Lederkoller, buntgestreifte Strümpfe, breite mit ausgeblichenen Blutflecken übersäte Kuhmaulschuhe, denen im übrigen der Wechsel von Feuchtigkeit und Wüstentemperatur der verschiedenen Klimate Venecuelas arg zugesetzt hatte, sowie einen breitrandigen, verfilzten, mit zwei völlig zerzausten und verdreckten Straußenfedern versehenen Hut, der seinen strähnigen Haarschopf vor der sengenden

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