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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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nicht länger dienen wollte, konnte er kaum in Gedanken, geschweige denn in klare Worte fassen. Soviel stand fest: Sein Entschluss – so folgenreich er auch sein mochte – hatte mit diesem seltsamen, weißhaarigen, adeligen Mönch zu tun, diesem großgewachsenen, schlanken Mann mit den großen Augen, die einen mit dem Bann der Wahrhaftigkeit belegen konnten, diesem Dominikaner, der freundschaftlich wie ein Bruder mit dem Kaiser verkehrte, und in dessen Gegenwart selbst die blutrünstigsten der kaiserlichen Soldaten lammfromm wurden. Die aufrechte, schlichte, aber eherne Unbeugsamkeit dieses alten Mannes musste ihn irgendwo tief im Innersten gepackt haben; an einer Stelle, deren Existenz ihm bislang verborgen geblieben war.
    Metzler eilte durch l ange, dunkle Gänge, kletterte – immer das Zischen der Bälge im Nacken – eine hölzerne Stiege hinauf und schloss die Luke hinter sich. Das Zischen verstummte. Der Schein nur eines einzigen Kerzenstummels durchdrang die moderige Dunkelheit des Dachbodens. Kilian Martin Metzlers Feder huschte im Wechselspiel mit den flackernden Schatten über das Papier. Außer den Kratzgeräuschen, die der Federkiel erzeugte, wenn er sachte über das Papier schabte, war nur das gelegentliche Gurren einer Brieftaube zu vernehmen:
    " 30Oc1542, 23h: habe gestern Geheimtreffen Kaiser Karls mit Don Bartolomé de Las Casas (Dominikaner-Mönch, mit Kaiser persönlich bekannt), Hernan Cortés (Eroberer des Aztekenreichs) und Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés (offizieller kaiserl. Chronist in den Neuen Indien seit 1532) beigewohnt; Gegenstand des Gesprächs waren die Neuen Indien: Mission, Handel, Sklaverei, Gewalt, Conquista; Oviedo, Cortés und Las Casas einig, dass Entdeckung der Neuen Welt größtes Ereignis seit Schöpfung sei; sonst nur Zwist; CORTÉS: rühmt seine Taten, leugnet Gräueltaten, »Scharmützel ja, Schlachten ja, unnötige Massaker nein, nein und nochmals nein!Fehler! Datenquelle kann nicht geöffnet werden.«, »Spanier sind gottgesandt«, schwärmt von Schätzen unermesslicher Pracht: »...Eldorado oder das Land der goldenen Sonnen...«, schenkt dem Kaiser eine Gesichtsmaske aus purem Gold; OVIEDO: blutige Eroberung, Grausamkeiten, Unterdrückung der Indischen Völker sind Gottes Wille, um »weltumspannende katholische und spanische Herrschaft« zu errichten, Ausrottung der Eingeborenen sei »Strafe Gottes für deren Verbrechen und abscheuliche Sitten«, minutenlanger Monolog über Menschenfresser; Kaiser unterbricht; O. bestätigt auf Nachfrage Cortés' Worte von Eldorado und Goldenen Sonnen; LAS CASAS: behauptet, dass die allerschlimmsten Menschenfresser marodierende und versprengte Spanier seien, die ohne Proviant im Dschungel ihre eigenen Kumpane auffräßen, (HC. und O. leugnen empört jede Kenntnis; Kaiser weigert sich, LC. zu glauben), LC. benennt Augenzeugen, beklagt sinnlose Grausamkeit der Eroberer gegen Indios, »... sie hacken ihnen die Hände ab, rösten sie auf kleiner Flamme, dass die Haut nur langsam verbrenne...«, berichtet von seinen Beobachtungen eines Sklaventransports, »... sind die armen Geschöpfe mit ihren Hälsen zusammengekettet. Wird nun einer ob der unmenschlichen Grausamkeit krank oder ohnmächtig, so trennen sie ihm mit dem Schwert das Haupt vom Rumpf, nur damit die durchlaufende Kette nicht ganz und gar geöffnet werden muss.« LC. beklagt Geschichte der Spanier in den Neuen Indien als ununterbrochene Kette von »Überfällen, Plünderungen, Morden und Schändungen..., die nur der vielgeliebten und angebeteten Göttin Habgier« dienen; beklagt, dass diese fürchterlichsten Gräueltaten im Namen Seiner Kaiserl. Majestät erfolgen; Karl entsetzt; LC. spricht von Menschenwürde der Indios, jeder Krieg gegen sie sei »ungerecht, perfide und tyrannisch..., Gottes Recht ist der Friede«, jeder Mensch habe das Recht sich zu wehren, »ein Recht, das niemals verfällt bis zum Tage des Jüngsten Gerichts«; (Hohngelächter von O. und C.; Kaiser gebietet ihnen erzürnt Einhalt); LC. fürchtet, dass Indier ausgerottet werden, schlägt eine »freiwillige Anerkennung« der spanischen Oberherrschaft durch Indier und »freiwillige Annahme des Evangeliums« vor, »Kolonie des Pfluges und des Wortes« (erneutes Gelächter von O. und C., Kaiser unwirsch, nachdenklich); LC. drängt auf Gesetz zum Schutz der Indier, fordert, ihre Versklavung zu verbieten; wichtig!!! LC. bestätigt auf Nachfrage Karls Existenz von einem Land Fünfter Sonne, »... muss aber

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