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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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unse r Neues Reic h z u begründen , is t nich t etw a ei n Fluc h de r Götter . Sonder n ei n Gebot , da s di e Götte r z u unsere m eigene n Wohl e r lassen habe n .«
    Wa s sollt e diese s Gered e vo n eine m »Neue n Reich« bedeuten ? E s irritiert e ih n meh r un d meh r . Wollten die Maya vo n Tayasa l vielleich t z u Eroberungszüge n aufbrechen ? Mit ihm , de m Pferdegottpriester , al s ihre m Feldherrn ? U m Himmels willen , dacht e e r . Jedenfalls schienen sie unter dem »Neuen Reich« etwas durchaus Handfestes zu verstehe n . Abe r wa s nur?
    »Unser Baktun«, fuhr der Lahkin fort, »nähert sich dem Ende, Hohe r Rat . Un d dami t auc h di e Zei t Tayasals . Um die Gebote de r Götte r au s eigene r Anst r engun g z u erfüllen , hätte n wi r vor lange n Jahre n mi t de r Gründun g de s Neue n Reiche s beginnen müsse n . S o schiene n e s di e Götte r z u gebiete n . Doch hierfür reichte n unser e Kräft e nicht , e s is t wah r . Spätestens vor einem Katu n hätte n wi r hinau s i n de n Dschung e l ziehe n müssen , um di e Stätt e de s Neue n Reich s urba r z u mache n . Tempe l und Pyramiden hätten wir dort errichten müssen, mit der Kraft unsere r Hände , prachtvolle r noc h al s hie r i n Tayasa l . Die Edelste n unsere r Baumeister , di e Beste n unsere r Handwerker hätt e n ei n ganze s Katu n lan g unablässi g a n de r neue n heiligen Stadt arbeiten müsse n . Dafü r is t e s sei t lange m z u spät . Wi e ihr wißt , konnte n wi r keine n Baumeister , keine n Zimmermann entbehre n . Unser e Kräft e reichte n nich t aus , u m da s Neu e Reich z u errichte n un d zugleic h da s alt e z u erhalten , bi s sic h der Zeitkrei s vollende t hat .«
    E r legt e ein e Paus e ei n un d sa h verschieden e Ratsmitglieder a n . De n Bücherpriester , de r zustimmen d nickte . Ajxoka'nal, den Kalenderpriester, der bekümmerter denn je dreinsa h . B'ok - d'aan toj , doch der bullige Priester Cha'acs schüttelte den Kop f . Sei n Gesich t verzerrt e sich , sein e Auge n funkelte n vo r Haß . Vorhi n hatt e e r nich t einma l fü r di e Rettun g seine s Lebens gedank t .
    De r Lahki n betrachtet e ihn , scheinba r ungerühr t . Ohn e seinen Blic k l oszulassen , sprac h e r weiter . »Mi t jede m Tun , das ungenutz t verstrich , versanke n di e Kleinmütige n tiefe r i n Angst un d Verzweiflung . Aber wie sich nun erwiesen hat, Hoher Rat, haben die Götter nie verlangt, das Neue Reich mit der Kraft unserer Hände zu err i chte n . Den n si e habe n un s den Pferdegottprieste r gesandt , dami t e r diese s Wer k vollbringt . Binne n eine s Jahres . Nicht mit menschlicher Kraft, sondern mit de r göttliche n Mach t de r Magie .«
    Wiede r richtete n sic h all e Blick e au f Dieg o . Voll maßloser Zuversich t , wi e ih m schie n . Wa s hatt e da s z u bedeuten ? Selbst der Canek auf seinem Thron sah ihn an, mit verschleiertem Blick . Nu r de r oberst e Prieste r Cha'ac s stan d abseits . Zwischen zwei Jahressteinen spähte er in den Kalenderturm hinaus, wo die niedere n Kalenderp riester längst wieder auf Gerüsten und Seilen au f - un d abstiege n . Götterschäde l i n de n Händen , di e si e z u den Mauermulde n truge n . Bohlen und Seile knarrte n . Die Fackeln fauchte n i n ihre n Nische n . Di e Prieste r verständigte n sic h durch leis e Ruf e . Götterköp f e knirschten , Stei n au f Stein .
    Zwei Dutzend oberste Priester (und eine oberste Priesterin) sahen Diego voller Erwartung a n . Er erwiderte ihren Blick und versucht e z u begreife n . Ihr e Teufelsgötze n hatte n de n Maya befohlen , ei n neue s Königreic h z u errichte n . Sei t Jahre n und Jahrzehnte n mißachtete n si e diese s Gebo t . Dahe r ihr e Angst, dacht e er , da s Graue n i n de n Gesichter n de r Priester . Nu r ein Jah r blie b ihne n noch , u m da s teuflisch e Gebo t z u erfülle n . Ein einziges , lachhaf t kurze s Jahr , u m ein e neu e heilig e Stadt irgendw o drauße n i m Dschunge l z u errichte n . Pyramiden und Paläste , Tempe l un d Türm e fü r Dutzend e gierige r Götter . Währen d ihr e Kräft e scho n jetz t kau m meh r ausreichte n fü r den maßlose n Götterkult .
    Wi e di e Prieste r ih n ansahe n . Imme r mulmige r wurd e ih m . Wie einen leibhaftigen Erlöser! Aber warum? Nur langsam sank di e ganz e Wahrhei t i n ih n ein . Er, Dieg o Delgado , wa r der Prieste r de s Pferdegottes . Di e Götte r hatte n ih n gesandt, damit er mit seiner magischen Kraft gleichsam über Nacht eine neue

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