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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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darauf hinweisen, dass die besagten Inseln nicht etwa Goldschmuck oder ähnlicherlei Tand beherbergen, sondern die Bücher der Sechsten Sonne, die nach meinem Dafürhalten und der mündlichen Aussage eines Kaziken des Maja-Volkes, eine Kulturgeschichte der Neuen Indien beinhalten, und deshalb auch Zeugnis von der Größe der Kultur der Indischen Völker ablegen«; (heftiger Protest von O. und C., die auf strenge Nachfrage des Kaisers zähneknirschend zugeben, dass Kriegsknechte bereits Hunderte solcher Schriften verbrannt haben); Kaiser beendet Gespräch abrupt und bittet nur LC. in seine Privatgemächer;
    Ergebnis: am 20. November wird der Kaiser die Nuevas Leyes de las Indias erlassen, und diese neuen Gesetze von Beamten und Dolme tschern in der Neuen Welt verkünden sowie ihre Durchführung kontrollieren lassen; Folge: Versklavung der Indier verboten; Eure Geschäfte in der Neuen Welt mangels Arbeiter bedroht, Kaiser spielt mit dem Gedanken, Schenkungsurkunde für Venecuela aufzuheben.
    Mein Vorschlag: Schwarze Sklaven von der Goldküste zur schnellen Ausbeutung Venecuelas vonnöten... Dies ist meine letzte Taube!"
     
    Zwei Tage später übergab Bartholomäus Welser einen eng beschriebenen Papierbogen den Flammen: In der Folgezeit warb das Hause Welser verstärkt deutsche Landsknechte und spanische Söldner an und verschiffte sie in die westindischen Besitztümer. Plündernd und mordend zogen sie durchs Land und ihre gierigen Finger griffen bis nach Perusien. Außerdem wurden zahllose portugiesische Karavellen gemietet, um ganze Schiffsladungen schwarzer Sklaven von Guinea nach Venecuela und anderen Ländern zu schaffen, um sie dort an Dritte zu verkaufen oder im Dienste eigener Faktoreien zu unterjochen.
    Die königlichen Beamten, die mit dem Auftrag die Neue Welt bereisten, den I ndiern von den Nuevas Leyes, den neuen Gesetzen, zu künden, wurden aus den Schatullen eines Jakob Welser oder Anton Fugger besoldet und an Bord ihrer Handelsschiffe fürstlich befördert und bewirtet.
    Kaiser Karl V. aber hatte sich erneut als weitdenkender Souverän e rwiesen, der sein Kaisertum als Berufung sah, und sich nicht scheute, die moralische Verantwortung für alle Menschen seines Herrschaftsbereiches zu übernehmen, zumal Las Casas ihm reichen Lohn in Form von glücklichen, steuerzahlenden Untertanen versprochen hatte. Die Tragik war, dass dem zarten Pflänzchen humanistischer Ideale allerorten der scharfe Wind des kräftig florierenden Merkantilismus' den Garaus machte. So sah der Kaiser sich unter erheblichem Druck seiner Finançiers gezwungen, die Nuevas Leyes schon zwei Jahre nach ihrem Erlass zu revidieren, und sie damit in ihrer Wirkung zugunsten der Kaufleute und zum Nachteil der Indianischen Völker zu verwässern.
    Die Angst der Konquistadoren vor den B üchern der Sechsten Sonne, vor einer Kulturgeschichte der Indianischen Völker,  die deren wahre geistige und kulturelle Bedeutung verdeutlichen und bestärken würde, ließ sie in einer seltsamen, beinahe schon hysterischen Besessenheit alle schriftlichen Aufzeichnungen, derer sie auf ihren Raubzügen habhaft werden konnten, verbrennen.
     
    C.M., März '33
     
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    SÜDAMERIKA, KLEINE ANTILLEN, 4. Juli 1543
     
    Der bleiche Mann stürzte mit unziemlich hastigen Schritten, die weder zu seiner stolzen Statur noch zu seinem durch Degen und Rüschenkragen auch äußerlich sichtbaren, gesellschaftlichen Stand passten, zur Reling, gleich neben dem ersten Backbordgeschütz. Es war wie verhext. Seit drei Tagen schon, seit sie die Orinoco-Mündung achteraus im Dunst verschwinden sahen, blies ein heftiger, ablandiger Westwind und der Kapitän fluchte, dass er den Passatwind, der die Espléndido Ganancia ihrem Bestimmungsort entgegentragen sollte, einfach nicht erwischte.
    Kleine Schaumkronen bedeckten die See, und die Sonnenstrahlen r eflektierten vom kobaltblauen Wasser des südamerikanischen Atlantiks.
    Unter heftigem Würgen und Speien vertraute der Mann dem Meer den Grund für seine eiligen Schritte an. Sein schwarzes, mit goldenen Bordüren besetztes Wams aus Damast, die weißseidenen Kniestrüm pfe, aber vor allem der trutzige Siegelring am Mittelfinger der rechten Hand zeugten von der hohen Stellung des Seekranken. Seine grüne Gesichtsfärbung brachte ihm das höhnische Gelächter eines Mannes ein, der hinter seinem Rücken gefesselt auf den Deckplanken kauerte.
    " Sind Euer Gnaden die rauen Sitten

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