Die Maya Priesterin
Cristo . Sie all e dre i i n rappenschwarze n Tunike n . Zu m Zeichen , da ß sie dem Pferdegottpriester angehörte n . Di e dre i würde n au f eigene Faust am Neujahrsfest teilnehme n . Sic h unte r da s einfach e Volk mischen , da s sic h a m Ran d de s heilige n Platze s drängte .
Während er s elbs t sic h au f di e Tribün e de s Adel s un d de r hohen Priesterschaf t begebe n mußte , di e vo r de m Palas t de s Canek errichte t worde n war .
Stum m nickt e e r Hernán z u . Au f de m Kop f de s Mestizen thronte das unvermeidliche Hütchen, schräger denn j e . Sein Blic k glit t zu Yaxtu n . Die Tunika des Fallenstellers war frisch gewasche n un d zusammengeflickt . Bald schon wieder würde er si e zerreiße n un d besudeln , wen n ei n neue r Anfal l ih n z u Boden war f . Diego wandte sich Cristóba l z u . De r Blic k de s kleinen Taufpriester s verfolgt e ihn . Vorwur f un d Verzweiflun g malten sic h i n seine r Mien e . Ic h wei ß ja , Cr i s to, dachte der Pater, wir müsse n miteinande r rede n . Morge n .
Auf dem heiligen Platz donnerten die Trommel n . Fordernd , in rasende m Tak t . E r wandt e sic h u m un d eilt e hinau s . Sein e i nnere Stimme wispert e . Gefahr . Etwa s Furchtbare s würd e heute geschehe n . I x k ukul ? Au f einma l schlu g ih m da s Her z bi s zum Hal s .
2
Ein Schrei aus dreihundertsechzig Kehle n . Mi t Stimmen , die sic h überschlugen , i n gellende m Diskan t . Noc h imme r hatt e der Lahki n di e Han d erhobe n . Hoc h aufgerichte t stan d e r au f der Tribüne , vo r seine m goldene n Thro n . Au f sei n Zeiche n hin hatten alle dreihundertsechzig Sonnenpriester gleichzeitig aufgeschrie n . Wi e erstarr t stande n si e au f de m Platz , di e Arme emporgereckt . Noc h imme r ware n ihr e Münde r geöffnet . Ihr Schre i gellt e un d gellte . So hell und durchdringend, daß es in de n Ohre n z u vibriere n began n .
Fra y Dieg o spürt e de n Drang , sein e Händ e au f di e Ohre n zu lege n . Ein furchtbarer Schre i . Doc h e r bezwan g sic h . Er stand i m Krei s der obersten Priester, eingezwängt zwischen dem wohlbeleibten Büche r priester und Ajxoka'na l . Di e Tribüne , auf zwanzig Fuß hohen Pfählen errichtet, gewährte freien Blick über den heiligen Plat z . Einig e Schritt e hinte r ih m stan d Ixkukul . Doc h e r wagt e e s ni c ht , sic h z u ih r umzudrehe n . Si e stan d i n den Reihen der Priester, die weniger angesehenen Gottheiten diente n . Götze n unterworfene r Völke r ode r hal b vergessener Kulte , dere n Bedeutun g sic h i m Lau f de r Zei t verdunkel t hatte .
Er spürte ihre Präsenz, wie einen Strahl reiner Energie. Vorhin, als er auf die Tribüne geeilt war, hatte er einen Blick vo n ih r erhascht . Ei n Lächeln . Nicht spöttisch, eher bestärken d . S o al s o b si e mi t ih m zufriede n wäre . Abe r bestärken d worin? Un d zufriede n weshalb ? Bishe r hatt e e r ni c ht s ausgerichtet . Im Grund e wußt e e r nich t einmal , wa s Ixkuku l vo n ih m erwartete . Weshal b si e ih n hierhe r gelock t hatte , in s Her z de s Satansreich s . Hatt e si e ih n überhaup t geleitet , ode r wa r e r seine m eigenen Wunschtrau m erlegen ? Hofft e sie , da ß e r au f ir g endeine Weise nützlic h sei n würde ? Ih r un d de n Aufrührern , dere n Krei s sie lau t Mujane k angehörte . Al s e r a n de n Zaubere r dachte , setzte fü r eine n Momen t sei n Her z au s . K'ak'as - 'ic h . Da s Massake r von Sa n Benito . Wa s hatt e Ixkuku l mi t derle i Greuel n z u tun? Gütiger Gott, dachte er, bitte mach, daß kein Blut an ihren Finger n klebt . Ei n mechanische s Gebe t . Mit weit weniger Inbruns t hervorgebracht , al s di e Sonnenprieste r au f ihre n Schrei verwandte n .
Noch immer standen die dreihundertsechzig goldenen Gestalte n w ie versteinert d a . Die Arme erhoben, verteilt über de n weite n Plat z . Einige von ihnen, in der Nähe des Scheiterhaufens , reckte n Fackel n empor . Imme r noc h schrien si e . Hel l un d durchdringen d . Ei n Klang , wi e ein e Kling e so schar f . D a endlic h ri ß übe r ihne n d i e Wolkendeck e auf .
Di e Sonn e erschie n . Ihre Strahlen übe r gos sen den heiligen Plat z . De r Schre i de r Sonnenprieste r verebbte . Dreihundertsechzig goldene Gestalten warfen sich zu Bode n . Zu Ehre n vo n Aha u Kinich , de m Sonnengötzen , de r endlich gekommen wa r . A b ermal s setzte n di e Trommel n ein . Rasc h und drängen d . Untermal t vo n de n Flöten , ihre m dünne n Pfeifen
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