Die Maya Priesterin
wohl selten ein Sonnengott dreingesehe n . Erfüll t von düstere n Gelüste n . Blutdurst , Opfergier . Di e Sonnenpriester sputete n sich , sein e Begierde n z u befriedige n .
Vo m Dac h seine s Tem p el s au s sa h ihne n der Pferdegottprieste r z u . Der Scheiterhaufen beunruhigte ihn. Offenbar waren zur Neujahrsfeier maßlose Opfer vorgesehe n . Wa s fü r ei n verfluchte s Land , dacht e er .
Mittagszei t nahte . Scho n wiede r wa r de r Himme l mit schwarzen Wolken übersä t , unförmig wie die Bäuche trächtiger Küh e . Sei t eine r Woch e wurd e e s heiße r un d heiße r . Zugleich entlude n sic h imme r wiede r gewaltig e Gewitter . Regengüsse stürzten nieder, tosend wie der Wasserfall von Ixche l . Dann erbebte n Himme l un d Erd e unte r Donnerschl ägen, die metallisch klangen, als schlage ein Regiment von Riesen auf eine n ungeheure n Gon g .
E s wa r de r Anfan g de r Regenzeit . Sengende Hitze und die Luf t s o feucht , da ß ma n di e feine n Tröpfche n i m Sonnenlicht glitzer n sa h . Zu m ungezählte n Ma l wischt e sic h Fray Diego über Hal s un d Stir n . Sinnlos. De r Schwei ß trof f ih m au s alle n Pore n . Dabe i hockt e e r unte r eine m Sonnensege l . Hernán hatt e es gester n au f de m Dac h de s Tempel s ausgespannt . Ei n weißes Leintuch, das heute bereits nach Schimmel roc h .
Neujahr . Alle s wa r i n diese r Satanswel t au f de n Kop f gestell t . Nac h christliche r Zählun g schrie b ma n de n 19 . Jun i 169 6 A . D . Fall s e r sic h nich t verrechne t hatte . Meh r un d meh r versan k in ihm die Alte Welt. Selbst Erinnerungen verblaßte n . Wühlwerk de s Teufels , dacht e er . E r schwäch t meine n Widerstand , indem e r mei n Gedächtni s untergräbt .
E s erschreckt e ihn , dies e subtile n Strategie n de s Satan s zu beobachte n . Un d di e Zerrüttungen , di e si e bewirkte n . Auf verstörend e Weis e schiene n si e mi t de m Opferfes t verbunden, das die S onnenpriester des Lahkin vorbereitete n . Wen n die Sonn e i m Zeni t stand , sollt e di e Feie r beginnen , i n eine r Stunde vielleicht . Mit einer Nachbildung des Sonnenfeuers, so maßlos und prachtvoll, wie es Gier und Eitelkeit des Sonnengötzen entsprac h . Un d mi t S t römen von Opfergaben, die soeben herbeigetragen wurde n .
Von der Straße, die vom Hafen heraufführte, bewegte sich ein Zu g beladene r Träge r au f de n Scheiterhaufe n z u . Ei n halbes Hunder t kraftvolle r Gestalten , gebeug t unte r Säck e un d Kisten, ihr e Leibe r schim mern d vo r Schwei ß . Die Sonnenpriester zeigte n ihnen , w o si e ihr e Laste n abstelle n sollte n . Au s Kisten un d Gatter n drange n tierisch e Laut e hervo r . Schwein e quiekten, Hühne r gackerte n . Weitere Käfige wurden herbeigeschlepp t . Spinnaffe n hockte n dari n. Von Ze i t zu Zeit rüttelten sie an den hölzerne n Stäbe n un d stieße n gellend e Schrei e au s . Leinensäcke, gefüllt zum Bersten, wurden von Rücken und Schultern gewuchte t . Manch e vo n ihne n zerplatzten , un d die hervorströmende n Gerüch e wehte n bi s zu m Tempe l des Pferdeg o ttes . De r bittersüß e Duf t vo n Kakao . Der betäubende Geruc h vo n Copál , de m schwarze n Baumharz , da s di e May a als Rauchwerk gebrauchte n .
Al s letzte s schleppte n vie r hünenhaft e Träge r noc h einen große n Käfi g herbe i . De r Pate r spran g au f un d tra t soga r unter s e ine m Sonnendac h hervo r . Vergeblic h . Au s de r Entfernun g von mehrere n hunder t Schritte n wa r nich t gena u z u erkennen, welche Fracht das schwankende Gefängnis bar g . Abe r e r glaubte hinte r de n Stäbe n menschlich e Hau t schimmer n z u sehe n . Hell wi e di e Farb e vo n M ilchkakao.
I n de n zurückliegende n Tage n hatt e e r reichlic h Zei t zum Nachdenke n gehabt . Übe r di e Mach t de s Teufel s un d die Ohnmach t de r Mensche n vo n Tayasa l . Über Angst und Schrecken , au f dene n sein e Herrschaf t fußte . Weshalb der Satan de n May a eine n Kalen d e r bescher t hatte , i n de m sic h die Schreckensdate n nu r s o jagte n . Ein wahres Räderwerk des Grauen s . Ein e Maschineri e au s dre i ode r soga r vie r Kalendern, di e jede n einzelne n Ta g de s Jahre s mi t Blutfeiern , Opferfesten, Schreckensrite n belegte .
Natürlic h hatt e sich Ajxoka'nal so nicht ausgedrück t . A m Tag nach seiner Aufnahme in den Rat der obersten Priester hatte Dieg o de n Kalendergelehrte n noc h einma l aufgesuch t . Lange hatt e e r Ajxoka'na l zugehört . Beeindruck t vo m
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