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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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n . Nu r Ixkuku l lächelte . Ermutigen d .
    »Oberste Priester von Tayasa l .« E r sprac h nu n mi t festerer Stimme . »Di e Götte r habe n Euc h verziehe n . Nac h ihre m Willen sol l morge n ei n neue r Bun d geschlosse n werden , zwische n den dreizeh n Himmel n un d Eure m Vol k .« Schwind elgefüh l ergriff ih n . Er schloß die Auge n . »Zu m Zeiche n diese s Bunde s soll Euc h auc h da s Geheimni s wiede r offenbar t werde n . Von Gnade n de r Götter . Au s meine m Mun d .« Er öffnete die Auge n . Sein e Arm e hobe n sich , z u segnende r Gebärde , wi e vo n selbs t .
    »May a v o n Tayasal« , rie f er , »di e Zei t Eure r Buß e is t vorbei! Ic h bring e Euc h di e Forme l de r Wiederkehr!«
     

6
     
     
    Der Abend kam, die Nacht. Vo r Stunde n wa r Dieg o i n den Tempe l de s Pferdegotte s zurückgekehrt . Innerlic h aufgewühlt wi e ni e zuvo r i n seine m Lebe n . Nu r mi t ä u ßerste r Anstrengung gelan g e s ihm , sein e Gefühl e z u verberge n .
    Noc h imme r sa ß Julki n übe r de m Buc h au s de r Amphore . Ein paarma l hatt e de r Pate r ih m übe r di e Schulte r geschaut , nichts begreifen d . Ein Wirrwarr von Zeichen, ähnlich denen, die er in de n zurüc k liegende n Woche n z u deute n gelern t hatte . Doch dies e Zeiche n wirkte n u m viele s grober , auc h diffuser , wie Fußspure n i m Schlamm . Manche Zeichen glaubte er wiederzuerkenne n . Di e Brücke , di e Silbersichel , da s Profi l eines Priester s mi t vasenförmi g geöffnete m Schäde l . Abe r wen n e r sie i m Zusammenhan g z u lese n versuchte , entstande n Sätz e ohne Sin n . Ode r mi t eine r Bedeutung , di e ih m verschlosse n blieb . Zweifello s handelt e e s sic h u m ei n uralte s Buc h . Wi e alt , wagte er nicht einmal zu schätze n . Sicherlic h weitau s älte r al s ein Baktu n . Das Bastpapier verwittert, an den Rändern zerfasert, die Tint e ausgebleich t . De r Einban d au s klobige m Leder , schwarz un d daumendic k un d sonderba r drahti g behaar t . Als wäre er aus de r Hau t eine s Wesen s gefertig t worden , da s i n finster s ter Vorzeit auf dieser Erde wandelte.
    Diego hatte es bald schon aufgegeben, Julkin bei der Entzifferung zuzusehe n . Rastlo s gin g e r i m Altarrau m au f und ab , Stund e u m Stunde . Fackel n loderte n i n de n Wandnische n . De r Pate r zählt e si e mechanisch , inde m e r a n ihnen vorüberschritt , wiede r un d wiede r i m Krei s . Vo m Altartisc h in de n Bereic h de r Besucher , vo n dor t zu m Eingan g un d zurück zu m Altar .
    Julki n durft e nich t bemerken , au f keine n Fall , wi e seh r er selbs t nac h de r teuflische n Forme l lechzte . Da ß e r dem Pries terra t bereit s angekündig t hatte , ihne n da s Geheimni s der Wiederkehr morgen zu offenbare n . Vor dem Altar blieb er stehe n . Da s schwarz e Ro ß glotzt e au f ih n herab , mi t höhnisch gebleckten Zähne n . Er schlug sich an die Stir n . Wi e hatt e e r nur s o törich t hand e ln können? Sein eigenes Leben abhängig mache n vo n eine m satanische n Zauberspruch , de n es höchstwahrscheinlic h ga r nich t gab ? Un d fall s e s Julkin tatsächlic h g lückte , di e wundersam e Forme l z u enträtsel n - glaubt e e r selbs t den n a n ihr e - wie Julkin es gena n n t hatt e -
    »Wirksamkeit«? Glaubte er, Pater Diego Delgado, allen Ernstes, da ß sic h de r Flu g de r Seele n steuer n lie ß durc h mathematische Berechnun g un d magische s G e m urmel ? Da ß di e Seele n sich überhaupt wiederverkörperten, entgegen der Verheißung Jesu? Un d ü berdie s au f gewaltsame , heldenhaft e Art , wi e e s der Glaube der Maya vorsah: indem die kriegerische Seele in einen Lei b fuh r un d di e dari n hausend e Wesenhei t vertrieb?
    Nun , e r glaubt e nich t daran , natürlic h nich t . Starr erwiderte er den Blick des kolossalen Rosses . Ode r vielleich t doch , ei n ganz klei n wenig ? Immerhin , dacht e er , wa s di e Maya Wiederverkörperun g nannten , wa r auc h i m Abendlan d ein wohlbekanntes, wenn auch übel gelittenes Phänome n . Die Kirch e nannt e e s Besessenhei t durc h Dämone n . Christliche Pr i ester exorzierten die höllischen Wesenheiten, mit Weihrauch un d Gebete n . Beschwörungen auch das, allerdings mit gegenläufige m Zie l . Vertreibun g au s de m betreffende n Leib . Di e Forme l de r May a dagege n trie b di e Wesenhei t i n den ausersehenen Leib hinei n . Zie l genau wie im heiligen Spiel, wenn der Ball durch den steinernen Ring flo g . Da s To r der Wiederkehr

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