Die Maya Priesterin
straffte sic h . »Morgen sollen die unterlegenen Ballspieler enthauptet werde n . Ein e günstig e Gelegenheit , u m di e Wirksamkei t der Forme l z u prüfe n . Wen n e s un s gelin gt, eines der Opfer einzuweihe n ...«
»Zu m Beispie l Chacbalam?«
»Ic h kenn e ihr e Name n nicht , werte r Herr .« Weiterhin vermie d e s Julkin , ih n anzusehe n .
»D u has t recht , Julki n . E s wär e ein e Gelegenheit , di e s o rasch nich t wiederkehrt .« E r versucht e noc h imme r gelasse n zu klinge n . Dabe i sträubte n sic h ih m buchstäblic h di e Haare , im Nacke n un d da s Rückgra t hinab . »I n wesse n Lei b sol l e r sich wiederverkörpern ? Has t d u auc h darübe r scho n nachgedacht?«
»N - n ein , Herr , noc h nich t .« Nun erst sah der Bücherpriester au f z u ih m . I n seine r Mien e malt e sic h Erschrecke n .
Erschrecke n weshalb ? Wei l e r ertapp t worde n war ? Ode r weil sich der Pferdegottpriester so sonderbar verhielt? Plötzlich kam sic h Dieg o wi e ei n Nar r vor . Wa s fü r ei n Unfug , si e zu verdächtige n . Ixkuku l un d Jul ki n . Mein e einzige n Vertraute n . Ausgerechne t sie .
Vertraute ? echot e e s i n ihm . Sind sie das wirklich? Traust du Julkin ? Vielleich t ei n weni g noc h . Wa s weiß t d u vo n Ixkukul? S o gu t wi e nicht s .
»Ic h mu ß mic h sputen« , sagt e er . »Der Priesterrat tagt, in der K alenderpyramide .« E r nickt e Julki n z u un d eilt e davo n .
Im schrägen Licht des Nachmittags ging er über den heiligen Platz, tief in Gedanke n . Ein metaphysisches Komplott, dachte er wieder , zu r Rettun g de s Geliebten , konnt e da s sein ? Er versucht e e s mi t ihre n Auge n z u sehe n . Hatt e nich t soga r er selbst begonnen, die Möglichkeit der Wiederverkörperung in Betracht zu ziehen? Für Ixkukul stand die Wahrheit dieser Lehre außer Zweife l . Ebens o fü r Julkin . Fü r si e mußt e e s nu r natürlich sein , darau f ihre n Pla n z u er r ichte n . Falls es einen solchen Plan tatsächlic h gab .
Seit wann befand sich Chacbalam eigentlich in der Gewalt des Lahkin ? Da s mußt e e r i n Erfahrun g bringe n . Un d wi e lange scho n wußt e Ixkukul , da ß de r Hoheprieste r ihre n Brude r opfern wollte ? Sein e Geliebt e . Er knirschte mit den Zähne n . Hatte Ixkuku l ih n womöglic h nu r deshal b nac h Tayasa l gelockt : damit e r di e Amphor e mi t de r Forme l de r Wiederkeh r z u beschaffen half?
E r eilt e übe r de n Platz , ohn e nac h link s ode r recht s z u sehe n . Nu r mi t meine r Hilfe , dacht e e r , konnte n si e sic h de s alten Buche s bemächtige n . Al s Gesandte r de r Götte r wa r ic h fü r den Lahki n un d fü r Ajna'a t j u'u m unantastbar . Zumindes t lange genug , u m mi t Ju l k i n de n Schat z z u berge n . Un d wen n e r die Forme l ers t entziffer t hat?
Abrup t blie b e r steh e n , scho n a m Fu ß de r Kalenderpyramide . I x k ukul empfand wirklich Zuneigung für ihn, das spürte er. Nun erst begann er zu verstehen, aus welcher Quelle diese Sympathie entspran g . Wie oft hatte er darüber nachgedacht, vergeblic h . Wa s suchte , wa s fan d si e a n ih m ? De m weiße n Man n mi t der knochige n Gestalt , de m wirre n Bart ? Dabe i la g di e Antwor t so nahe , wen n ma n e s mi t ihre n Auge n sa h . Fü r Ixkukul , dacht e er, bin ich das ausersehene Gefäß, in dem sich die Seele ihres Geliebte n wiederverkörper n soll .
E r hatt e e s k au m gedacht , d a schie n e s ih m scho n wieder abwegi g . Beinahe hätte er aufgelacht. Ixkukul liebte nur seinen Körper , nich t sein e Seele ? Teuflisch e Verdrehung ! E r sah Chacbala m vo r sich , seine n prachtvollen , kraftstrotzende n Leib . Waru m hätt e si e gerad e mic h erwähle n sollen , al s neue s Gefäß für Chacbalams Seele?
Nun, auch hierauf gab es eine Antwor t . E r macht e sic h a n den Aufstie g . A n de r Seit e de s weiße n Pferdegottpriester s könnte Ixkukul die Macht und das Ansehen erringen, die der Lahkin ihr s o beharrlic h v e rwehrte . Ih r selbs t un d ihre r Götti n de s Mondes .
E r tra t au f de n Firs t de r Kalenderpyramide . Di e Priesterin Ixquics und der Pferdegottpriester, dachte e r . Au f einma l sa h er e s gan z gena u vo r sic h . Ihr gemeinsames Leben, wie Ixkukul es erdach t habe n mochte . Die Seelen der Zwillingsgeschwister wiede r inni g verbunden , i n ihre m un d meine m Lei b . Und ich selbst? Die Frage wehte ihn an wie ein eisiger Hauc h . E r zo g die Tü r zu m Kalendertempe l auf . Meine Seele,
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